Exklusiv

: Das Basketballwunder aus Ostafrika

von Carsten Behrendt
18.04.2024 | 07:19 Uhr
Überraschend hat sich das Team des Südsudan für Olympia 2024 qualifiziert. Eine Sensation, die einem ganzen Land Hoffnung gibt. Ortsbesuch im jüngsten anerkannten Staat der Welt.

Sie haben das fast Unmögliche geschafft: Das Basketball-Team des Südsudan hat sich zum ersten Mal für Olympische Spiele qualifiziert. Hoffnung für ein von Krisen zerrüttetes Land.

18.04.2024 | 11:59 min
Den Vater des Basketballwunders treffen wir zufällig: Luol Deng, ehemaliger NBA-Star und nun Präsident des südsudanesischen Basketballverbands. Seine Pressesprecherin hatte uns wenig Hoffnung auf ein Treffen gemacht. Deng pendele zwischen seinen Wahlheimaten in den USA und Kenia und sei nur ab und an im Südsudan.
Jetzt sitzen wir gemeinsam am Abfluggate in Nairobi in Kenia und warten auf unseren Flug in die südsudanesische Hauptstadt Juba. Verspätung. Genug Zeit für ein lockeres Gespräch.
Luol Deng, Verbandschef des südsudanesischen Basketballverbands, will seinem Heimatland etwas zurückgeben. Die Teilnahme der Basketballer bei Olympia in Paris ist da ein Anfang.Quelle: Imago

Olympia-Qualifikation bei der Basketball-WM

Bei der WM 2023, als Deutschland Weltmeister wurde, hat das Team des Südsudan eine nicht minder große Überraschung geschafft: Das Olympiaticket gelöst - zum ersten Mal.
Luol Deng schwärmt, wie sehr die Menschen im Südsudan mit den "Bright Stars", so der Spitzname des Teams, mitgefiebert hätten. Bei der Rückkehr gab es einen Autokorso und eine große Party im nationalen Basketballstadion.

Ein Job, härter als eine NBA-Saison

Wir spüren, wieviel Luol Deng dieser Erfolg bedeutet. Er will seinem Heimatland etwas zurückgeben. Zwei Mal war er NBA All Star, hat für die Chicago Bulls, in Miami Heat und die L.A. Lakers gespielt. Als Kind ist seine Familie vor dem Bürgerkrieg im Sudan geflüchtet. Der Job als Verbandschef sei härter als eine NBA-Saison, erzählt er.
Seine Nationalmannschaft besteht aus Profis, deren Familien wie seine eigene flüchten mussten. Sie spielen überall auf der Welt, nur nicht zuhause im Südsudan. Gerade erst bauen sie die erste Basketballhalle im ganzen Land, und selbst Outdoor Courts sind rar.

Junge Nation mit Basketballgenen

Der Südsudan ist der jüngste allgemein anerkannte Staat der Welt. 2011 feierte das Land die Unabhängigkeit vom Sudan. Mehrfach gab es seitdem Bürgerkriege. Im internationalen Entwicklungsindex steht das Land weit unten. Armut, Korruption und Konflikte prägen den Alltag. Nun wird das Basketball-Team zum Hoffnungsträger dieser jungen Nation.
In Juba wühlen wir uns durch den Berufsverkehr. Motorradtaxis umschwirren uns, die Menschen fahren in Sammelbussen zur Arbeit. Nur die breiten Hauptstraßen sind geteert, drumherum Sandpisten. Das nationale Basketballstadion ist ein Open Air Betonplatz, umsäumt von etwa fünf Meter hohen Tribünen ohne Stühle.
Deutlich moderner ist das Trainingsgelände neben der Universität: Zwei Courts unter freiem Himmel. Der Boden aus Kunststoffkacheln federt angenehm, drumherum ein Dutzend Plexiglas-Körbe. Hier trainieren Kinder und Jugendliche schon am Nachmittag bei über 30 Grad im Schatten. Einige schon zwei Meter groß.
Südsudanesen haben die optimalen Basketballgene, sagen sie: Groß, athletisch, kräftig - und diszipliniert. "Fußfeuer", ruft ihr Trainer - minutenlang tippeln die Spieler im Wechselschritt, springen, drehen sich, klatschen auf Kommando in die Hände. Und träumen von Olympia.

Der Sport kann ein Brückenbauer in einer Welt voller geopolitischer Krisen sein. Religiöse, ethnische und interkulturelle Barrieren werden eingerissen.

06.04.2024 | 43:23 min

Als Basketball-Nation so erfolgreich werden wie Kenia mit Läufern

Finanziert wurde der Platz an der Uni von Luol Dengs Stiftung. Sie will Talente fördern und mit Basketball Werte fürs Leben vermitteln. Chefin ist Luols Schwester Arek, auch sie Basketballerin. Olympia bringt das kriegsgeschundene Land zusammen, sagt sie:
Der Erfolg hat einen Boom ausgelöst. Einen Boom an Einheit und Zusammengehörigkeit. Jetzt tragen die Menschen mit Stolz unsere Fahne und sie sind stolz auf jeden einzelnen Spieler, der zu diesem Erfolg beigetragen hat.
Arel Deng
Basketball-Training im SüdsudanQuelle: zdf / Carsten Behrendt
In den kommenden Jahren will der Südsudan im Basketball so erfolgreich werden wie es das Nachbarland Kenia mit seinen Läufern ist. Für die Olympia-Premiere in Paris gilt aber erst einmal: Dabei sein ist alles.

Südsudan gegen US-"Dream-Team"

Gruppengegner sind Serbien und die USA. Gegen das US-"Dream Team" wollen die "Bright Stars" aus Ostafrika besonders hell erstrahlen und zeigen, dass ihr Land der aufstrebende Stern am internationalen Basketballhimmel werden will.

Mehr zum Thema