: Kontern oder gestalten? Beides!

von Maik Rosner
17.04.2024 | 05:01 Uhr
Vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League stellt sich für die Bayern die Frage, wie am besten gespielt werden sollte. Auch intern gibt es unterschiedliche Überlegungen.
Mit welcher Taktik knackt der FC Bayern im Viertelfinale-Rückspiel der Champions League den FC Arsenal am besten?Quelle: imago
Wenn der FC Bayern am Mittwoch den FC Arsenal (21 Uhr) zum entscheidenden Rückspiel im Viertelfinale der Champions League empfängt, stellt sich nicht nur die Frage, wer spielt. Sondern vor allem, wie gespielt werden sollte, um mit dem nötigen Sieg ins Halbfinale einzuziehen und die erste titellose Saison seit 2012 vorerst abzuwenden.

Bayern ohne Davies, Gnabry und Coman

"Wir wollen die Saison am Leben halten", sagt Angreifer Harry Kane, und Trainer Thomas Tuchel ergänzt:
Wir wollen nach langer Zeit ins Halbfinale und dann natürlich den ganzen Weg gehen bis nach London.
Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern
Ob die Bayern dort zum Finale am 1. Juni ankommen, hängt auch vom Ausgang des Spiels gegen Arsenal am Abend ab. Die Frage, wer gegen die Gunners spielt, ist leichter zu beantworten, weil Tuchel wenig Auswahl hat. Linksverteidiger Alphonso Davies fehlt wegen seiner Gelbsperre, die er sich beim 2:2 im Hinspiel eingehandelt hatte. Zudem fallen die Flügelspieler Serge Gnabry und Kingsley Coman wegen ihrer jüngst erlittenen Muskelblessuren aus.

Der FC Bayern darf weiter vom Champions-League-Finale träumen. Im Viertelfinal-Hinspiel auswärts beim FC Arsenal erreichten die stark verbesserten Münchner ein respektables 2:2.

10.04.2024 | 02:59 min
Als Ersatz für Davies und Gegenspieler des flinken Bukayo Saka könnte Noussair Mazraoui auflaufen, weil er schneller und defensivstärker ist als die andere Option Raphaël Guerreiro. Wichtig ist aus Sicht der Bayern, dass die zuletzt angeschlagenen Manuel Neuer und Leroy Sané zur Verfügung stehen.

Müllers Taktik-Idee

Sané ist als letzte verbliebene Flügelfachkraft ebenso gesetzt wie Jamal Musiala, der jene linke Seite bespielen könnte, auf der im Hinspiel Gnabry aufgelaufen war. Müller könnte dafür ins Zentrum rücken. Es sei denn, Tuchel würde voll auf Müllers Taktik-Idee setzen.
Spielern wie dem flinken Sané "tut es natürlich gut, wenn er ein bisschen Raum vor sich hat, wo er mit seinen 36 km/h reinfahren kann", sagt Müller. Es sei "nicht schädlich für uns, wenn wir nicht 70 Prozent Ballbesitz haben, sondern auch einen Gegner, der gerne den Ball hat".
Man müsse "reinbeißen, mal einen Ball wegzwicken", erklärt Müller, "und dann muss es halt schnell gehen".

Zwei Tore nach Schnellangriffen im Hinspiel

Müller kann zwar schnell denken, Situationen erfassen und zu direkten Pässen nutzen, schnell laufen kann er aber weniger, jedenfalls vergleichsweise. Sollte Tuchel also vor allem auf ein blitzartiges Umschalten setzen, könnte Mathys Tel statt Müller beginnen. Sehr wahrscheinlich ist diese Variante aber nicht.

Für die Bayern sei das Spiel gegen Arsenal "die letzte Chance, sich diese Saison doch noch zu retten", sagt ZDF-Reporter Thomas Skulski in München.

17.04.2024 | 03:15 min
Im Hinspiel hatten die Münchner bereits auf schnelle Gegenangriffe gesetzt. Daraus hervor gingen die Tore durch Gnabry und Kanes Foulelfmeter, vor dem Sané ein rasantes Solo über den halben Platz hingelegt hatte.
Jetzt gibt es aber auch Stimmen beim FC Bayern, die die eher untypische Kontertaktik infrage stellen. Neben Kane zählt dazu Joshua Kimmich.

Kane und Kimmich erwarten mehr Ballbesitz für Bayern

Kane geht davon aus, dass man zu Hause mehr Ballbesitz, Kontrolle und Chancen haben werde, "aber wir wissen auch, dass Gefahren drohen", sagt er. Kimmich erkennt zwar die Vorzüge einer abwartenden Grundhaltung mit anschließenden Schnellangriffen, wie auch beim 3:0-Sieg gegen Stuttgart, als der VfB zwar auf 63 Prozent Ballbesitz kam, aber auf null Chancen.
Gegen Arsenal rechnet Kimmich jedoch damit, "dass wir ein bisschen mehr Ballbesitz haben und auch selbst versuchen werden, dem Spiel unseren Stempel aufzudrücken".

Tuchel setzt auf Taktik-Mix

Danach klingt auch der maßgebliche Tuchel, zumindest teilweise. "Wir brauchen wieder alles", sagt er, darunter "die gleiche taktische Disziplin wie im Hinspiel". Kurze Pause: "Wahrscheinlich brauchen wir noch einen Ticken mehr." Tuchel ist überzeugt:
Wenn du im Viertelfinale weiterkommen willst, kannst du dich nicht nur auf Konter verlassen.
Thomas Tuchel, Trainer des FC Bayern
Ebenso wenig könne man einzig auf Pressing oder Ballbesitz setzen, man brauche "alles in allen Bereichen". Darunter eine "extrem gute Verteidigungsleistung" im Wechsel mit Pressing und Ballbesitz, um sich "zu erholen für das intensive Spiel gegen den Ball".
Die Antwort auf die Frage, kontern oder gestalten, lautet also beides. Bleibt die Frage, mit welchen Anteilen. Man darf gespannt sein.
Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.

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