Update

: Ein Paragraf, sie zu kriminalisieren

von Anna Grösch
06.06.2023 | 15:41 Uhr
Eine Mehrheit will den Abtreibungsparagrafen 218 beibehalten, Sorge nach Dammbruch in der Ukraine, Gericht verurteilt Russland im Fall Nawalny.

Guten Abend,

wer eine Schwangerschaft abbricht, begeht in Deutschland eine Straftat. Straffrei bleibt diese nach einer Beratung mit dreitägiger Bedenkzeit, wenn der Eingriff von einem Arzt oder einer Ärztin vorgenommen wird und wenn seit Beginn der Schwangerschaft nicht mehr als zwölf Wochen vergangen sind.
Wenn es nach dem Willen der Mehrheit geht, soll das so bleiben. Aus einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag von ZDF frontal von Ende Mai geht hervor, dass sich 54 Prozent dafür aussprechen, dass Schwangerschaftsbrüche weiterhin als Straftaten gelten, unter bestimmten Voraussetzungen aber nicht strafrechtlich verfolgt werden. 36 Prozent wollen die Abschaffung des Paragraphen.

06.06.2023 | 09:57 min
Ein interessanter Aspekt der Umfrage ist, dass für die Abschaffung des Paragraphen 218 hauptsächlich junge Menschen plädieren - vor allem Frauen. Siehe da: Frauen im gebärfähigen Alter, jene Gruppe also, die die Gesetzesregelung wohl am meisten betrifft. Selbstverständlich darf jeder und jede eine Meinung zu Schwangerschaftsabbrüchen haben. Doch mit den Konsequenzen einer Schwangerschaft muss eben nicht jeder leben - schon gar nicht mit denen einer ungewollten.
Keine von den rund 100.000 Abtreibungen pro Jahr wird leichtfertig entschieden worden sein. Es gibt unzählige Gründe, warum Frauen eine Schwangerschaft abbrechen - man bekommt von ihnen nur so gut wie nie etwas mit. Laut Zahlen des RKI hat jede zwölfte Frau in ihrem Leben mindestens einmal eine Schwangerschaft abgebrochen. Vermutlich auch in Ihrem Umfeld - nur wissen Sie wahrscheinlich nichts davon.
Denn Abtreibungen sind nach wie vor ein Tabu - auch wegen Gesetzen wie dem Paragraph 218, der sie kriminalisiert. Dazu kommt die immer schlechter werdende Versorgungslage, besonders außerhalb von Ballungszentren. Ungewollt schwangere Frauen haben es schwer und müssen eine Entscheidung treffen, die ihr Leben möglicherweise für immer verändern wird. Ob man der Meinung ist, dass man es ihnen als Unbeteiligter durch Kriminalisierung und Unverständnis noch schwerer machen sollte, kann jeder und jede für sich selbst entscheiden.

Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist

Explosion am Kachowka-Staudamm: Durch eine Explosion ist der Staudamm in der ukrainischen Region Cherson eingebrochen. Das angrenzende Wasserkraftwerk wurde zerstört. Der Bruch des Staudamms führt zu schweren Überflutungen. Zudem herrscht Sorge um die Sicherheit des AKW Saporischschja.

06.06.2023 | 01:05 min

Im Livestream

ZDF Spezial: Staudamm zerstört - Neue Dimension im Krieg gegen die Ukraine?, 19.20 Uhr
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Was darüber hinaus wichtig ist

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt Russland: Im Fall der Vergiftung von Alexej Nawalny hat Russland laut Urteil des EGMR nicht ausreichend ermittelt. Das Gericht in Straßburg stellte fest, dass ein politisches Motiv für den Mordversuch und eine mögliche staatliche Beteiligung nicht in Betracht gezogen worden sei. Die Lage der Opposition in Russland wird währenddessen immer prekärer. Unser ZDF-Korrespondent Sebastian Ehm berichtet:
Sorgt eine Nato-Übung für Flugchaos? In knapp einer Woche beginnt die Luftübung "Air Defender". Es ist die größte dieser Art seit Bestehen der Nato. Dabei wird auch mit "massiven Auswirkungen" auf die zivile Luftfahrt gerechnet - Airlines und Flughäfen wappnen sich.

Ausführlich informiert

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird über die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Was spricht für, was gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht? Theo Koll hat Antworten in einer neuen Folge "Kontext".

06.06.2023 | 10:01 min

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