Neujahrsvorsätze sind offenbar besser als ihr Ruf. 30 bis 40 Prozent führen tatsächlich zu nachhaltigen Veränderungen, sagt Coach Christian Thiele. Wenn das keine gute Nachricht ist: Ich kann etwas verändern und das langfristig! 2023 haben sich die Menschen in Deutschland vor allem drei Dinge vorgenommen und zwar nicht die gängige Melange aus Abnehmen, mehr Sport und weniger Alkohol.

Zwei Drittel wünschen sich für das neue Jahr weniger Stress, mehr Zeit für Familie und Freundeskreis sowie sich klimafreundlicher zu verhalten. Kleineres Schnitzel, größere Gemüsebeilage. Seife statt Duschgel aus der Plastikflasche. Die U5 nehmen statt den A6. Das sind machbare Ziele, die dem Planeten zugutekommen - auch wenn der Rest der Menschheit noch nicht mitmacht.  

Damit mehr Menschen klimafreundlich unterwegs sein können und vom Auto auf die U-Bahn umsteigen, will die Ampel-Koalition im Frühjahr das 49-Euro-Ticket einführen. In vielen Winkeln der Welt bewegen sich Regierungen in dieselbe Richtung. In seiner Neujahrsansprache kündigte Ugandas Präsident Yoweri Museveni eine Art Abwrackprämie an: Wer sein altes Motorrad mit Verbrennungsmotor abgibt, erhält im Tausch ein neues Elektro-Motorrad aus heimischer Produktion. Ein Netz von Ladestationen soll errichtet werden, um signifikante Einsparungen bei den CO2-Emissionen zu bewirken.

Das Wohl künftiger Generation hat auch die neuseeländische Regierung im Blick, wenn 2023 ein Gesetz in Kraft tritt, das für alle gilt, die 14 Jahre alt werden - und für die Jüngeren sowieso. Danach darf an Menschen, die ab dem 1. Januar 2009 geboren wurden, kein Tabak mehr verkauft werden. Premierministerin Jacinda Ardern will das Land rauchfrei machen und so das Krebsrisiko in der Bevölkerung senken.

Für die Behandlung von Krebs verspricht 2023 ein gutes Jahr zu werden. Der Pharmakonzern und Covid-19-Impfstoff-Hersteller Biontech will die weltweit erste Anlage ihrer Art für die Herstellung individualisierter Produkte für die Krebs-Immuntherapie in Betrieb nehmen - und damit die Medizin revolutionieren. Die Medikamente, maßgeschneidert für jeden Patienten und jede Patientin, sollen die Heilungschancen für die zweithäufigste Todesursache in Deutschland deutlich erhöhen. 2021 erlagen rund 230.000 Männer und Frauen einer Krebserkrankung. Dass diese Diagnose kein Todesurteil sein muss, zeigt die bewegende Geschichte der 28-jährigen Janis Reuter, Mutter einer kleinen Tochter, die an Brustkrebs erkrankte:

Mich persönlich würde kurzfristig eine Innovation voranbringen, die im Juni 2023 auf den Markt kommen soll: der sogenannte Bike Desk. Oben Schreibtisch statt Lenkrad, unten Indoor-Fahrrad. Oben wird gearbeitet, unten gestrampelt. Gut für die Fitness und den Rücken, dem die Arbeit im Homeoffice oft nicht guttut. Was Abhilfe schafft, zeigt die plan b-Reportage:

Mit einem Bike Desk kann man während einer Videokonferenz selbst den Strom erzeugen, den man für Handys, Tablets und Notebooks braucht. Damit wäre ich ja wohl ganz vorne: Stress abbauen durch Bewegung + klimafreundliches Verhalten. Wenn ich und die anderen 30 bis 40 Prozent der Menschen ihre guten Vorsätze durchhalten und zum Changemaker werden, würde 2023 für unseren Planeten ein gesegnetes neues Jahr.

Klimafreundlich fliegen: Die hohen CO2-Emissionen beim Fliegen verderben vielen Menschen die Freude an Fernreisen. 2023 aber könnten sie womöglich wieder ohne schlechtes Gewissen abheben: Die Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss will als erste Fluggesellschaft mit synthetischem Kerosin aus Solarenergie fliegen - und damit klimaneutral.  

Kindergrundsicherung: Mehr Geld für Familien mit wenig Einkommen - das ist das Ziel der sogenannten Kindergrundsicherung, die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) 2023 auf den Weg bringen will. Familien sollen künftig einfacher von Leistungen profitieren, die sie bislang aus Unkenntnis oder wegen bürokratischer Hürden gar nicht erst beantragen.

Kostenlose Kondome: Frankreich weitet das Angebot kostenloser Verhütungsmittel für junge Menschen aus. Seit dem Jahreswechsel sind Kondome für unter 26-Jährige kostenlos. Sie erhalten die Verhütungsmittel nun gratis in Apotheken. Seit fast einem Jahr ist bereits die Antibabypille für junge Frauen unentgeltlich. Staatspräsident Emmanuel Macron nannte die Maßnahme "eine kleine Verhütungsrevolution".