: Gamescom: Spielspaß trifft auf Energiekrise

von Heiko Rahms
24.08.2022 | 10:30 Uhr
Nach zwei Jahren Corona-Pause startet heute wieder die weltgrößte Gaming-Messe Gamescom. Ein Problem: Der Stromverbrauch von Konsolen und Servern steigt.
Zwei lange Jahre haben sie gewartet, jetzt ist es wieder soweit. Die Fachbesucher sind vor Ort - und auch die Gamer können sich wieder real begegnen und nicht nur virtuell. Es werden wieder viele Monitore, Spielkonsolen und weiteres technische Gerät zu sehen sein.

Corona-Pandemie hat Computerspiel-Boom ausgelöst

Dieses Jahr werden Massen anreisen, denn die Game-Branche boomt, und dieser Trend hat sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt.
34 Millionen Deutsche spielen inzwischen regelmäßig Computerspiele, so die Ergebnisse von statista. Und um richtig spielen zu können, ist einiges an Technik nötig - mindestens ein Bildschirm, eine Soundbar und natürlich ein leistungsstarker Computer. Da sind viele Stromfresser dabei. Doch wer will das schon so genau wissen, wenn es um das Freizeitvergnügen geht?

Energieverbrauch für Computerspiele weltweit sehr hoch

So ist auch der Stromverbrauch der Messe entsprechend hoch, obwohl die Veranstalter alles so grün wie möglich erscheinen lassen wollen. Das Event in Köln sei klimaneutral, verkündet der Verband "game".
Aber jenseits der Messe geht es um riesige Strommengen. Laut dem Lawrence Berkeley National Laboratory verbraucht allein Kalifornien für Computerspiele 4,1 Milliarden Kilowattstunden Strom und verursacht so den Ausstoß von 1,5 Millionen Tonnen CO2. In den gesamten USA belaufen sich die Energiekosten der Gamer auf insgesamt fünf Milliarden Dollar jährlich.

Gaming-PCs sind beim Spielen die größten Stromfresser

Ganz vorne beim Stromverbrauch liegen die Gaming-PCs selbst, sagt Sören Demandt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die verbrauchen sehr viel Strom im Bereich von 200 bis 300 Watt. Handheld-Geräte, Handys und kleinere Geräte liegen bei etwa zehn Watt.
Sören Demandt, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Der Energieexperte hat sich den Verbrauch einer aktuellen Spielkonsole genauer angesehen. Er hat berechnet, dass ein Gamer, der im Jahr täglich drei Stunden spielt, so viel Strom verbraucht, wie ein Elektroauto benötigt, um einmal von Hamburg nach München und zurück zu fahren - das sind etwa 1.600 Kilometer.
Nicht nur die Hardware benötigt zunehmend Energie. Auch die Spieleentwickler schaffen immer neue virtuelle Welten. Denn der Wettbewerb der Anbieter ist hart, Grafiken und Effekte werden immer komplexer. Und damit die Illusion perfekt ist, braucht es Rechenleistung, dafür ziehen die Geräte entsprechend viel Strom.

Trend Cloud-Gaming: bis zu dreimal mehr Stromverbrauch

So haben die Spiele auch ihren Preis: bis zu 700 Euro können das sein. Als preisgünstige Alternative verstärkt sich deshalb der Trend des Cloud-Gamings. Der Spieler kauft das Spiel nicht mehr, sondern es wird vom Anbieter gestreamt - ideal für Gelegenheitsspieler, die so auch auf den Kauf von teurem Equipment verzichten können.
Das funktioniert jedoch ebenfalls nur mit großen Rechenzentren, die das Cloud-Angebot bereitstellen.
Das Problem ist, dass der Stromverbrauch bei dieser Art bis zu dreimal höher sein kann, als wenn ein Spieler lokal auf seiner Konsole spielt.
Sören Demandt, Energieexperte Verbraucherzentrale
Auch bei onlinebasierten Spielen, bei denen Spieler über das Internet gegeneinander spielen, ist die Energiebilanz schlecht. Denn auch hier braucht es stromfressende Server, die die Spieler miteinander vernetzen.

Die Gamescom...

... in den Kölner Messehallen ist vom Donnerstag, 25.08.2022, bis Sonntag, 28.08.2022 für reguläre Besucher geöffnet. Am Mittwoch, 24.08.2022, ist die Computer- und Videospielmesse Fachbesuchern vorbehalten.

Branche will Energieeffizienz im Gaming-Bereich verbessern

Der Branchenverband game gibt an, dass 75 Prozent seiner Mitglieder sich für mehr Nachhaltigkeit engagieren. Sie würden Maßnahmen treffen, um die Energieeffizienz der Gaming-Hardware zu verbessern und umweltfreundliche Produktverpackungen entwickeln.
Immerhin: Der Stromverbrauch der Geräte im Standby-Modus gehe zurück, meint Sören Demandt. Das sei auf Bestimmungen der EU zurückzuführen. Trotzdem sollten Geräte, wenn sie nicht genutzt werden, immer ganz ausgeschaltet werden.
Heiko Rahms ist Reporter im ZDF-Studio Nordrhein-Westfalen.

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