: Acht Alternativen zu WhatsApp

von Peter Welchering
15.05.2021 | 05:54 Uhr
WhatsApp hat seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert. Wer nicht zustimmen will, muss sich einen anderen Messenger suchen. Doch wer macht es in puncto Datenschutz besser?
Messenger-App Threema.Quelle: Andrea Warnecke/dpa-tmn/dpa/Archivbild
Messenger gibt es inzwischen fast schon wie Sand am Meer. Die Fragen, die sich WhatsApp-Anwendern stellen, wenn sie die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen ihres bisherigen Dienstanbieters nicht akzeptieren wollen und auf einen anderen Messenger wechseln wollen, sind die nach der einfachen Installierbarkeit, dem Niveau von Datenschutz und Datensicherheit und nach den Kosten. Acht Alternativen zu WhatsApp.

1. Element

Ziemlich unbekannt, aber von technikaffinen Regierungsmitarbeitern gern genutzt, wird der Messenger Element. Als App gibt es diesen Messenger für Android, iOS, Windows, Linux und MacOS. Die Android-Version kommt auch ohne den Play Store aus. Ohne Installation lässt sich Element mit einem Web-Browser direkt nutzen (app.element.io). Für WhatsApp-Anwender dürfte die Benutzeroberfläche von Element allerdings etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet Element für Voice-Over-IP-Telefongespräche, Video-Chats und die klassischen Messagingdienste zum Versenden von Texten und Bildern. Die in Googles Play Store gehaltene Element-App weist eine Programmbibliothek auf, die dafür sorgt, dass die App ständig Verbindung zu Google hält. Deshalb wird von datenschutzsensiblen Nutzern die im Store von F-Droid vorgehaltene App verwendet, die diese Bibliothek nicht aufweist.

2. Ginlo

Sehr einfach zu installieren ist zum Beispiel Ginlo. Entwickelt wurde der Messenger von der Münchner Brabbler AG. Ginlo hat ihn im Februar 2020 übernommen. Für private Nutzer ist die App kostenfrei. Sie läuft auf iOS (ab Version 9) und auf Android (ab Version 5) in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Französisch und Türkisch. Im Echtzeit-Messaging können alle gängigen Dateiformate von PDF über DOCX bis hin zu JPG versendet werden. Gruppenchats sind ebenfalls möglich. Die Nachrichten werden vollverschlüsselt. Die kostenpflichtige Business-Version bietet wesentlich mehr Funktionen wie etwa Abwesenheitsnotizen und Nachrichtenpriorisierung.

3. Google Messages

Google Messages ist kostenlos nutzbar, allerdings wertet Google die Daten der Messages-Anwender sehr umfänglich aus. Google bietet für seinen Messenger keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Datenschutz und Datensicherheit sind bei diesem Messengerdienst also nicht sehr ausgeprägt.

4. Signal

Signal bietet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und sorgt dafür, dass beim Messaging wenig Metadaten anfallen. Installation und Bedienung sind sehr einfach aufgebaut. Fotos, Videos und Audios können in Einzel- wie in Gruppenchats versandt werden. Der Programmcode von Signal liegt offen, das heißt jeder kann ihn einsehen und auf Schwachstellen prüfen. Wer wann mit wem Nachrichten austauscht, wird von Signal nicht gespeichert. Die meisten Sicherheitsexperten empfehlen Signal.

5. Telegram

Telegram wurde von Nikolai und Pavel Durov entwickelt, um der engmaschigen Kontrolle des Internet-Datenverkehrs durch die russischen Sicherheitsbehörden ein Schnippchen zu schlagen. Telegram bietet einen cloud-basierten Dienst ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und vollverschlüsselte private Chats, die nur auf den lokalen Geräten gespeichert werden. Beim cloud-basierten Dienst werden die Chats auf dem Server neu verschlüsselt. Dabei hätten die Betreiber theoretisch Zugriff auf die Daten.
Die Apps (Client-Software) von Telegram sind quelloffen, können also von jedermann eingesehen werden, die Software des zentralen Servers ist proprietär. Ehemalige WhatsApp-Anwender haben sich auch oft deshalb für Telegram entschieden, weil sie ihre WhatsApp-Chats in Telegram importieren können.

6. Threema

Die bekannteste Alternative zu WhatsApp ist Threema. Der Betreiber sitzt in der Schweiz. Die Kommunikation ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Metadaten fallen nur spärlich an. So wird zum Beispiel nicht erfasst, wer wann mit wem Nachrichten austauscht. Die Messenger-Software kann von jedem eingesehen werden, die Server-Software jedoch nicht. Threema unterliegt dem Schweizer Datenschutzrecht und hat auch bisherige Überprüfungen stets glänzend bestanden. Komfort, Datenschutz und Datensicherheit stimmen also, haben jedoch ihren (geringen) Preis: Die App kostet einmalig 3,99 Euro. Zudem bietet Threema verschlüsselte Telefonie.

7. Wire

Die Betreiber von Wire sitzen auch in der Schweiz und nutzt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Open Whisper, die auch vom Messengerdienst Signal genutzt wird. Der Funktionsumfang entspricht dem der anderen Messenger. Wire bietet darüber hinaus die Möglichkeit von Gruppenanrufen. Wire speichert zwar Metadaten der Anwender, allerdings nur in anonymisierter Form. Die Datenschutzexperten von Digitalcourage e.V. empfehlen Wire jedoch nur eingeschränkt, weil die Wire Swiss GmbH im Jahr 2019 von einer US-Holding übernommen wurde und somit der amerikanischen Sicherheitsgesetzgebung unterliegt.

8. Freie Messenger

Viele Initiativgruppen bieten zudem Messenger auf der Basis des sogenannten Jabber-Protokolls an. Dieses offene Protokoll ist auch als XMPP bekannt und wurde ursprünglich fürs Chatten von PC zu PC entwickelt. XMPP ist Open Source und plattformneutral. Allerdings setzt die Einrichtung einiges an technischen Kenntnissen voraus, die hier näher erläutert werden.