: Die Geschichte der Steinkohle in Deutschland
Das "Schwarze Gold"
Steinkohle fachte vor 150 Jahren das Feuer des Fortschritts im Ruhrgebiet an. Das harte Sedimentgestein wird hauptsächlich zu Koks weiterverarbeitet, der u. a. zur Eisenherstellung verwendet wird. Das ZDF blickt zurück auf die Geschichte des „Schwarzen Goldes“.
Quelle: BROADVIEW TVDie Industrialisierung
Kein anderer Rohstoff hat die jüngere Geschichte Europas so geprägt wie die Steinkohle. Der Bergbau an der Ruhr lieferte Kohle, die besonders gefragt war. Sie lag in reichhaltigen Mengen unter der Erde und konnte vergleichsweise günstig abgebaut werden. Die Förderung stieg von 1,7 Millionen Tonnen im Jahr 1850 auf bereits 35,5 Millionen im Jahr 1890. 1913 erreichte die Fördermenge sage und schreibe 111 Millionen Tonnen. Die größten Zechen förderten jetzt mehr Kohle als 100 Jahre zuvor alle Zechen zusammen. Entlang der Flüsse Ruhr und Emscher entstand das größte Bergbaurevier Europas. Hinzu kamen chemische Fabriken und Werke zur Eisen- und Stahlerzeugung, die diese Region in nur wenigen Jahren in eine gigantische Industrielandschaft verwandelten.
Quelle: BROADVIEW TVHarte Arbeitsbedingungen
Über 1000 Meter geht es mit dem Förderkorb in die Tiefe der Kohlegrube. Dort riecht es nach Ruß und feuchter Erde. Bergmann sein bedeutet Schwerstarbeit im Akkord. Die Arbeitsbedingungen unter Tage sind hart und mit erheblichen gesundheitlichen Belastungen verbunden. Besonders an der „Staublunge“ erkranken Anfang des 20. Jahrhunderts in der Hochzeit der Steinkohleförderung jedes Jahr Zehntausende. Unter Tage herrschen Temperaturen von 50 bis 60 Grad. Die Bergleute können an verbrauchter Atemluft ersticken. Gefahr droht auch von herabfallenden Stützbalken. Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es noch keinen Stundenlohn, die Bergleute werden nach der Menge der abgebauten Kohle bezahlt. Auch Frauen müssen damals meist mitarbeiten, um die Familie zu ernähren - allerdings nur über Tage.
Quelle: BROADVIEW TVSchwere Unfälle
Immer wieder kam es in der Geschichte zu schweren Unfällen in Bergwerken. Die Hauptursache für Explosionen ist Methangas, das sich in der Steinkohle befindet und beim Abbau freigesetzt wird. Es ist geruchslos und ein kleiner Funke reicht für eine Explosion. Eines der schwersten Grubenunglücke in der Geschichte des westdeutschen Steinkohlebergbaus ereignete sich am 20. Februar 1946 auf der Zeche Grimberg bei Unna. Durch eine Explosion wurden 498 Bergleute verschüttet. Nur 84 von ihnen konnten gerettet werden.
Quelle: BROADVIEW TVDer Zweite Weltkrieg
Noch 1939 ist der Ruhrbergbau auf einem Höhepunkt der Produktion angelangt, denn Steinkohle wird im Krieg dringend benötigt. Während des Zweiten Weltkrieges bombardieren die Alliierten gezielt deutsche Industriezentren, um das nationalsozialistische Regime zu schwächen. Zahlreiche Zechen werden zerstört. Nach Kriegsende werden die Ruhr-Zechen der britischen Besatzungsmacht unterstellt. Die Produktion läuft bald weiter, 1950 gibt es in Deutschland schon wieder eine halbe Million Bergleute.
Quelle: BROADVIEW TVDas Wirtschaftswunder
Am Ende des Zweiten Weltkrieges stehen zunächst alle Industrieanlagen still. Die Ressourcen des Ruhrgebiets sind für den Wiederaufbau jedoch unentbehrlich und kurbeln die Wirtschaft in Westdeutschland an. Schon 1950 fördern die 143 Zechen über 100 Millionen Tonnen Kohle. In den folgenden Jahren arbeiten fast eine Million Menschen in der Kohle- und Stahlindustrie. Das Wirtschaftswunder hält auch im Bergbau Einzug. Die Bergarbeiter und ihre Familien profitieren von dem Aufschwung.
Quelle: BROADVIEW TVProteste gegen Schließungen
Ende der 50er Jahre lassen internationale Konkurrenz und steigende Förderung von Erdöl und Erdgas die Preise für Steinkohle sinken. Der Absatz der heimischen Kohle bricht ein. Die erste Montankrise führt zur Schließung zahlreicher Zechen. Die Bergarbeiter wehren sich. 1959 ziehen sie nach Bonn, damals Bundeshauptstadt. Zur ökonomischen Krise kommt in dieser Zeit noch die ökologische. Luftverschmutzung wird im Ruhrgebiet zum Problem. Über 100 Zechen werden im Laufe der 60er Jahre stillgelegt.
Quelle: BROADVIEW TVDie Krise der Steinkohle
1968 gibt es in Deutschland noch 72 Zechen mit 264.000 Bergleuten. Der Sozialdemokrat Willy Brandt zeigt sich - wie die große Mehrheit der bundesdeutschen Politiker - solidarisch mit den Kumpel. Die Betriebe werden mit Subventionen künstlich am Leben gehalten. Die Gründung der Ruhrkohle 1968/69 und das Anwerben von Gastarbeitern für die Bergwerke geben vielen noch einmal Hoffnung. 1973 sorgt die Ölkrise für wirtschaftliche Turbulenzen. Der Staat setzt wieder vermehrt auf Steinkohle.
Quelle: BROADVIEW TVDas Ende der Steinkohle
2007 verhandeln Staat und Gewerkschaften über ein Ende der 3,5 Milliarden Euro Subventionen jährlich – und damit über das Ende der deutschen Steinkohle. Zwei Zechen und 3500 Bergleute gibt es noch. Ende 2018 ist nun Schluss. Am 21.12. schließt mit der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop das letzte Bergwerk in Deutschland.
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