: Kurz-Trip in die Schwerelosigkeit

von Susanne Freitag-Carteron
16.11.2022 | 08:54 Uhr
Einmal schwerelos und zurück. Das Vergnügen dauert insgesamt zehn Minuten. Das All: neue Destination für Touristen. Ihre Beweggründe sind vielfältig, wie zwei Beispiele zeigen.
Der Start der ersten Privatreise ins All hat SpaceX viel Aufmerksamkeit gebracht.Quelle: reuters
Das Video zeigt eine Gruppe von Menschen, die durcheinander fliegen und in Begeisterungsrufe ausbrechen - "YEAH, we‘re doing it!!!!, wir machen‘s!"
Sie wurden soeben von einer Rakete in den Himmel geschossen und sind jetzt ein paar Minuten schwerelos. Amazon-Gründer Jeff Bezos macht’s möglich. Sein Unternehmen Blue Origin verkauft einen Traum: Sich zehn Minuten lang so fühlen wie ein Astronaut.
Der russische Kosmonaut Juri Gagarin hat Geschichte geschrieben: Als erster Mensch im Weltall umrundete er in 108 Minuten die Erde:

Vor genau 60 Jahren hat der russische Kosmonaut Juri Gagarin Geschichte geschrieben. Als erster Mensch im Weltall umrundete er in 108 Minuten die Erde. Ein Triumph der Sowjetunion über den damaligen Erzfeind USA.

12.04.2021 | 02:40 min
Sara Sabry und Steve Young sitzen vor einem Laptop und haben Tränen in den Augen. Sie sind auf dem Video zu sehen, wie sie begeistert aus dem Fenster der Kapsel schauen. Steve macht eine Rolle Rückwärts. Sein Missionsname: "Spaceman Steve".
Es war wunderschön, unbeschreiblich. Die Farben. Die Bewegungen. Du wünschst dir, dass das eines Tages jeder erleben kann.
Steve Young, Weltraum-Tourist
Auch Sara ist überwältigt: "Die Linie zwischen Erde und All war fließend. Das ist etwas, das Dein Gehirn erst mal verarbeiten muss (…). Und es geht um viel mehr. Für mich hieß das auch: Ich repräsentiere mein Land."
Sara Sabry ist die erste ägyptische Frau, die im All war. Sie macht einen Doktor in Luft- und Raumfahrttechnik, arbeitet für ein Startup, das Raumanzüge für Mondmissionen verbessern will. Für sie ist klar: Dem Weltraum gehört die Zukunft.
"Ich hoffe auch, dass das in Ägypten etwas verändern kann", sagt sie. "Dass Menschen dort sagen: 'Ich komme aus derselben Gegend, ich bin auf eine ähnliche Schule gegangen, vielleicht ist das auch für mich möglich!'"

Wem gehört der Weltraum?

Der private Sektor boomt: Die Tech Konzerne haben das All entdeckt. Blue Origin von Bezos, Space X von Elon Musk. Virgin Galaktik von Richard Branson - die Millardäre liefern sich einen erbitterten Konkurrenzkampf. Musk ist Dienstleister der NASA, bringt regelmäßig Astronauten zur ISS und baut an einer eigenen Mondrakete. Bezos plant eine Raumstation und einen Mondlander.
Zwar nimmt auch die Debatte um die Nachhaltigkeit immer mehr an Fahrt auf, doch der Wirtschaftszweig erlebt einen so beispiellosen Boom, dass die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten scheint. Wer regulieren soll, steht in den Sternen.
An der Spacecoast in Cape Canaveral freut man sich über neue Jobs. Die Privatfirmen machen der NASA Konkurrenz, aber die Raumfahrtbehörde verdient auch. Vermietet Flächen und Startrampen. Um die Vermarktung des Sektors kümmert sich die Regionalbehörde "Space Florida".

Transporthub für den Weltraum

"Für die NASA ist das gut", sagt ihr Vorsitzender Dale Ketcham. "Nehmen wir die Artemis Mission. Die Rakete und das Orion Modul sind staatliche Projekte. Die anderen Komponenten, das Gateway und all das wird vom privaten Sektor mit gestaltet. Das hilft der NASA, ihre Ziele schneller zu erreichen, effizienter zu sein und viel Geld zu sparen."
Zurück zu den Touristen. Sara Sabry hat nichts für ihren Flug bezahlt, sie wurde von einer Organisation ausgewählt, die Raumfahrtnachwuchs fördert. Steve Young schweigt über den Preis seines Fluges. Es heißt, dass die Preise von null Dollar bis zu Millionenbeträgen reichen, je nach Kundenprofil.
Steve bereut keinen Cent:
Ich war so, wie viele denken: Der reiche Typ, der ein Ticket kauft und einen teuren Space-Trip macht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich das so verändern würde! (…). Ich habe das große Ganze gesehen. Ich bin sehr stolz darauf, einer der Pioniere zu sein, die das möglich machen, und hoffe, dass es für meine Enkelkinder normal sein wird.
Steve Young
Sie schauen wieder auf den Bildschirm. Vor dem Flug kannten sie sich nicht, jetzt fallen Sie sich weinend in die Arme. "Wir verstehen uns alle ohne Worte, weil wir das gemeinsam erlebt haben", sagt Sara. Steve ergänzt: "Unser Team ist jetzt für immer miteinander verbunden."

Themen

Mehr zum Thema Weltraum