: Alkohol für Jugendliche: Kritik an Gesetz

11.02.2022 | 10:59 Uhr
Mit 14 ein Bier mit Papa zischen? Mit 16 den Sekt alleine kaufen gehen? Drogenbeauftragter Blienert hält diese Regelung für gefährlich. Auch in Sachen Tabak gebe es Nachholbedarf.
Gesundheit sollte über das Gesetz gestellt werden, sagt Drogenbeauftragter Blienert und fordert: kein Alkohol für Jugendliche.Quelle: dpa
Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert (SPD), hält es für "nicht sinnvoll", dass bereits 16-Jährige Bier und Wein kaufen dürfen. "Für mich sprechen viele medizinische Argumente dafür, das Erwerbsalter für Bier, Wein und Schaumwein auf 18 Jahre zu erhöhen", sagte Blienert der "Welt". "Was politisch möglich ist, werden wir sehen."

Blienert kritisiert Jugendschutzgesetz

Laut Jugendschutzgesetz dürfen Jugendliche ab 14 Jahren im Beisein einer sorgeberechtigten Person Bier, Wein oder Sekt trinken. "Wir müssen von einem freien Wildwuchs sukzessive zu einem regulierten, kontrollierten Umgang mit Tabak und Alkohol kommen", sagte er. "Die Verfügbarkeit ist zu niedrigschwellig."
Was jedenfalls so gar nicht geht, ist das sogenannte begleitete Trinken. Heute kann ein 14-Jähriger im Beisein der Eltern in der Kneipe ein Bier bestellen.
Burkhard Blienert, Drogenbeauftragter der Bundesregierung
Insgesamt gebe es beim Umgang mit Tabak und Alkohol "großen Nachholbedarf", so der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen weiter. "Es ist ahistorisch, Alkohol und Tabak zum kulturellen Allgemeingut zu stilisieren. Das verharmlost die Probleme", sagte Blienert. Er hält es für "paradox, dass man ausgerechnet Tabak rund um die Uhr quasi überall am Automaten kaufen kann. Auch hierzu brauchen wir eine fundierte Debatte."

Drogenbeauftragter will Werbung einschränken

Der Drogenbeauftragte sagte, dass für Alkohol und Tabak nicht geworben werden dürfe. "Ich halte es für erforderlich, die Werbemöglichkeiten für Alkohol und Tabak ganz deutlich zu beschränken." Mit Blick auf die bundesweit rund 340.000 Zigarettenautomaten sagte er, der Zugang sei immerhin durch eine Alterskontrolle eingeschränkt.
Auch die Werbung für Glücksspiel halte er für unangebracht. "Hier liegt die Verantwortung allerdings nicht beim Bund, sondern den Ländern. Persönlich würde ich aber sagen: Diese Werbung sollte unterbunden werden."

Blienert: Gesundheit vor Recht

Gleichzeitig setzt sich die Bundesregierung für die Legalisierung von Cannabis ein - allerdings in kontrollierter Form. Auch darüber hinaus forderte Blienert eine Neuausrichtung der Drogenpolitik. "In gesundheitlichen Fragen ist das Strafrecht keine Therapie, sondern eher problematisch und behindernd", stellte er fest. Im Mittelpunkt sollte die Gesundheit stehen, nicht das Strafrecht.
Drogenkonsumierende sollten nicht stigmatisiert werden, sondern Gehör und Akzeptanz finden. Blienert kündigte an, mit den Ländern und Kommunen "über den Ausbau und die Unterstützung von Drogenkonsumräumen" zu sprechen.
Quelle: AFP, KNA

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