: Bachmut: Kiew kündigt nahen Gegenangriff an

von Christian Mölling und András Rácz
24.03.2023 | 21:30 Uhr
Präsident Selenskyi besucht Bachmut, das immer noch standhält, Russland setzt zunehmend auf veraltete Kampffahrzeuge, es gibt Drohnen- und Raketenangriffe. Ein Wochenrückblick.
In dieser Woche fanden aufgrund der schlechten Wetterbedingungen und des tiefen Schlamms, der nach der langsamen Schneeschmelze und dem Auftauen des Bodens zurückblieb, keine größeren Bewegungen an der Frontlinie statt. Die bekannte "Rasputitsa"-Periode ist jetzt in vollem Gange und verlangsamt jede mechanisierte Bewegung außerhalb der befestigten Straßen.

Verteidigung von Bachmut militärische und symbolische Frage

Die intensivsten Kämpfe finden immer noch um Bachmut statt. Die Ukrainer verteidigen nach wie vor das Zentrum und den westlichen Teil der Stadt, aber die russischen Truppen rücken schrittweise vor.
Bachmut ist weiter hart umkämpft:
Durch eine Reihe begrenzter Gegenangriffe ist es der Ukraine gelungen, zumindest eine Nachschubroute in die Stadt offen zu halten, auch wenn die Benutzung dieser Route sehr gefährlich ist.

Russischer Vormarsch ist langsamer geworden

Seit letzter Woche hat sich das Tempo des russischen Vormarsches innerhalb der Stadt erheblich verlangsamt. Die Kämpfe in der Stadt haben sowohl den regulären russischen Soldaten als auch den dort kämpfenden Söldnern der Wagner-Gruppe erhebliche Verluste eingebracht.
Das geschätzte Verlustverhältnis zwischen ukrainischen und russischen Truppen liegt bei mindestens 1:4 möglicherweise aber noch höher.
Läuft die Frühjahrs-Offensive der Russen an?
Am 22. März stattete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij Bachmut einen Überraschungsbesuch ab. Bei seinem bereits zweiten Besuch in der belagerten Frontstadt innerhalb kurzer Zeit (er war bereits im Dezember dort) betonte er, wie wichtig es sei, dort weiterzukämpfen.
Aus der Sicht der ukrainischen Führung ist die Verteidigung von Bachmut nicht nur eine militärische, sondern zunehmend auch eine politisch wichtige, symbolische Frage.

Dr. Christian Mölling ...

Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.

Dr. András Rácz ...

Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.

Ukrainische Gegenoffensive angekündigt

Am 24. März erklärte der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, General Oleksandr Syrsky, dass die Ukraine bald eine Gegenoffensive starten werde, da sowohl der russischen Armee als auch den Kämpfern der Wagner-Gruppe allmählich die Kräfte ausgingen.
Den Ort des Gegenangriffs nannte er nicht, aber das russische Militär geht davon aus, dass er in der Region Saporischschja stattfinden wird. Die Tatsache, dass Russland im gesamten besetzten Saporischschja intensive Befestigungsarbeiten durchführt, ist ein deutliches Indiz dafür.
Oberst a.D. Richter warnt bei ZDFheute live davor, in Bachmut "qualitativ hochwertige Truppen ausbluten zu lassen":

Russland greift auf Panzer aus den 50er Jahren zurück

Es mehren sich die Anzeichen, dass Russland so wenig moderne Panzer und gepanzerte Fahrzeuge hat, dass es bereits Waffen aus den 1950er Jahren reaktiviert. Es gibt Videos, die zeigen, wie ein BTR-50 (ein 1952 entwickelter amphibischer, leicht gepanzerter Mannschaftstransportwagen) repariert wird, um an die Front geschickt zu werden. Ein anderes Video zeigt den Transport von T-54/55-Panzern aus einem Lager.
Präsident Selenskyj bitte dringend um Munition:

24.03.2023 | 02:24 min
Die Serienproduktion dieser Panzer begann 1946, und obwohl es sich um den meistproduzierten Panzer der Welt handelt, ist er heute in jeder Hinsicht hoffnungslos veraltet. Die Tatsache, dass Russland sogar auf diese uralten Maschinen zurückgreifen musste, zeigt, dass die Verluste der russischen Panzerverbände kaum anders aufgefangen werden können als durch die Nutzung dieser Relikte.

Drohnen- und Raketenangriffe gehen weiter

Russland führte erneut eine Reihe von Raketen- und Drohnenangriffen auf die Ukraine durch, die sowohl militärische, infrastrukturelle als auch zivile Ziele trafen. In der Region Kiew wurde ein Wohnheim in der Stadt Rzhishchev von iranischen Shaheed-Drohnen getroffen, wobei insgesamt neun Menschen ums Leben kamen.
Russische Raketenangriffe nehmen zu:
Bei einer weiteren Serie von Angriffen auf Saporischschja wurden ebenso Wohngebäude getroffen, wobei eine Person getötet und 33 weitere verletzt wurden. Insgesamt haben Häufigkeit und Intensität der russischen Luft- und Raketenangriffe zwar deutlich abgenommen, doch fordern sie immer noch zahlreiche zivile Opfer.
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