: Weniger Vorsorge: AOK warnt vor Krebs-Zunahme

02.02.2023 | 08:25 Uhr
Weniger Krebs-Vorsorge, weniger Operationen während der Corona-Pandemie: Die AOK schlägt Alarm und warnt vor einer Zunahme von schweren Krebsfällen.
Wichtige Vorsorgetermine sind während der Pandemie ausgefallen.Quelle: dpa
Die AOK warnt vor einer drohenden Zunahme schwerer Krebserkrankungen infolge der Corona-Pandemie. "Durch mangelnde Früherkennung und ausgefallene Behandlungen kann es sein, dass wir gerade bei Krebserkrankungen eine Bugwelle von zusätzlicher Krankheitslast vor uns herschieben", sagte Krankenkassen-Chefin Carola Reimann den Funke-Medien.

Weniger Krebs-OPs und Vorsorge

Besorgniserregend sei vor allem der Rückgang bei Vorsorgeuntersuchungen und Darmkrebs-Operationen. Im vergangenen Jahr habe es 16 Prozent weniger Darmkrebs-Ops gegeben als im Vor-Pandemie-Zeitraum, berichtete die die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes.
Auch wenn Darmkrebs meist bei älteren Menschen auftritt: Er kann auch junge Menschen treffen. Das zeigt dieser Fall:
Besonders alarmierend sei zudem der Rückgang bei den Vorsorgeuntersuchungen, vor allem bei der Krebs-Früherkennung: Die bereits vorliegenden Daten aus dem Jahr 2022 zeigten, dass die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen im ersten Halbjahr insbesondere bei Gebärmutterhalskrebs und Hautkrebs um jeweils elf Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen seien.
Die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen ist bislang nicht wieder auf das alte, vorpandemische Niveau zurückgekommen.
AOK-Chefin Carola Reimann
Wer Krebs-Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehme, erhöhe sein Risiko für schwere Krankheitsverläufe. "Je später eine Erkrankung entdeckt wird, desto schwieriger wird oft die Behandlung", warnte die Krankenkassen-Chefin.

AOK: Klinikbehandlungen insgesamt gesunken

Die Auswertung der Versichertendaten für das Jahr 2022 zeigt laut Reimann insgesamt einen "alarmierenden" Trend: Die Gesamtzahl der Krankenhausbehandlungen und der Vorsorgeuntersuchungen sei nach 2020 und 2021 auch im dritten Pandemiejahr weiter zurückgegangen.
"Bei den Gesamt-Fallzahlen der Klinikbehandlungen hatten wir 2020 einen Rückgang gegenüber dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 um 13 Prozent, ein Jahr später lag der Rückgang bei 14 Prozent. 2022 gingen die Krankenhausfälle bis November um 15 Prozent gegenüber 2019 zurück." Dies sei besorgniserregend, da die Menschen ja wahrscheinlich nicht gesünder seien als früher.

Rückgang bei Krebsbehandlungen in Kliniken

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2021 knapp 1,44 Millionen Patientinnen und Patienten wegen einer Krebserkrankung in einem Krankenhaus behandelt. Gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020 ging die Zahl der krebsbedingten Klinikaufenthalte um 1,2 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 mit damals rund 1,55 Millionen Krebsbehandlungen betrug der Rückgang 7,2 Prozent.
Wie weit ist die Forschung und wo liegt die Zukunft der Krebsmedizin? Die Doku zur Diagnose Krebs sehen Sie hier:

03.02.2022 | 20:16 min
Die hohe Auslastung der Krankenhäuser durch Covid-19-Patienten, das Freihalten von Bettenkapazitäten und verschärfte Hygienekonzepte führten laut den Statistikern dazu, dass planbare Behandlungen verschoben wurden. Zudem vermieden vermutlich viele Menschen Klinikaufenthalte, wenn sie diese nicht als unbedingt notwendig erachteten.
Quelle: AFP, epd

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