: Studie: Müll aus aller Welt in der Arktis

07.02.2023 | 09:25 Uhr
Ein Flasche aus Norwegen, ein Schuh aus Deutschland, Teile aus China und Unmengen von Mikroplastik: Müll aus aller Welt sammelt sich in der Arktis, etliches davon aus Deutschland.
In der Arktis findet sich einer Studie zufolge Müll aus aller Welt. Auch aus Deutschland gelange Plastik und anderer Abfall in das nördliche Polarmeer, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Dienstag mit.

Große Mengen Plastikmüll aus Europa entdeckt

Die Studie ist im Fachmagazin "Frontiers in Marine Science" veröffentlicht. In die Auswertung wurde demnach Müll einbezogen, den Teilnehmende von Arktisreisen in fünf Jahren an den Stränden von Spitzbergen gesammelt hatten.
Angeschwemmter Plastikmüll aus der Arktis (Archivfoto).Quelle: dpa
Der Großteil der insgesamt gefundenen Abfälle gehe auf Fischerei und Schifffahrt zurück, hieß es. Etwa ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Mülls stamme aus Europa, ein großer Teil aus Deutschland.
Plastikmüll ist ein globales Problem, das auch die scheinbar unberührte Wildnis des hohen Nordens nicht verschont.
AWI-Mitteilung
Für die Erhebung hatten Arktistouristen bei Landgängen an 14 abgelegenen arktischen Stränden Abfall gesammelt. Von 2016 bis 2021 kamen demnach 23.000 Teile zusammen, die 1,62 Tonnen wogen. 80 Prozent der gesammelten Abfälle seien Plastikmüll.

Herkunft oft nicht mehr klar

Die genaue Herkunft sei bei den meisten Abfallteilen nicht mehr zu bestimmen gewesen. "Aufgrund der Kälte zersetzt sich Plastik in polaren Gebieten wahrscheinlich noch schneller in kleinere Fragmente", erklärte AWI-Wissenschaftlerin Melanie Bergmann.
Nicht nur die Klimaerwärmung bedroht das ökologische Gleichgewicht der Arktis, sondern auch immer mehr Mikroplastik im Schnee.

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Der älteste identifizierte Gegenstand war den drei beteiligten Forscherinnen zufolge ein wahrscheinlich in den 1960er-Jahren produziertes Flaschenfragment aus Norwegen. Zu den jüngsten Teilen gehörte ein Schuh aus Deutschland von 2012/2013.

Müll aus aller Welt entdeckt

Insgesamt fanden die Wissenschaftlerinnen bei etwa einem Prozent des Mülls (206 Stücke) Aufschriften oder Einprägungen, die auf die Herkunft schließen ließen.
Mehrheitlich stammten diese Teile demnach aus Anrainerstaaten der Arktis wie Russland (32 Prozent) und Norwegen (16 Prozent). Aber selbst aus fernen Ländern wie Brasilien, China und den USA wurden Müllstücke nachgewiesen.
Deutschland ist weltweit drittgrößter Exporteur von Plastikmüll. Doch was passiert damit? Sehen Sie hier einen Beitrag von NANO zum Thema:

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Abfall aus Deutschland machte acht Prozent der identifizierbaren Teile aus. "Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastik-Produktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich", sagte Bergmann.
Tweet von AWI-Forscherin Melanie Bergmann
Vor allem auf Schiffen und in der Fischerei müsse es ein besseres Abfallmanagement geben, fordern die Wissenschaftlerinnen. "Mindestens genauso wichtig ist die massive Reduktion der globalen Plastikproduktion, insbesondere in den Industrienationen Europas, Nordamerikas und Asiens", sagte Bergmann.
Auch die Tiefsee ist deutlich stärker mit Mikroplastik verschmutzt als angenommen:
Quelle: dpa

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