Schnelle Einschätzung für zu Hause
Es dauert keine halbe Stunde, dann kann ein Antigen-Schnelltest bereits zeigen, ob eine Person zum Zeitpunkt des Tests mit dem Coronavirus infiziert ist. Dies könnte den Pandemiealltag besonders in Schulen und Kitas sowie Alten- und Pflegeheimen erleichtern.
Dennoch werden die Tests dort nur selten eingesetzt, da die Abstriche im Mund- und Rachenraum laut Gesetz nur von geschultem Personal abgenommen werden dürfen.
Selbstanwendung oder professionelle Durchführung macht nur geringen Unterschied
Eine Studie der Uniklinik Heidelberg und der Charité Berlin zeigt allerdings, dass die Schnelltests auch dann zuverlässige Ergebnisse erzielen können, wenn sie selbstständig und ohne vorherige Schulung durchgeführt werden.
Auch wenn die Studie noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat und die Bewertung durch andere Experten und Expertinnen damit noch aussteht, zeigt sie: Bei der Durchführung durch geschultes Personal konnte nur ein Corona-Fall mehr erkannt werden.
Die Studie im Überblick
Im Rahmen der Studie wurden 146 Erwachsene getestet, die coronatypische Symptome aufwiesen. Die Probanden und Probandinnen erhielten eine schriftliche Einführung mit Skizzen sowie einen speziellen Tupfer, mit dem sie den Abstrich selbstständig durchführen sollten. Bei 33 der Studienteilnehmenden war das Ergebnis positiv. Zum Vergleich: Als das medizinisch geschulte Personal den Abstrich entnahm, wurden 34 Corona-Fälle erkannt.
Kein Ersatz für PCR-Tests
Zur Überprüfung der Schnelltestergebnisse wurden zudem, die als zuverlässig geltenden, PCR-Tests angewandt. Sie zeigten, dass noch weitere sieben Studienteilnehmende mit dem Coronavirus infiziert waren. Dabei ist die Differenz für die Forschenden keine Überraschung. Die Studie zeigt jedoch, dass die Antigenschnelltests besonders dort falsche Ergebnisse lieferten, wo die Viruslast besonders gering war und die Teilnehmenden möglicherweise nicht mehr sehr ansteckend waren.
Auch Marco Binder, Virologe und Forschungsgruppenleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, betont die Relevanz des zuverlässigen PCR-Testverfahrens. Er hält gegenüber ZDFheute aber auch fest, dass die nationale Teststrategie derzeit nur Tests für Personen vorsehe, "die entsprechende Symptome haben oder bei denen ein Kontakt mit einer infizierten Person stattfand".
Das Problem sei laut Binder, dass viele der infizierten Menschen jedoch überhaupt nicht wüssten, dass sie sich angesteckt haben und "mit gewisser Wahrscheinlichkeit unwissentlich bereits eine Reihe weiterer Menschen anstecken". Das Fazit des Virologen:
Der PCR-Test, wie er aktuell angewandt wird, kommt hier zu spät.
Selbsttest als "wichtiger Baustein einer nachhaltigen Strategie"
Selbst durchgeführte Antigenschnelltests könnten folglich eine sinnvolle Ergänzung zum PCR-Testverfahren darstellen. Virologe Binder hält dazu fest:
Wenn sich jeder in regelmäßigen Abständen ganz einfach selbst, in den eigenen vier Wänden, testen könnte und innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis hätte, dann könnten Infizierte sehr viel häufiger und noch dazu sehr viel früher nach der Ansteckung identifiziert werden.
So könnte das Selbsttestungsverfahren laut Aussage des Virologen dabei helfen, die Ausbreitung des Virus deutlich auszubremsen und damit zu einem wichtigen Baustein einer nachhaltigen Strategie der Pandemiekontrolle werden.
Ohne Zulassung kein Selbsttest zu Hause
Die Regierung scheint jedoch weiterhin an der Abgabeverordnung für Medizinprodukte festzuhalten. Auf Anfrage von ZDFheute stellt das Bundesgesundheitsministerium klar:
Eine Abgabe von professionellen Antigenschnelltests an Laien ist derzeit nicht gestattet.
Erst wenn Antigenschnelltests auf dem deutschen Markt verfügbar seien, die kennzeichnen, dass sie auch im Hausgebrauch den europäischen Vorgaben entsprechen, sei die Situation neu zu bewerten, heißt es vonseiten des Ministeriums.
Bleibt zu hoffen, dass dies schnell passiert. Virologe Binder glaubt, dass "in einer Ausnahmesituation wie der aktuellen Pandemie bisher gebräuchliche Prozesse und Regelungen auch einmal pragmatisch verkürzt und vereinfacht werden können." Die Impfstoffzulassung sei hierfür ein gutes Beispiel gewesen.