: Astrazeneca-Dosen: Rom bestätigt Kontrolle

24.03.2021 | 16:23 Uhr
EU-Inspektoren haben - nach ZDF-Informationen - in einer Fabrik in Italien 29 Millionen Astrazeneca-Impfdosen vorgefunden. Rom hat die Kontrolle in einer Firma nun bestätigt.
Der Hersteller Astrazeneca lagert in Italien 29 Millionen Dosen Corona-Impfstoff.Quelle: reuters
Nach Berichten über große Mengen von eingelagertem Astrazeneca-Impfstoff in Italien hat die Regierung in Rom eine Inspektion in einer Firma bestätigt. Allerdings seien die kontrollierten Impfstoff-Dosen den Angaben zufolge für Belgien bestimmt gewesen, wie die Inspektion ergeben habe. Eine entsprechende Erklärung verbreitete die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi am Mittwoch in Rom.

Rom: Impfdosen für Belgien bestimmt

Darin hieß es, dass die Europäische Kommission Rom am Samstag (20. März) gebeten habe, eine Reihe von Impfstoffpartien in einer Produktionsanlage in Anagni in der Region Latium zu untersuchen. Gesundheitsminister Roberto Speranza habe die Inspektion angeordnet. Bis Sonntag hätten die für Gesundheitsschutz zuständigen Carabinieri (NAS) geprüft. "Die Inspektion ergab, dass die Partien für Belgien bestimmt waren", hieß es. Alle ausgehenden Partien würden nun von den Behörden kontrolliert.
Zuvor war bekannt geworden, dass in der Firma Anagni eine riesige Menge an Impfdosen gelagert werde. Inspektoren im Auftrag der EU-Kommission haben nach ZDF-Informationen dort 29 Millionen Impfdosen gefunden. Zuvor hatte die italienische Zeitung "La Stampa" darüber berichtet. Es hieß, die Dosen seien für den Export nach Großbritannien bestimmt.
Von Astrazeneca gab es zunächst keine Erklärung, was hinter der großen Lagerung steckt und an wen der Impfstoff genau geliefert werden soll.

Astrazeneca mit EU-Lieferungen im Rückstand

Die Entdeckung ist brisant, weil Astrazeneca bei den Lieferungen an die Europäische Union sehr stark im Rückstand ist. Statt bis zu 220 Millionen Dosen will das Unternehmen den EU-Staaten bis zur Jahresmitte nur 100 Millionen liefern. Der britisch-schwedische Hersteller hat zudem umfassende Lieferpflichten an Großbritannien, was seit Wochen für Spannungen zwischen Brüssel und London sorgt. 
ZDF-Korrespondent Stefan Leifert auf Twitter:
Der Impfstoff wurde nach ZDF-Informationen in der niederländischen Fabrik Halix in Leiden hergestellt und dann in Italien abgefüllt und verpackt. Die Fabrik produziert nach Angaben der EU-Kommission seit geraumer Zeit, hat aber bisher noch keine EU-Zulassung. Die für die Zulassung der Anlage zuständige EU-Arzneimittelbehörde EMA wollte sich diese Woche auf dpa-Anfrage über Details des Verfahrens nicht äußern.
Der Fund in Italien sorgt indes für Kritik: "Das ist nicht hinnehmbar", schrieb der CSU-Europapolitiker Manfred Weber auf Twitter und fordert ein "kategorisches Exportverbot" des Impfstoffes. "Ich kann mir keinen Grund denken, warum man in dieser Pandemielage Impfstoffe auf Halde legen würde", sagte ein EU-Vertreter.
CSU-Europapolitiker Manfred Weber auf Twitter:
Quelle: dpa, AFP, ZDF

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