: Offenbar 248 Millionen Chinesen infiziert

24.12.2022 | 05:57 Uhr
248 Millionen Chinesen sollen sich in den vergangenen drei Wochen mit dem Coronavirus infiziert haben. Sagen Experten. Die Angaben aus Peking zeichnen ein ganz anderes Bild.
In der massiven Infektionswelle in China haben sich nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Demnach dürften sich allein am Dienstag dieser Woche 37 Millionen Menschen angesteckt haben, wie aus Notizen von einem Treffen der nationalen Gesundheitskommission in Peking am Mittwoch hervorgeht, die in sozialen Medien zirkulieren.

Experte: Allein in Peking 21 Millionen Infizierte

Personen, die an der Diskussion beteiligt waren, bestätigten die Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg und der "Financial Times". Die Schätzungen stammen vom Vizedirektor des Gesundheitsamtes, Sun Yang, wie die "Financial Times" berichtete. Nach seinen Worten verbreite sich das Virus weiter schnell im Milliardenvolk. So seien mehr als die Hälfte der 81 Millionen Bewohner der südwestchinesischen Provinz Sichuan oder der 21 Millionen in der Hauptstadt Peking infiziert.
In der offiziellen Statistik ist für die genannten drei Dezemberwochen landesweit aber nur von 62.000 Infektionen die Rede. Während Krankenhäuser überfüllt sind und viele Krematorien die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern können, geben die amtlichen Zahlen längst keinen Überblick mehr über das wahre Ausmaß der Infektionswelle.

Infektions-Zahlen zu Qingdao plötzlich gelöscht

Das zeigt auch das Beispiel der Millionenstadt Qingdao. Nach Angaben eines hochrangigen Behördenvertreters gebe es dort jeden Tag "zwischen 490.000 und 530.000 Neuinfektionen". So wurde der Chef der dortigen Gesundheitsbehörde von einem von der regierenden Kommunistischen Partei betriebenen Internetportal zitiert. Das Virus verbreite sich "rasend schnell" in der im Osten des Landes gelegenen Stadt, sagte Bo Tao.
Das Internetportal veröffentlichte seinen Artikel am Freitag, dieser wurde von mehreren weiteren Medien verbreitet. Auf dem Internetportal selbst wurde der Artikel aber inzwischen offenbar überarbeitet - am Samstag waren die von Bo genannten Zahlen nicht mehr zu finden. In Qingdao leben rund zehn Millionen Menschen.

Eklatante Widersprüche zu Regierungsangaben

Die von Bo genannten Zahlen widersprechen eklatant den offiziellen Angaben. Chinas nationale Gesundheitskommission erklärte am Samstag, dass im gesamten Land am Vortag 4.103 neue Infektionsfälle registriert worden seien. Aus der Provinz Shandong, in der Qingdao liegt, wurden offiziell nur 31 neue Fälle vermeldet.
Nach Hochrechnungen von Experten muss chinaweit mit Hunderttausenden von Toten gerechnet werden. Auch der in den USA lebende Epidemiologe Eric Feigl-Ding blickt mit Anspannung auf die nächsten Monate. "Zwei Millionen Tote sind nicht unwahrscheinlich", sagte er ZDFheute. Die Notizen von der Diskussion gehen allerdings nicht auf die Todeszahlen ein.
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests hatte das bevölkerungsreichste Land am 7. Dezember seine harte Null-Covid-Politik abrupt aufgehoben. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen.

Chinas Volkswirtschaft litt unter strengen Restriktionen

Doch sahen Experten den Grund vor allem darin, dass die strikten Maßnahmen angesichts der explosionsartigen Ausbreitung nicht mehr durchgehalten werden konnten. Auch hatten die Beschränkungen die zweitgrößte Volkswirtschaft zunehmend belastet.
Nachdem chinesische Experten früher immer eindringlich vor den Gefahren des Coronavirus gewarnt hatten, um die Null-Covid-Politik zu begründen, wird die Schwere der Erkrankung seit dem Kurswechsel heruntergespielt. Der führende Regierungsberater und renommierte Epidemiologe Zhong Nanshan schlug sogar vor, Covid-19 nur noch "Corona-Erkältung" zu nennen.
Quelle: dpa, AFP, ZDF

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