: Drosten sieht Anzeichen für Ende der Pandemie
23.11.2022 | 15:17 Uhr
Der Virologe Christian Drosten sieht in der raschen Abfolge der jüngsten Corona-Wellen Hinweise auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie.Zur weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie zeigt sich der Virologe Christian Drosten in einigen Punkten optimistisch.
Drosten: Dynamik Zeichen für ein nahendes Ende
Auf die Dynamik der Infektionswellen in diesem Jahr angesprochen, sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit": "Sie ist das Zeichen für das kommende Ende der Pandemie." Inzwischen reichen laut Drosten schon "kleine Einflussfaktoren wie eine Wetteränderung", um eine Welle anzuschieben oder brechen zu lassen. Eine Art Spätsommer Mitte Oktober habe die Zahlen sofort zum Sinken gebracht.
Die Lage für das Virus wird prekär. Das ist gut. Es ist nicht mehr so, dass das Virus mit ein paar Mutationen das Spiel komplett drehen könnte.
Kurzfristig rechne er auch nicht mit einer wirklich bösen Überraschung in Form einer gefährlicheren Variante von Sars-CoV-2, schilderte der Berliner Forscher: "Das Virus kann an vielen Stellen in seiner Evolution nicht mehr ohne Weiteres zurück." Es sei ein wenig festgefahren und optimiere gegenwärtig nur nach.
Winterwetter entscheidet über Verlauf
Der Verlauf des Winters hängt für den Virologen auch davon ab, welche Corona-Variante sich als nächstes durchsetzt:
Gerade nehmen gleich zwei Omikron-Varianten Anlauf: BF.7 und BQ.1.1.
Sollte der Omikron-Abkömmling BQ.1.1 dominant werden, "könnte der Winter noch einmal schwierig werden", sagte Drosten. Er sehe aber auch die Möglichkeit einer sanften Winterwelle.

Die Corona-Impfpflicht für Personal in Kliniken, Praxen und Pflegeheimen soll voraussichtlich Ende des Jahres auslaufen. Das hat das Bundesgesundheitsministerium bestätigt.
22.11.2022 | 00:23 minLob und Kritik für Deutschland
Im Rückblick lobt Drosten den Umgang mit dem Virus in Deutschland. Unter den europäischen Ländern, die man strukturell vergleichen könne - Frankreich, Spanien, England - Deutschland "am besten durch die erste Welle gekommen". Drosten weiter:
Die Politik in Deutschland war die erfolgreichste, sie hat am meisten Leben gerettet.
In Peking werden die ersten offiziellen Corona-Todesfälle seit mehr als einem halben Jahr gemeldet. Die Einwohner sind aufgefordert zu Hause zu bleiben.
22.11.2022 | 01:29 minGleichzeitig übt er starke Kritik an Deutschland:
Wir waren aber gleichzeitig das einzige dieser großen Länder, in dem die zweite Welle mehr Opfer gefordert hat als die erste.
Lerneffekt ausgeblieben?
Der Virologe schlussfolgert daraus, dass es in den anderen Ländern einen Lerneffekt gegeben habe, der in Deutschland ausblieb. Die kontroverse Debatte im Herbst 2020 habe die Politik offenbar so verwirrt, "dass sie nicht mehr wusste, was sie glauben sollte. Das Ergebnis ist erschreckend: 60.000 bis 70.000 Tote allein in der zweiten Welle."
Der Leiter der Virologie der Berliner Uniklinik Charité ist nach seiner großer Präsenz zu Hochzeiten der Pandemie zuletzt nur noch relativ selten bei Presseterminen oder in Medien aufgetreten.
Virologe Drosten zu Twitter
Zu seinem Account beim Kurznachrichtendienst Twitter, wo ihm fast eine Million Menschen folgen und wo er sich länger nicht zu Wort gemeldet hat, sagte er der "Zeit": "Das digitale Leben interessiert mich nicht mehr. Ich habe in Twitter seit Monaten gar nicht mehr reingeguckt."
Quelle: dpa, ZDF