FAQ
: Warum Joe Biden schon wieder Corona hat
von Nils Metzger
31.07.2022 | 14:57 UhrWeniger als eine Woche lang war US-Präsident Joe Biden raus aus der Covid-Isolation – dann schlug am Samstag ein Antigen-Test wieder an, das Virus kam zurück. Wie kann das sein? Zwischen negativem Test am Dienstag und Samstag liegen nur vier Tage. Mit schlechten Tests oder gar einer blitzschnellen Reinfektion hat das nichts zu tun. Verantwortlich soll das Corona-Medikament sein, mit dem Biden behandelt wurde.
So verlief Joe Bidens Corona-Infektion
Die kurze Corona-Odyssee des 79-jährigen Biden begann am vergangenen Donnerstag. Nach einem positiven Test begab er sich in Isolation, arbeitete aber weiter per Videoschalte. "Meine Symptome waren mild. Ich habe mich schnell erholt und mir geht es prima", sagte Biden damals.
In Absprache mit seinen Ärzten wurde Biden in dieser Zeit mit dem Covid-Medikament Paxlovid behandelt. Das Präparat in Tablettenform, das auch in Deutschland zugelassen ist, verhindert schwere Krankheitsverläufe, indem es die Virenvermehrung hemmt. Das Medikament wirkte; nach fünf Tagen war Biden negativ. Dann schlug jedoch ein seltenes, aber bekanntes Problem bei Paxlovid-Behandlungen zu: der sogenannte Rebound-Effekt. Bei einem kleinen Teil der Patienten kann die Virus-Vermehrung nach wenigen Tagen wieder zunehmen, ein Test wieder anschlagen.
Leute, ich wurde heute wieder positiv auf Covid getestet. Das passiert bei einer kleinen Minderheit. Ich habe keine Symptome, aber ich werde mich zur Sicherheit aller um mich herum isolieren.
Was löst den Rebound-Effekt bei Paxlovid aus?
Beim Rebound-Effekt handelt es sich nicht um eine neue Corona-Infektion, da die Erreger den Körper des Patienten nie ganz verlassen haben. Das Virus vermehrt sich erneut, es gibt dabei keine Anzeichen, dass sich das Virus selbst verändert hat. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC treten Rebound-Effekte typischerweise zwischen zwei und acht Tagen nach der ersten Negativmeldung auf. "Es gibt keine Berichte von schweren Erkrankungen", so die CDC.
Nach Angaben von Ashish Jha, Covid-Koordinator im Weißen Haus, betreffe der Rebound-Effekt fünf bis acht Prozent aller Paxlovid-Patienten. Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, teilt ZDFheute mit:
Diese Rebound-Phänomene gibt es. Dann sollte man die Therapie auf zehn Tage verlängern. Wir glauben im Moment nicht, dass dies ein häufiges Phänomen ist.
Belastbare wissenschaftliche Informationen, was einen Rückfall nach Paxlovid-Behandlung auslöst oder wahrscheinlicher macht, gibt es bislang nur begrenzt. Dafür sind die weltweiten Fallzahlen noch zu gering und weitere gezielte wissenschaftliche Studien nötig. Eine erste Studie der Universität San Diego von Mitte Juni fand keine Hinweise, dass ein Rückfall mit Resistenzen oder einer Immunschwäche der Patienten einherging. "Covid-19-Rebound scheint das Ergebnis von unzureichendem Kontakt mit dem Medikament zu sein", heißt es in einer Mitteilung der Universität.
Kann Biden in der Zwischenzeit Leute angesteckt haben?
Joe Biden soll trotzdem vorerst nicht erneut mit Paxlovid behandelt werden. Dass der US-Präsident in seiner kurzen Zeit außerhalb der Isolation unwissentlich Menschen angesteckt hat, ist eher unwahrscheinlich. Dennoch hat das Weiße Haus nach eigenen Angaben nun Maßnahmen zur Kontaktverfolgung gestartet.
Wie infektiös ein Patient ist, hängt vor allem von der Viruslast im Körper ab. Der Paxlovid-Wirkstoff Nirmatrelvir stört die Funktion eines Enzyms, das zentral für die Virusvermehrung ist. Sinkt die Viruslast durch Paxlovid-Einsatz, wie es bei Biden zwischenzeitlich der Fall war, ist man auch nicht mehr infektiös. Wichtig ist jedoch, dass sich Paxlovid-Patienten nach Ende der Behandlung regelmäßig testen, um einen seltenen Rückfall schnell genug zu bemerken. Biden war nach Ende seiner Isolation täglich getestet worden.
Wie wird Paxlovid in Deutschland eingesetzt?
In Deutschland ist das Corona-Medikament seit Januar auf dem Markt. Die Bundesregierung hat insgesamt eine Million Behandlungseinheiten beim Hersteller Pfizer eingekauft. Tatsächlich eingesetzt wird es bislang aber wenig.
Das liegt weniger daran, dass Ärzte nicht von der Wirkung des Medikaments überzeugt sind, sondern an komplexen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und einem kurzen Zeitfenster, in dem es verschrieben werden muss. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte jüngst eine Initiative an, damit Paxlovid häufiger zur Anwendung kommt.