FAQ
: BQ.1.1 setzt sich durch - was bekannt ist
"Cerberus" wird die neue Omikron-Variante BQ.1.1 genannt, genau wie der Höllenhund aus der griechischen Mythologie. Sie hat deshalb schon ihren Spitznamen in Deutschland weg: "Höllenhund-Variante". Daten deuten darauf hin, dass sie in der Lage ist, das Immunsystem auszutricksen, Impfungen und durchgemachte Infektionen bieten möglicherweise nur wenig Schutz vor einer erneuten Ansteckung mit dem Coronavirus.
Doch wie gefährlich ist die Variante wirklich? Kommt es bald zu einer noch heftigeren Herbstwelle? Wie gut ist der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf durch Impfungen oder vorangegangene Infektionen? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.
Wie verbreitet ist BQ.1.1 in Deutschland bisher?
Die Variante sei derzeit "zwar noch selten, aber zunehmend in Deutschland nachgewiesen", heißt es im aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI). Doch die RKI-Daten hinken dem Infektionsgeschehen etwa drei Wochen hinterher:
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Es braucht Zeit, bis die Proben sequenziert sind, das Ergebnis ans RKI gemeldet wurde und dann im Wochenbericht erscheint. Inzwischen dürfte der Anteil von BQ.1.1 bereits bei zehn Prozent der Proben liegen, schätzt der Biophysiker Cornelius Römer im Gespräch mit dem "Spiegel".
Wie entwickelt sich die Verbreitung von BQ.1.1?
Experten beunruhigt vor allem die Geschwindigkeit, mit der sich BQ.1.1 verbreitet. So warnte der US-Immunologe Anthony Fauci im Sender "CBS News" vor der rasanten Verdopplungszeit. Derzeit verdoppeln sich die Infektionszahlen mit BQ.1.1 etwa jede Woche, vor allem in Europa und Nordamerika, twitterte Cornelius Römer. Und auch der Frankfurter Virologe Martin Stürmer warnt im Gespräch mit ZDFheute vor einem exponentiellen Wachstum:
Man sieht in Daten aus Amerika: BQ.1.1. macht ganz schön Dampf. Die Variante breitet sich effizient aus.
Die Lage in vielen Krankenhäusern ist aufgrund von Corona schwierig. Die Hospitalisierungsrate ist hoch, es gibt zu wenig Personal und die Kliniken leiden unter den Energiekosten.
19.10.2022 | 01:49 minKann ich mich mit BQ.1.1 anstecken, obwohl ich geimpft oder genesen bin?
Wie gut Impfungen oder durchgemachte Infektionen vor der neuen Variante schützen, ist noch unklar. Richard Neher, der Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien an der Universität Basel, erklärt: Studien aus China und Schweden deuteten darauf hin, dass die Variante durch Mutationen an den Spike-Proteinen von menschlichen Antikörpern vermutlich schlechter erkannt wird - und das Virus so das Immunsystem austricksen könnte.
Es müsse also zunächst abgewartet werden, ob sich beispielsweise Menschen, die zuvor eine Infektion mit der derzeit dominierenden BA.5-Variante hatten, sich mit BQ.1.1 erneut anstecken können, sagt auch Martin Stürmer:
Wenn BQ.1.1 die Immunität umgehen kann und sich vermehrt Geimpfte und Genesene anstecken - dann würden wir noch mal richtig zu knabbern bekommen.
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Bin ich vor einem schweren Verlauf geschützt, wenn ich geimpft oder genesen bin?
Tröstlich ist jedoch: Der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf scheint durch die Impfungen oder eine durchgemachte Infektion weiterhin gegeben zu sein, so Stürmer.
Dennoch käme es zu Problemen, wenn sich zu viele auf einen Schlag anstecken: "Das wird die Menschen zwar nicht in hoher Zahl auf die Intensivstationen bringen. Aber in den Kliniken müssen die Patienten ja trotzdem isoliert werden, was einen hohen Aufwand bedeutet", erklärt Stürmer. Dazu kämen noch die Ausfälle durch erkranktes Personal. "Wir können es uns nicht leisten, eine massive Welle zu bekommen."