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: So geht es 2023 mit Corona weiter

von Oliver Klein, Jan Schneider
17.01.2023 | 19:33 Uhr
Wie wird das Corona-Jahr 2023? ZDFheute hat Meinungen von Experten ausgewertet: Sie erwarten bessere Therapien, weniger Tote und die Maskenpflicht wird wohl bald überall fallen.
Corona hat viel von seinem Schrecken verloren - 2023 könnte der globale Gesundheitsnotstand aufgehoben werden.Quelle: dpa
Die Corona-Pandemie nähert sich ihrem Ende. Nach fast drei Jahren ist Covid-19 endemisch geworden: Das Virus wütet in Deutschland nicht mehr unkontrolliert in der Bevölkerung. Impfungen und Infektionen haben die Immunität der Menschen so weit gesteigert, dass schwere Verläufe selten geworden sind. Der globale Gesundheitsnotstand könnte laut WHO 2023 aufgehoben werden.
Aber das Virus wird wohl nie mehr verschwinden. In China startet nach dem jahrelangen strengen Lockdown gerade erst die erste große Infektionswelle und auch in den USA breitet sich eine Omikron-Subvariante schnell aus. Und was erwartet uns in den kommenden Monaten?
ZDFheute hat Fakten und Meinungen zahlreicher Experten zusammengetragen. Vieles im Jahr 2023 wird gut, manche Probleme bleiben - und einige Baustellen gibt es weiterhin.
Das läuft gut 2023:

Test-, Masken- und Isolationspflicht nicht mehr entscheidend

Die Omikron-Subvarianten, die sich momentan verbreiten - wie zum Beispiel XBB.1.5 - sind sehr ansteckend, führen aber nicht zu schwereren Krankheitsverläufen. Wir können also davon ausgehen, dass im Laufe des Jahres die Test-, Masken- und Isolationspflicht bundesweit abgeschafft werden.
Ein breites Testregime braucht es nicht mehr. Tests ergeben eigentlich nur noch bei Symptomen und in vulnerablen Bereichen Sinn, also zum Beispiel auf Transplantationsstationen im Krankenhaus.
Prof. Dr. Peter Galle, Leiter der Covid-19-Station, Universitätsmedizin Mainz

Impfung schützt vor schweren Verläufen

Regelmäßiges Impfen wird vermutlich auch nur für Risikopatienten ein Thema bleiben. Experten erwarten, dass die Grundimmunität durch Infektionen oder Impfungen nicht weiter aufgefrischt werden muss. Aktuelle Studien zeigen außerdem, dass die Impfung nicht nur die Schwere einer Akutinfektion reduziert, sondern auch vor Post Covid zu schützen scheint.

Gute Behandlungsmöglichkeiten bei Infektion mit Covid

Es gibt sehr viele gute Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19-Patienten: eine vorbeugende Therapie mit monoklonalen Antikörpern, die die Erreger neutralisieren, wird zum Beispiel Menschen empfohlen, die wegen bestimmter Vorerkrankungen nicht geimpft werden können, sich aber trotzdem schützen wollen.
Andere Medikamente wie etwa Paxlovid können die Vermehrung des Virus in den Zellen stoppen und damit auch die Vermehrung des Virus im Körper. Auch bei schweren Krankheitsverläufen gibt es mittlerweile zugelassene Arzneimittel, die gut wirken.
Bei der akuten COVID-19-Infektion gibt es in meinen Augen so viele Behandlungsmöglichkeiten wie bei kaum einer anderen Viruserkrankung der Atemwege – durch eine einmalige, weltweite Forschungsleistung in den vergangenen drei Jahren. Das war sensationell.
Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin
ZDFheute Infografik
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Corona viel seltener tödlich

Eine Corona-Infektion ist sehr viel seltener tödlich: Vor allem die Impfungen haben die Mortalität in Deutschland von etwa 6,2 Prozent in der ersten Welle im Jahr 2020 auf deutlich unter 0,5 Prozent Ende 2022 sinken lassen. Gleichzeitig ist auch die Anzahl der registrierten Infektionen stark zurückgegangen. Die Letalitätsrate des Coronavirus ergibt sich aus dem Verhältnis der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus zur Zahl der überstandenen Corona-Infektionen.
Allgemein läuft es also ganz gut:
Wir haben in der Pandemie gemeinsam viel erreicht – es ist beeindruckend zu sehen, was die Gesellschaft, Forschung und Medizin gemeinsam erreichen konnten.
Dr. Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar
Wo es aber noch Herausforderungen gibt:

Long Covid betrifft jeden zehnten Erkrankten

Eine der größten Herausforderungen ist und bleibt Long Covid: "Etwa zehn Prozent leiden nach Covid-19 unter anhaltenden Symptomen", erklärt Carmen Scheibenbogen, die Leiterin der Immundefekt-Ambulanz am Institut für Medizinische Immunologie der Charité in Berlin. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation im September 2022 waren allein in Europa 17 Millionen Menschen von Long Covid betroffen.
Tückisch: Selbst bei den milder verlaufenden Infektionen mit der Omikron-Variante tritt Long Covid mit derselben Häufigkeit auf. Peter Berlit, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, spricht aufgrund der hohen Zahlen von "einem riesigen Problem".
Etwa die Hälfte der Patienten klagten selbst nach drei Monaten noch über Folgen wie dauerhafte Müdigkeit, Konzentrations-, Gedächtnis-, oder Aufmerksamkeitsstörungen oder Kreislaufprobleme, so Scheibenbogen. Das Problem: Über die Gründe, die zu Long Covid führen, ist noch viel zu wenig bekannt, erst recht, wie man es heilen kann.

Neue Varianten können jederzeit auftauchen

Das Coronavirus ist gekommen, um zu bleiben. Neue, möglicherweise auch gefährlichere Sars-CoV-2-Varianten können jederzeit entstehen. "Vielleicht wird es sogar notwendig sein, weitere Variationen der Covid-19-Impfstoffe zu entwickeln und zuzulassen, die spezifisch gegen weitere Varianten gerichtet sind", sagt Julian Schulze zur Wiesch, leitender Oberarzt der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Geringe Impfquoten in anderen Ländern

Dass neue Varianten entstehen, wird umso wahrscheinlicher, je mehr ein Virus grassiert. "Auch wenn in Deutschland die epidemiologische und klinische Lage in den letzten Monaten eine positive Wendung genommen hat, so stellt Covid-19 weltweit betrachtet immer noch ein bedeutendes gesundheitliches Problem dar", beschreibt Christian Bogdan, Mitglied der Ständigen Impfkommission, das Problem.
Außerhalb Europas und Nordamerikas seien die Impfquoten viel zu niedrig und der exakte Status der natürlich erworbenen Immunität unklar.

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