: Baby gegen Covid impfen lassen oder nicht?
Für Alessandra Carozza, die mit ihrer Familie in Washington lebt, ist die Antwort auf die Frage einfach. Sie hat lange auf diesen Moment gewartet. Ihre beiden Söhne, Matteo drei Jahre alt und Lorenzo elf Monate, will sie so schnell wie möglich impfen lassen.
In den Vereinigten Staaten haben in dieser Woche Impfungen von Kleinkindern im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren begonnen. Carozzas älterer Sohn Matteo erkrankte 2020 im Alter von neun Monaten an Covid-19 und leidet bis heute darunter.
Weil ich die Folgen bei meinem Baby gesehen habe, war klar, dass ich meine Kinder sobald wie möglich impfen lasse.
Impfstoff von Biontech und Moderna für Kleinkinder
Es dauerte zwei Jahre, bis sich Matteos Lungen wieder regeneriert haben. "Bei jeder Erkältung landen wir im Krankenhaus", erzählt Carozza. Der heute Dreijährige hat kommende Woche seinen Corona-Impftermin. Der Moderna-Impfstoff wird in zwei Dosen verabreicht, das Biontech/Pfizer-Vakzin in drei Dosen.
Matteos jüngerer Bruder Lorenzo war Teilnehmer der Moderna-Studie und erfährt bald, ob er in der Test-Gruppe mit dem Vakzin oder dem Placebo war. "Ich habe immer auf Impfungen vertraut und die Corona-Impfung ist da keine Ausnahme", so Carozza.
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Impfempfehlung für alle Kleinkinder in den USA
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat eine Impfempfehlung für alle Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren ausgesprochen. Zugelassen sind die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna.
"Wir wissen jetzt aufgrund strenger wissenschaftlicher Untersuchungen, dass die verfügbaren Impfstoffe bei Kindern unter fünf Jahren sicher und wirksam eingesetzt werden können", sagte CDC-Direktorin Rochelle P. Walensky am Wochenende.
Die Eltern von knapp 20 Millionen Kleinkindern in den USA stehen nun also vor der Frage: Soll ich mein Baby gegen Covid-19 impfen lassen?
Omikron-Welle: Hospitalisierungsrate bei Kleinkindern fünf Mal höher
Wie viele Eltern sich für die Corona-Impfung für ihre Jüngsten entscheiden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Einer Umfrage der Kaiser Family Foundation im April zufolge gaben 18 Prozent an, ihr Kleinkind impfen zu lassen. Ein größerer Teil, 27 Prozent, hingegen werden ihr Kind "auf keinen Fall" impfen lassen.
Dabei kann Covid-19 auch bei Unter-Fünfjährigen zu einem schweren Krankheitsverlauf führen und in manchen Fällen auch zum Tod. Im Zeitraum ab Ende Dezember 2021, in dem Omikron die dominierende Variante war, ist die Hospitalisierungsrate in den USA bei Kindern (0 bis 4 Jahre) fünf Mal höher als während der Delta-Welle.
Unter den Kindern in den USA, die aufgrund von Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, haben 62 Prozent eine Vorerkrankung.
Isolation in der Pandemie
Matteo war ein kerngesundes Baby, bis er neun Monate alt war. "Eines Morgens hat er gehustet, später hat er gekeucht und ist blau angelaufen", erzählt Alessandra Carozza. Wochenlang brauchte Matteo alle zwei Stunden Medikamente - auch nachts.
"Die Ärzte meinen, dass er Covid ein zweites Mal nicht so gut verkraften würde", sagt Carozza. Daher ist die Familie seit Pandemiebeginn vorsichtig, schränkt Kontakte ein. Die Corona-Impfung, die Matteo kommende Woche bekommt, soll das ändern.
Stiko zu Impfungen von Kleinkindern
In Europa müssen die Jüngsten auf eine Corona-Schutzimpfung noch warten. Den Antrag auf eine Zulassung für Kleinkinder werde Biontech/Pfizer Anfang Juli bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur einreichen, wie Biontech-Chef Ugur Sahin am Wochenende ankündigte.
Die Stiko werde Fragen der Sicherheit und Verträglichkeit bewerten, so der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens gegenüber ZDFheute.
Wir werden die Krankheitslast in dieser Altersgruppe in Deutschland genau analysieren.
Bislang habe sich gezeigt, dass die Krankheitslast in den USA bei den etwas älteren Kindern deutlich höher war als in Deutschland. Zur Erklärung gebe es aber bislang nur Hypothesen.
Sobald ihre Söhne geimpft sind, will Alessandra Carozza mit ihnen nach Italien reisen. Matteo soll endlich seine 94-jährige Urgroßmutter kennenlernen.