: Forscher befürchten Corona-Schub

11.10.2022 | 11:40 Uhr
Aufgrund neuer Omikron-Sublinien wie BQ.1.1 warnen einige Forscher vor einem Aufschwung der Corona-Herbstwelle. Bisherige Daten bestätigen die Befürchtungen bislang jedoch kaum.
Die Corona-Herbstwelle ist bereits im Gange. Droht nun eine neue Variante den Infektionen einen weiteren Schub zu geben?Quelle: dpa
Sie haben kryptische Bezeichnungen aus Buchstaben und Zahlen: BA.2.75.2 zum Beispiel. Oder BQ.1.1. Dahinter verbergen sich Sublinien der Omikron-Variante des Coronavirus. Solche Erreger drohen der Herbstwelle weitere Wucht zu verleihen, wie einige Forscher warnen.
Denn manche dieser Varianten weisen ein derart verändertes Erbgut auf, dass sie Antikörpern von Geimpften und Genesenen besser entgehen können als die bisher vorherrschenden Varianten. Dadurch könnten sie sich schneller verbreiten.
In bisherigen Daten zu hierzulande entdeckten Virusvarianten spiegeln sich diese Befürchtungen noch kaum wieder, wie der letzte Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigt.

Sublinie BA.2.75

Die aktuellsten darin enthaltenen Daten zu nachgewiesenen Varianten beziehen sich auf Daten bis zur 39. Kalenderwoche 2022 (26. September bis 2. Oktober): Zu dem Zeitpunkt zeigte eine Stichprobe, dass nach wie vor die Omikron-Sublinie BA.5 das Geschehen bestimmt.
Seit Wochen liegen deren Anteile bei 95 bis 97 Prozent. Bei der Sublinie BA.2.75 und Abkömmlingen davon ist laut RKI zwar seit Juni weltweit eine zunehmende Ausbreitung beobachtet worden. Noch immer liegt der Anteil in der Stichprobe für Deutschland aber bei weniger als 1 Prozent.
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Virus mutiert anders als zu Beginn

Der Spezialist für Virus-Evolution Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel spricht in einem von seiner Uni veröffentlichten Interview von einer eher allmählichen Entwicklungsdynamik, die interessanter sei als die großen Sprünge, die das Virus zuvor gemacht habe.
Man habe mittlerweile eine bisher nicht gekannte Vielfalt an Varianten aus unterschiedlichen Zweigen des Omikron-Stammbaums, wurde der britische Virologe Tom Peacock kürzlich in einem "Nature"-Artikel zitiert. Auffällig: Unabhängig voneinander entwickelten viele dieser Omikron-Nachkommen die gleichen Mutationen des Spike-Proteins. Das ist die Stelle, mit der das Virus menschliche Zellen entert.
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Experten: BQ.1.1 könnte neue Corona-Welle verursachen

Cornelius Römer, ein Mitarbeiter Nehers, gab vor einigen Tagen auf Twitter die Einschätzung ab, dass BQ.1.1 in Europa und Nordamerika vor Ende November eine Welle verursachen werde. Er stützte sich auf die schnelle Zunahme der Sequenzen binnen kurzer Zeit.
Ähnlich formulierte es der Charité-Impfstoffforscher Leif Sander auf Twitter: Neben der BA.5-Herbstwelle, die sich derzeit rasch aufbaue, werde man es wohl recht sicher bald mit einer Variante zu tun bekommen, die der bestehenden Immunantwort stark ausweicht: "Der Winter kommt & er wird anscheinend echt anstrengend."

Immunologen: Schutz vor schwerer Erkrankung weiter gegeben

Diese sogenannte Immunflucht bedeutet aber nicht, dass zwangsläufig auch die Krankheitsverläufe wieder schwerer werden und man quasi am Beginn einer neuen Pandemie steht. Die Immunologin Christine Falk teilte auf Anfrage mit, dass die Mutationen von BQ.1.1 zwar auf eine möglicherweise effektivere Ansteckung schließen ließen, aber nicht auf ein Unterlaufen aller Abwehrlinien.
Allein auf das Spike-Protein bezogen gebe es keine Hinweise auf eine Veränderung der Krankheitslast. Der Schutz vor schwerer Erkrankung - er dürfte laut Immunologen bei immungesunden Menschen mit den empfohlenen Impfungen in der Regel standhalten. Als problematisch sehen Fachleute vielmehr die drohenden Personalausfälle an, wenn sich sehr viele Menschen auf einmal anstecken.

Vermehrt auftretende Grippe- und Coronafälle machen sich in den Krankenhäusern bemerkbar: für schwer Erkrankte steht zunehmend weniger Personal zur Verfügung.

07.10.2022 | 01:34 min

RKI: Wieder vermehrt schwere Corona-Verläufe

Die Zahl positiv getesteter Menschen steigt in Deutschland erst einmal weiter kräftig, wie der letzte RKI-Wochenbericht weiter zeigt. Die Entwicklung bei den schweren Krankheitsverläufen ist jedoch nicht einfach zu interpretieren: Das RKI schreibt, dass sich bei den schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, zwar ein Anstieg der Fallzahlen andeute.
Die Autoren schränken allerdings ein, dass "hier auch Fälle mit aufgeführt werden, die aufgrund einer anderen Erkrankung ins Krankenhaus kommen oder intensivmedizinisch behandelt werden müssen und bei denen die Sars-CoV-2-Diagnose nicht im Vordergrund der Erkrankung bzw. Behandlung steht".
Quelle: dpa

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