: Deutsche Fans: "Vorfreude ist keine da"

von Wolfgang Zimmermann
22.11.2022 | 20:09 Uhr
Das erste Spiel der deutschen Mannschaft steht an - und bei den Fans der Nationalmannschaft vor Ort kommt keine Vorfreude auf. Viele sind zudem gar nicht direkt in Katar.
So wenig Begeisterung unter deutschen Fans gab es noch nie für eine WM - nur 35.000 Tickets wurden für den gesamten Turnierverlauf gekauft, selbst in Russland (62.000) und Brasilien (58.000) waren es deutlich mehr. Die Verantwortlichen rechnen mit rund 7.000 deutschen Fans pro Spiel.
Und viele von ihnen kommen eingeflogen, weil sie kein Hotel in Doha gefunden haben. Der Fanclub Nationalmannschaft residiert beispielsweise in einem Luxushotel in Dubai. Angenehmer Nebeneffekt: Die Vereinigten Arabischen Emirate gelten als touristisch reizvoller, es gibt Alkohol für kleines Geld und es lebt sich weniger reglementiert.
Doch das Ganze hat einen stolzen Preis: Ab 2.600 Euro geht's los pro Person für zwölf Nächte in der Gruppenphase. Die Truppe in Dubai ist bunt gemischt - vom Bayern- zum Stuttgart-Fan, von jung bis alt, auch Mutter und Tochter sind dabei. Sie alle vereint eines: Sie wollen ihr Team unterstützen, egal wie und wo - und freuen sich darüber, viele Gleichgesinnte kennenzulernen.

Katar-WM: Mehr als 160 Shuttle-Flüge pro Tag für Fans

Einer der Fans dort ist Michael Kruska aus Dortmund. Nach der umstrittenen Vergabe der WM nach Katar und jetzt dem Rückzieher des DFB bei der "One Love"-Binde hofft er, dass "diese unverständlichen Dinge jetzt bald zu Strukturveränderungen führen".
Am Mittwoch fliegt er zusammen mit rund 150 deutschen Fans in Doha ein - verteilt auf drei Linienflug-Shuttles - darauf legt der Fanclub Wert. Denn dass die angeblich klimaneutrale WM durch solche Flüge zweifelsohne ad absurdum geführt wird, ist den Deutschland-Fans bewusst. Für die WM gibt es rund 160 solcher Shuttleflüge - und das täglich. Vom Flughafen in Doha geht es dann in den Bus zum Stadion oder vorher noch in die Stadt oder an die Corniche.

Bahrain als Basis für deutsche Fans bei WM

Tom Roeder ist mit knapp 30 anderen Fans in Bahrain untergekommen. Für seine Gruppe ist der Weg zu den Spielen abenteuerlich: mit dem Bus durch Bahrain und dann quer durch Saudi-Arabien. An der Grenze zu Katar müssen sie in Shuttle-Busse umsteigen, die die Gruppe ans Stadion bringen. "Vorfreude ist keine da", sagt Roeder. "Der ganze Orga-Kram überlagert alles."
Tom Roeder, Fan bei der WM in KatarQuelle: privat
In Katar wohnen kam für sie aber nicht in Frage, sie haben sich ganz bewusst anders entschieden und verstehen das als Zeichen:
Wir wollen dort möglichst wenig Zeit verbringen, möglichst wenig Geld lassen und uns möglichst schnell wieder entfernen.
Tom Roeder, Fußball-Fan

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