: Was bringt der Speicheltest auf Endometriose?

von Charlotte Bauer
10.12.2022 | 12:21 Uhr
Ein neuer Speicheltest soll die Früherkennung von Endometriose erleichtern. Doch es gibt auch Kritik - an der Studie und an den Kosten.
Von starken Bauchkrämpfen bis hin zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Viele Frauen leiden darunter - und erfahren oft erst nach Jahren, dass Endometriose dahintersteckt. Ein neuer Speicheltest soll ihnen die lange Leidenszeit künftig ersparen und die Diagnose der Unterleibs-Erkrankung beschleunigen.  

Test soll Anfang 2023 auf den Markt kommen

Der Hersteller verspricht ein zuverlässiges Ergebnis innerhalb von etwa 25 Tagen. Ähnlich wie beim Corona-Spucktest wird dabei eine Speichelprobe entnommen. Im Labor wird diese auf Endometriose-spezifische Marker untersucht. Anfang 2023 soll der Speicheltest in Deutschland auf den Markt kommen.  
Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibs-Erkrankungen bei Frauen, Schätzungen zufolge sind 8 bis 15 Prozent zwischen Pubertät und Wechseljahren betroffen. Dabei siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter an. Zahlen der Endometriose-Vereinigung Deutschland zufolge kommen jährlich etwa 40.000 Neuerkrankungen hinzu. 

Symptome bei Endometriose

  • starke, krampfartige, lang andauernde Schmerzen im Unterleib während der Periode 
  • zyklische und unregelmäßige Unterbauchschmerzen 
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr 
  • Schmerzen beim Wasserlassen und/oder Stuhlgang, evtl. Blutungen 
  • Unfruchtbarkeit 
  • Erschöpfungszustände 
  • Infektanfälligkeit 
Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto schneller kann mit der Behandlung begonnen werden. Dies erhöht die Chance auf eine Schwangerschaft und beugt chronischen Schmerzen vor. 
Grundsätzlich begrüßt die Geschäftsführerin der Endometriose-Vereinigung Deutschland, Anja Moritz, den neuen Speicheltest: "Er bietet wirklich eine Möglichkeit, kurzfristig, unkompliziert und ohne eine Operation eine Endometriose zu diagnostizieren, wenn der Arzt/die Ärztin das nicht mittels Ultraschall tun kann", sagt Moritz. 
Anja Moritz setzt sich für die Belange von an Endometriose erkrankten Frauen ein.Quelle: privat

Kann eine Speichelprobe die Bauchspiegelung ersetzen?

Die zuverlässigste Methode, Endometriose nachzuweisen, ist bisher eine Bauchspiegelung - ein Eingriff unter Vollnarkose. Kann der Speicheltest künftig die Operation ersetzen? Doris Scharrel, Landesvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte in Schleswig-Holstein, bezweifelt das. 
Habe ich zum Beispiel durch eine Ultraschalluntersuchung Endometriosezysten im Bauchraum festgestellt, dann ist es so, dass ich natürlich dann diese Spiegelung nicht zur Diagnostik alleine benutze, sondern auch schon zur Therapie. Also erspare ich mir das nicht.
Doris Scharrel, Vorsitzende Berufsverband der Frauenärzte in Schleswig-Holstein 
Doris Scharrel würde den neuen Speicheltest ihren Patientinnen nicht empfehlen. Quelle: privat
Außerdem kritisiert Doris Scharrel die Patientinnenzahl in der zugrundeliegenden Studie als zu klein: 200 Frauen mit Unterleibsschmerzen nahmen daran teil. Bei 153 wurde mit klassischen Methoden tatsächlich Endometriose diagnostiziert, bei den restlichen 47 nicht. Mit dem Speicheltest wurden in der Studie 97 Prozent der Endometriose-Fälle richtig erkannt. Bei den Frauen ohne Endometriose war der Test in allen Fällen richtigerweise negativ. 

Endometriose-Test kostet 799 Euro

Neben der Studiengröße sind die Kosten ein weiterer Kritikpunkt: 799 Euro werden pro Test fällig - und die müssen die Patientinnen selbst zahlen.  

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