Interview

: Die Suche nach Leben im Jupiter-Universum

von Sylvia Bleßmann
12.04.2023 | 18:41 Uhr
Die ESA schickt eine Rakete mit Sonde zum Jupiter. Physiker Hauke Hussmann hat ein Messinstrument dafür gebaut und erklärt, warum Leben auf dem Eismond nicht ausgeschlossen ist.

NANO vom 12. April: Hunderte Millionen Kilometer wird sie zurücklegen, um der Frage nachzugehen, ob sich auf den größten Monden des Gasriesen so etwas wie Leben entwickeln kann.

12.04.2023 | 28:27 min
Es ist Europas größte Planetenmission: Die Sonde "Jupiter Icy moons Explorer", kurz Juice, soll zum ersten Mal die eisigen Monde des Gasgiganten Jupiter im Detail erforschen. Am 13. April startet die Sonde vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana.
Vorläufermissionen wie die Nasa-Mission Galileo haben Fragen aufgestoßen, die beantwortet werden sollen. Vorige Daten lassen darauf schließen, dass es unter den Eismonden Ganymed, Kalisto und Europa womöglich flüssiges Wasser gibt.

Berliner Forscher bauen Messinstrumente der Mission

Am Institut für Planetenforschung in Berlin beschäftigt man sich schon seit langem mit den Geheimnissen des Jupiter-Universums. Zwei der wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Raumsonde wurden dort in den letzten 15 Jahren entwickelt.
Eines davon ist das Kamerasystem "Janus": Eine hochauflösende Teleskopkamera mit einer sehr starken Optik. Sie soll die Oberfläche der Monde in einer Auflösung kartieren, wie es sie bislang nicht gab. Auch das zweite Instrument , ein Höhenmesser mit dem Namen "Ganymed Laser Altimeter", kurz GALA, dient dazu, die Topographie der Eismonde zu erfassen.
Hauke Hussmann ist Physiker und wissenschaftlicher Leiter des "Laser Altimeter". Im ZDF-Interview erklärt er, was am Jupiter so faszinierend ist und was sich die Esa von der Mission erhofft.
ZDF: Was fasziniert so sehr an den Eiswelten der Monde?
Hauke Hussmann: Faszinierend ist vor allem die Menge Wasser, die wir dort vor finden. Bei Ganymed und Europa gibt es Wasser, die global den ganzen Mond umfließen, unter einer Eisschicht, die sehr kalt ist. Die Wasserozeane haben mehr Wasser als alle Meere der Erde zusammen.
ZDF: Was ist das Hauptziel der Mission?
Hauke Hussmann: Die Erforschung des Jupitersystems und seiner Eismonde mit möglicherweise habitablen Bedingungen - also Leben ausserhalb der Erde. Wir fokussieren uns auf Ganymed. An der Oberfläche herrschen sehr kalte Temperaturen von Minus 170 Grad.
Der globale Ozean - so vermuten wir - entstand durch Wärmequellen im Inneren - einerseits durch radioaktiven Zerfall im Gestein, aber auch durch Gezeitenwärme.
Die gigantische Anziehungskraft des Jupiter verformt seine Monde periodisch. Die durch Reibung erzeugte Wärme ist einzigartig. Wir denken, dass so die Ozeane unter dem Eis entstanden sind.
Hauke Hussmann, Phsyiker am Institut für Planetenforschung in Berlin
ZDF: Woran lässt sich von außen durch das Eis Ozean erkennen?
Hauke Hussmann: Die Geologie und die Oberfläche der Monde sagt uns etwas darüber: Zerbrochene, rotierende, verschobene Eisscholen, Risse im Eis - dadurch wird das Wasser unter hohem Druck hinausgepresst, gefriert sofort an der Oberfläche und hat möglicherweise Mineralien hinterlassen. Mit dem Laser Altimeter werden wir die Gezeiten-Deformationen genau messen. Es wird aus dem Orbit gemessen, wie sich die Oberfläche hebt und senkt. Aus der Amplitude können wir Rückschlüsse ziehen.
ZDF: Warum will die Menschheit da hin? Was bringt uns das?
Hauke Hussmann: Wir haben noch nicht die Hoffnung, Leben nachzuweisen mit dieser Mission. Aber wir können herausfinden, ob es Bedingungen gibt, die Leben ermöglichen. Wir sind sehr weit draußen im Sonnensystem, fünf mal weiter weg von der Sonne als die Erde.
Da herrschen extrem lebensfeindliche, eiskalte Temperaturen, aber im Innern der Monde nimmt die Temperatur zu - bis zum Schmelzpunkt des Eises. Da könnte extraterristisches Leben möglich sein.
Hauke Hussmann, Phsyiker am Institut für Planetenforschung in Berlin
Das ist eine faszinierende Frage, die wissenschaftliche Forschung voran treibt.
ZDF: Warum sind Sie dabei?
Hauke Hussmann: Als Galileo Galilei 1610 die vier großen Monde am Jupiter entdeckte, brachte das ein ganzes Weltbild ins Wanken. Ganymed, Kalisto, Europa und Io heißen ihm zu Ehren auch die Galileischen Monde. Mittlerweile kennt die Forschung 92 Monde im Jupiter Universum.
Eine faszinierende Welt aus Eis, Fels, Wasser, in der es noch unendlich viel zu entdecken gibt. Wir am Institut für Planetenforschung sind stolz, Teil dieser großen europäischen Mission zu sein, die 2031 hoffentlich die ersten neuen Erkenntnisse liefert.
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