: EU eröffnet Weltraumbahnhof in Schweden

13.01.2023 | 15:56 Uhr
Im Norden Schwedens können künftig erstmals Satelliten vom europäischen Festland aus ins All starten. Damit will die EU unabhängiger von Russland werden.
Die EU kann künftig Satelliten von europäischem Boden aus ins All schicken. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eröffnete am Freitag im nordschwedischen Raumfahrtzentrum Esrange gemeinsam mit Schwedens König Carl XVI. und Ministerpräsident Ulf Kristersson einen neuen Startplatz.

Startplatz soll Europa unabhängig von Russland machen

Der Standort soll den EU-Weltraumbahnhof im zu Frankreich gehörenden Französisch-Guayana in Südamerika ergänzen. Auf dem Weg zu einer stärkeren Unabhängigkeit von Russland wird dem neu eröffneten Komplex in Schweden große Bedeutung beigemessen.
Die aktuelle geopolitische Lage - nicht zuletzt natürlich der russische Einmarsch in die Ukraine - hat demonstriert, wie wichtig es ist, dass die Europäische Union Zugang zum Weltraum hat.
Ulf Kristersson, Schwedens Ministerpräsident
Bei der Einweihung schnitt Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson zusammen mit dem König und der Kommissionspräsidentin symbolisch ein blau-gelbes Band durch - passenderweise sind das nicht nur die schwedischen Nationalfarben, sondern auch die der Ukraine.
Von der Leyen nannte die Eröffnung "einen großen Augenblick für Europas Raumfahrtindustrie". In der Vergangenheit nutze die Esa in Europa den russischen Raketenstartplatz Plessezk für Satellitenstarts.
Der neue Weltraumbahnhof biete nun einen unabhängigen europäischen Zugang zum All und liefere genau die Infrastruktur, die benötigt werde. Von der Leyen wies auch auf die Bedeutung von Satelliten bei bei der Beobachtung des Klimawandels hin.

EU will Weltraumstrategie vorlegen

Kleine Satelliten, die künftig in Esrange starten können, hätten zudem eine Bedeutung für die Sicherheit - unter anderem nutzten ukrainische Streitkräfte sie im Krieg, um die Bewegungen russischer Truppen zu verfolgen. Die EU-Kommission will einen Vorschlag für eine EU-Weltraumstrategie vorlegen. "Europa hat sein Standbein im Weltall und wird es behalten", sagte von der Leyen.
Ersetzen kann Esrange den bereits bestehenden Startplatz der EU in Südamerika allerdings nicht. Letzterer ist wegen seiner Nähe zum Äquator deutlich besser dafür geeignet, schwere Lasten in äquatoriale oder äquatornahe Umlaufbahnen zu schicken. "Der europäische Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana wird nach wie vor gebraucht werden", sagte der Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher.
Von dem neuen Standort im dünn besiedelten und stark bewaldeten Nordschweden aus sollen zum einen kleinere Satelliten ins All geschossen werden, zum anderen sollen dort auch wiederverwendbare Raketen getestet werden.

Erster Satellit startet Ende des Jahres in Schweden

Bislang wurde das 1966 in Betrieb genommene Raumfahrtzentrum knapp 40 Kilometer östlich von Kiruna vor allem für den Start von Höhenforschungsraketen und Höhenballons genutzt. Der erste Satellitenstart ist nun für Ende 2023 geplant.
Quelle: dpa

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