: Geldautomaten-Sprenger immer skrupelloser

23.10.2022 | 07:09 Uhr
Immer skrupelloser, immer häufiger, immer gefährlicher: Europol macht eine gefährliche Entwicklung bei Geldautomaten-Sprengungen aus.
Gesprengter Geldautomat in Mönchengladbach (Archiv)Quelle: dpa
In der Nacht zum Donnerstag im niedersächsischen Auetal: Die Polizei spricht von einem "großen Trümmerfeld". In der Nacht zum Freitag in Forchheim: bereits der vierte Fall im Oktober in Bayern. In der Nacht zum Samstag im hessischen Buseck: Auch vier Fahrzeuge werden beschädigt. Gesprengte Geldautomaten - allein die Fälle der letzten Tage, und es sind noch nicht einmal alle. Nach Angaben von Europol nehmen die Anschläge drastisch zu. Und sie werden dabei auch immer gefährlicher.

Extrem schwere Sprengstoffe

Die europäische Polizeibehörde in Den Haag sei besorgt über die zunehmende Gewalt, sagt Sprecherin Claire Georges: "Immer häufiger werden extrem schwere Sprengstoffe eingesetzt, durch die sogar Gebäude einstürzen und auch unschuldige Menschen getötet werden."
Zunehmend würden auch Bürger gefährdet, so die Sprecherin. Viele Automaten befänden sich in Supermärkten oder Einkaufsstraßen. Die Täter seien aber extrem skrupellos.
Die interessieren sich nicht für Menschen, denen geht es nur ums Geld.
Claire Georges, Europol
Georges sprach von "modernen Banküberfällen", denn Banken verfügten nur noch über wenig Bargeld. In Automaten aber könnten die Banden relativ schnell Hunderttausende Euros erbeuten.

Fast täglich werden in Deutschland EC-Automaten gesprengt. Die Täter, in der Regel aus den Niederlanden, agieren hochprofessionell und mit brutalen Mitteln.

08.02.2022 | 12:05 min

Trainingszentrum für Kriminelle bei Utrecht

Die Ermittler stellen die Entwicklung nach Europol-Angaben in vielen europäischen Staaten fest - dazu gehörten auch Deutschland, Südeuropa und die baltischen Staaten. Gut organisierte Verbrecherbanden hätten sich auf diese Bombenanschläge spezialisiert und würden auch Kriminelle gezielt ausbilden. Im vergangenen Jahr hatten Ermittler mit Hilfe von Europol bei Utrecht sogar ein Trainingszentrum für Automatensprengungen entdeckt.
Die Verbrecher würden meist in sehr schnellen Autos eine ganze Region heimsuchen und mehrere Automaten sprengen. Oft operierten sie international in den Nachbarländern. Zum Beispiel kam etwa die Hälfte der Tatverdächtigen für Anschläge in Deutschland 2021 aus den Niederlanden.

Starke Explosionen in Wohngebieten

Genaue Zahlen für ganz Europa liegen noch nicht vor, da EU-Mitgliedsstaaten nur internationale Fälle bei der europäischen Polizeibehörde melden. In Deutschland registrierte das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr 287 Fälle, im Jahr zuvor waren es 268 - trotz Corona-Reisebeschränkungen. In diesem Jahr wird eine weitere starke Zunahme erwartet.
In den Niederlanden waren bis September bereits ebenso viele Sprengungen registriert worden wie im gesamten Vorjahr. Besonders Amsterdam wurde durch starke Explosionen in Wohnvierteln getroffen. Erfolgreich im Kampf gegen die Sprengungen ist Europol zufolge Frankreich. Dort würden die Automaten mit einer speziellen Tinte präpariert, so dass das erbeutete Bargeld unbrauchbar werde.
Quelle: dpa, ZDF