: Noch zwei Tote nach Gletschersturz gefunden
06.07.2022 | 21:23 Uhr
Nach dem verheerenden Gletschersturz in den Dolomiten steigt die Zahl der Todesopfer auf mittlerweile neun. Drei weitere Menschen werden laut örtlicher Behörden noch vermisst.Die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer nach dem Gletscherabbruch in den norditalienischen Dolomiten ist von sieben auf neun gestiegen. Das teilte der Präsident der Autonomen Provinz Trient, Maurizio Fugatti, am Mittwochabend in Canazei am Fuße des Berges mit. Bislang seien vier Tote von Angehörigen identifiziert worden. Bei fünf Opfern ist laut Fugatti die Identität noch nicht geklärt.
Massen aus Eis, Schnee und Geröll hatten am Sonntag mehrere Bergsteiger in den Tod gerissen. Insgesamt acht Menschen wurden verletzt, darunter auch ein Mann und eine Frau aus Deutschland, die in italienische Kliniken gebracht wurden.

Nach dem Gletscherabbruch in den Dolomiten dauert die Suche nach vermissten Wanderern an. Es werden Drohnen eingesetzt. Acht Personen wurden gefunden, von dreien fehlt weiter jede Spur.
05.07.2022 | 01:33 minSuche mit Drohnen
Die Behörden suchten am Mittwochvormittag zunächst mit Drohnen weiter nach möglichen Opfern. Außerdem stellten sie Überwachungsgeräte auf, die Bewegungen an der abgegangenen und nun fest gewordenen Gletschermasse messen können.
Wegen ihrer Instabilität waren die Bergungsarbeiten am Boden zuletzt nicht möglich. Die Gemeinde sperrte aus Sicherheitsgründen und für die Zeit der Arbeiten die Zugänge zum Berg ab und stellte Strafen in Aussicht, falls sich Wanderer nicht an die Regeln halten sollten.
Die Justiz in Trient schließt unterdessen aus, dass das Unglück vorhersehbar war, wie Staatsanwalt Sandro Raimondi der Nachrichtenagentur Ansa sagte. Die Ermittler wollten den Hergang aber rekonstruieren, Filme sichten und Zeugen hören.
Ein Gletscherabbruch - wie kommt es dazu? Erfahren Sie mehr im Video:
Die Situation in den Alpen ist so dramatisch wie nie. Zu wenig Niederschlag, zu hohe Temperaturen und Saharastaub beschleunigen die Eisschmelze. Gletscher können abrutschen.
05.07.2022 | 00:58 minAngehörige werfen Behörden Fahrlässigkeit vor
Einige Angehörige von Opfern haben den italienischen Behörden vorgeworfen, fahrlässig gehandelt zu haben, indem sie das Gletschergebiet nicht absperrten. Sie verwiesen auf Aussagen von Wanderern und Wanderführern, die in den vergangenen Wochen angesichts der hohen Temperaturen - zehn Grad auf der Spitze des Marmolata einen Tag vor dem Unglück - vor den Gefahren durch den Gletscher gewarnt hätten.
Experten vermuten hinter dem Abbruch des Gletscherstücks Folgen des Klimawandel. In diesem Jahr waren die Temperaturen in der Gegend höher als gewöhnlich, weshalb das Eis früher zu schmelzen begann. Außerdem fehlten Niederschläge im Winter und Frühjahr, von denen der Gletscher hätte zehren können.
Seit Jahren geht das Eis in den Bergen Italiens bereits zurück. Wegen der sich ändernden Bedingungen empfehlen Bergkenner Wanderern, ihre Routen vorher gründlich zu planen und sich zu informieren. Am Donnerstag wollen die Rettungskräfte die Suche fortsetzen.
Quelle: dpa, AFP