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: Gleichberechtigung in der Corona-Krise

von Michaela Waldow
08.03.2021 | 05:00 Uhr
Ungleiche Einkommen, Zunahme häuslicher Gewalt und Rückfall in alte Rollenmuster? Welche Auswirkungen Corona auf die Gleichberechtigung hat.
Archivbild: Demo am Frauentag 2020 in Berlin. Seit 1921 wird der Frauentag jährlich am 8. März gefeiert.Quelle: Imago
In Deutschland gibt es mit 42,1 Millionen knapp eine Million mehr Frauen als Männer. Und trotz einer leichten Überzahl stehen Frauen in einigen Punkten schlechter da als Männer: Sie arbeiten häufiger in Teilzeit, ihre Löhne sind niedriger, ihre Rentenansprüche damit auch. In Führungsetagen und in der Forschung sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Frauen sind häufiger Opfer häuslicher Gewalt. In manchen Punkten aber liegen Frauen vorne: Bei der unbezahlten Sorgearbeit leisten sie wesentlich mehr als Männer und in den besonders von der Pandemie betroffenen Pflegeheimen arbeitet mehr weibliches Personal.

Internationaler Frauentag 2021

Die nach wie vor ungerechte Bezahlung, die Sorge, die Pandemie führe zurück in traditionelle Rollenmuster und die Zunahme häuslicher Gewalt – der diesjährige Frauentag richtet den Blick auf die Auswirkungen von Corona auf die Gleichberechtigung unter dem Motto "Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer Covid-19-Welt".

Gender Pay Gap

Da wäre der Gender Pay Gap: Frauen verdienten 2019 durchschnittlich 19 Prozent weniger in der Stunde als Männer. In Westdeutschland ist das Gefälle mit 20 Prozent deutlich höher als im Osten mit 7 Prozent. Der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern ist ein Indiz für mangelnde Gleichbehandlung, es gibt aber weitere Gründe für die Einkommensunterschiede. Bei der Wahl des Berufes zum Beispiel sind Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufsfeldern zu finden: 80 Prozent in den sozialen Berufen wie der Kranken- und Altenpflege sind beispielsweise weiblich.
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Corona als Berufsrisiko

Jobs in der Pflege, Reinigung, im Lebensmittelverkauf und Erziehungsberufe - die Corona-Krise hat gezeigt: Sie sind systemrelevant. Diese Arbeit wird hauptsächlich von Frauen geleistet. Frauen hatten berufsbedingt somit häufiger ein erhöhtes Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Für Beschäftigte in Pflegeheimen war die Infektionsrate laut einer Bremer Studie unter Mitarbeiter*innen in Pflegeheimen sechs Mal größer als im Vergleich zur Normalbevölkerung. Zu Beginn der Pandemie fehlte es dort zudem an Schutzausrüstungen.
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Gender Care Gap

Was schon vor Corona deutlich war: Frauen verbringen mehr Zeit mit Kinderbetreuung, Haus- und Gartenarbeit, also der unbezahlten Sorgearbeit. Pro Tag waren das 2019 laut Bundesfamilienministerium im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr aufgebrachte Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer leisteten. Umgerechnet waren das täglich 87 Minuten Unterschied. Dieser zeitliche Aufwand wirkt sich auf die Arbeitszeit aus: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer, was zu niedrigen Einkünften führt und damit später auch zu niedrigeren Rentenansprüchen. Besonders Frauen traten während des Shutdowns beruflich zurück, doch aber auch Väter nahmen sich mehr Zeit: Der Anteil der Männer, die den überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernehmen, hat sich zu Beginn der Krise von 5 Prozent auf 10 Prozent verdoppelt.
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Gewalt in der Partnerschaft

141.792 Menschen wurden 2019 Opfer von Partnerschaftsgewalt, knapp 115.000 Opfer waren weiblich. Bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und Übergriffen sind die Opfer zu 98,1 Prozent weiblich, bei Stalking, Bedrohung und Nötigung in der Partnerschaft sind es 89 Prozent. Die Dunkelziffer in der Corona-Krise wird deutlich höher geschätzt, aussagekräftige Zahlen gibt es noch nicht. Stressfaktoren wie die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Mehrbelastung oder finanzielle Sorgen gelten aber als gewaltverstärkend. In Mecklenburg-Vorpommern erfasste die Polizei in den Monaten März bis Mai 2020 deutlich mehr Vorgänge und Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt als im Vorjahreszeitraum. Für Frauen in einer gewalttätigen Partnerschaft war es im Shutdown schwieriger, sich dem Partner zu entziehen. Gleichzeitig fiel die soziale Kontrolle durch Freunde, Verwandte, Ärzte und Betreuer weg.
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Frauen in Führungspositionen

Im Oktober 2020 betrug der Anteil der Frauen in den höchsten Entscheidungsgremien der größten Unternehmen in Frankreich 45,1 Prozent, in Deutschland waren es 36,3 Prozent. 2019 waren 29,4 Prozent der Führungskräfte weiblich. Damit ist die Zahl in einem Jahr um knapp 6 Prozent gestiegen. Seit Jahren lag Deutschland im Vergleich mit den anderen europäischen Staaten im hinteren Drittel, liegt nun jedoch im oberen Drittel. Im Jahr 2020 betrug der Anteil der Frauen in den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen allerdings nur 11,5 Prozent.
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Frauen in der Forschung:

Das Verhältnis der Geschlechter hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert. In Deutschland sind Frauen in der Forschung noch immer vergleichsweise selten. 2017 lag der Anteil der Frauen bei 28 Prozent, schlechter schnitten nur die Niederlande und Tschechien ab. Der EU-Durchschnitt lag bei 33 Prozent. Lettland lag hier mit 52,2 Prozent Frauenanteil an der Spitze.
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