: Häusliche Gewalt nimmt nochmal zu

15.05.2022 | 09:24 Uhr
Im Jahr 2021 haben die Fälle häuslicher Gewalt laut Bericht wieder zugenommen. Zudem gibt es eine hohe Dunkelziffer. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen.
Die Fälle häuslicher Gewalt sind durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen erneut gestiegen. Quelle: Imago
Auch im zweiten Corona-Jahr hat die häusliche Gewalt in Deutschland laut einem Bericht zugenommen. 2021 hätten die Behörden 161.000 Opfer von Gewalt durch Partner oder Ex-Partner registriert, berichtete die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Innenministerien und Kriminalämter der Bundesländer. Dies entspreche einem Anstieg von 1,3 Prozent im Vergleich zu 2020.
Zugleich verwies der Bericht darauf, dass die Dunkelziffer hoch sei, weil sich viele Opfer nicht trauten, Anzeige zu erstatten. Zwei Drittel der erfassten Opfer seien Frauen.

Beim Weißen Ring e.V. gehen immer mehr Anrufe von Opfern häuslicher Gewalt ein. Allein im Jahr 2020 sind die Fälle um zehn Prozent zum Vorjahr gestiegen. 80 Prozent der Opfer sind Frauen.

14.02.2022 | 01:59 min

Schutz und Beratung für Frauen sollen ausgebaut werden

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte der Zeitung, die Regierung wolle "den Zugang zu Schutz und Beratung bundesgesetzlich regeln, einen einheitlichen Rechtsrahmen für die verlässliche finanzielle Absicherung des Hilfesystems schaffen und es bedarfsgerecht ausbauen."
Das Hilfsangebot sei mit rund 350 Frauenhäusern, 100 Schutzwohnungen und mehr als 600 Beratungsstellen unzureichend.
Deshalb bauen wir Frauenhäuser und Beratungsstellen gemeinsam mit den Ländern weiter aus und stellen dafür 120 Millionen Euro aus Bundesmitteln bis 2024 zur Verfügung.
Lisa Paus, Bundesfamilienministerin (Grüne)

Hilfe bei Gewalt in der Partnerschaft finden Sie hier:

Bei akuten gewalttätigen Übergriffen durch den Partner sollten Sie, wenn möglich, die Notruf-Nummer 110 wählen. Frauen finden beim „Hilfetelefon – Gewalt gegen Frauen“ unter der Nummer 08000 116 016 oder per Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de rund um die Uhr, kostenfrei und anonym Unterstützung. Es werden Personen mit und ohne Behinderung beraten, ein Beratungsgespräch kann auch in vielen verschiedene Sprachen geführt werden. Das Angebot für Männer ist unter der Nummer 0800 1239 900 oder online unter www.maennerhilfetelefon.de zu erreichen.

Auch wenn Sie ein Angehöriger, Freundin oder Freund einer betroffenen Person sind, können Sie sich bei den genannten Stellen beraten lassen. Bevor Sie als Bezugsperson Ratschläge geben, informieren Sie sich vorher bei den genannten Stellen über die richtige Vorgehensweise.

Länder verzeichnen Zunahme häuslicher Gewalt

Der Zeitung zufolge verzeichnet Thüringen mit 24 Prozent (3.227 Opfer) den stärksten Zuwachs häuslicher Gewalt. Dahinter kommen demnach Niedersachsen (plus 12,9 Prozent, 22.405 Opfer) und das Land Bremen/Bremerhaven (plus 9,1 Prozent, 3.018 Opfer).
Den größten Rückgang meldeten das Saarland (minus 7,1 Prozent, 2.653 Opfer,) und Hamburg (minus 6,3 Prozent, 5.058 Opfer).

Verstärkung durch Corona-Pandemie

Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) nannte die Zahlen erschütternd. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, etwa strenge Kontaktbeschränkungen oder Quarantänezeiten, haben die Vorfälle von häuslicher Gewalt noch verstärkt."
Nordrhein-Westfalen gehört mit einem Anstieg von 4,7 Prozent und insgesamt 34.235 registrierten Opfern zu den acht Bundesländern, in denen die Zahlen zunahmen.
Quelle: epd

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