: "Hogwarts Legacy" und das Erbe der Autorin

von Kai Remen und Carolin Wolf
04.02.2023 | 21:01 Uhr
In Kürze startet das Spiel "Hogwarts Legacy". Schon jetzt mischen sich Vorfreude und Boykottaufrufe. Grund dafür ist Autorin J.K. Rowling und ihre Aussagen über Transsexualität.
Das Action-Rollenspiel "Hogwarts Legacy" ist schon vor seinem eigentlichen Start umstritten.Quelle: Warner Bros./Hogwarts Legacy
Auf phantastischen Tierwesen fliegen, Zaubersprüche üben und durch die verbotenen Gänge der Bibliothek schleichen – wer will das nicht? Kein Wunder also, dass spätestens seit dem ersten Trailer von "Hogwarts Legacy" die Erwartungen bei Fans der Welt von Harry Potter riesig sind. Doch längst nicht jeder freut sich auf das Action-Rollenspiel.
Der Grund dafür ist J.K. Rowling. Als Autorin der Harry-Potter-Reihe entspringen ihrer Feder die meisten Inhalte der Spielwelt. Doch gerade sie, deren fiktive Welt so vielen Menschen ein Zufluchtsort ist, fiel in der Vergangenheit immer wieder mit fragwürdigen Aussagen auf.

J.K. Rowling, Twitter und Transsexualität

So unterstützte Rowling 2019 eine Frau, die ihren Job verloren hatte, da sie sich transfeindlich geäußert hatte. 2020 machte sich die Autorin - erneut auf Twitter - über die Formulierung "Menschen, die menstruieren" lustig. Man solle doch einfach von Frauen sprechen, forderte sie. Kritikerinnen und Kritiker sahen darin ein Ablehnen von Transsexualität.
Es folgte ein langes, schriftliches Statement von Rowling. Doch auch danach äußerte sie sich immer wieder ablehnend zur Transsexualität. "Nein zur Selbst-Identifizierung", schrieb sie im vergangenen Jahr auf Twitter und bezog sich auf eine geplante Gesetzesänderung in Schottland, die es trans* Personen erleichtert, ihre Identität gesetzlich anerkennen zu lassen.

Boykottieren oder spielen?

Die Frage, die sich Gamerinnen und Gamer nun vermehrt stellen: Sollte man das Spiel boykottieren oder doch einen Blick in die eigentlich geliebte Welt werfen? Klar ist, Rowling selbst war nicht direkt an der Spielentwicklung beteiligt. Um den Erwartungen der Fans gerecht zu werden, sei aber mit ihrem Team zusammengearbeitet worden, heißt es auf der offiziellen Website des Spiels. Zudem dürfte die Autorin Geld für Lizenzen erhalten.
Schaut man in die sozialen Netzwerke, fallen die Antworten auf die Frage, wie man nun mit "Hogwarts Legacy" umgehen soll, sehr unterschiedlich aus. Immer wieder steht die Diskussion im Raum, ob man das Werk von der Autorin trennen kann oder sollte.

Was sagt der Spieleentwickler?

Herausgeber Warner Bros. hingegen bleibt bei der Debatte vage. Man wolle alle erreichen, "die diese Welt, Geschichte und Charaktere lieben", sagte David Haddad, Chef von Warner Bros. Games, kürzlich in einem Interview. Ähnlich klingen Aussagen des leitenden Spieleentwicklers.
Wir wissen, dass das ein sehr diverses Publikum ist. Für uns geht es darum, sicherzustellen, dass die Zuschauer, die schon immer von diesem Spiel geträumt haben, die Möglichkeit haben, sich wieder willkommen zu fühlen.
Alan Tew, leitender Spieleentwickler "Hogwarts Legacy"

Was sagen die Betroffenen?

Anders äußern sich Betroffene zu der Debatte. Gabriel_Nox Koenig vom Bundesverband Trans* hält es für schwierig, Werk und Autorin zu trennen. Dies gelte insbesondere für queere Personen. Es sei deshalb nicht überraschend, dass diskriminierte Gruppen das Spiel ablehnen würden.
Einerseits nutzt J.K. Rowling ihre Bekanntschaft, um gegen die Menschenrechte von trans* Personen vorzugehen. Andererseits spiegeln sich Diskriminierungsverhältnisse in ihren Werken wider.
Gabriel_Nox Koenig, Bundesverband Trans*

Diskussionen bei Gronkh und Rocket Beans TV

Das Thema beschäftigt längst die gesamte Gaming-Branche. Erst in dieser Woche wurde Youtuber und Streamer Erik Range, alias Gronkh, für seine Aussage J.K. Rowling sei ihm "einfach egal" kritisiert.
Anders das Team von Rocket Beans TV, einer Medienproduktionsfirma mit Livestream-Format. Das veröffentlichte ein Statement, in dem der eigene Umgang mit dem Spiel erklärt wird. Harry Potter sei ein wichtiger Teil der Popkultur, heißt es darin. Gleichzeitig profitiere mit der Schöpferin "eine Person, die ihre Reichweite zur Verbreitung von transfeindlichen Äußerungen nutzt". Man werde deshalb keine Werbedeals eingehen. Gleichzeitig wolle man das Game aber nicht ignorieren, sondern journalistisch begleiten.
"Hogwarts Legacy" erscheint am 10. Februar für PC, PS5 und Xbox One. Am 4. April dann für PS4 und Xbox One und am 25. Juli für Nintendo Switch. Die Diskussion rund um das Spiel ist bereits in vollem Gange.

Transparenzhinweis

In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, J.K. Rowling verdiene durch Lizenzen bei jedem verkauften Exemplar von "Hogwarts Legacy" mit. In welcher Form die Autorin an dem Umsatz des Spiels beteiligt wird, ist nicht bekannt. Die betreffende Stelle haben wir im Artikel angepasst.