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: Studie: Nahezu Hälfte der Gletscher verloren

05.01.2023 | 23:23 Uhr
Auch, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt wird, werden laut einer Studie Zehntausende Gletscher schmelzen. Nun zähle jedes Zehntel Grad Einsparung, so die Forscher.
Nahezu die Hälfte der Gletscher ist auch bei geringer Klimaerwärmung verloren.Quelle: Reuters
Wasserknappheit, steigende Meeresspiegel, veränderte Flora und Fauna: Das fortschreitende Schmelzen der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung hat zum Teil gravierende Auswirkungen. Nun zeigt eine im Fachjournal "Science" veröffentlichte Studie, dass selbst im günstigsten Fall ein großer Teil der Gletscher verschwinden wird.
Demnach dürften fast 50 Prozent der rund 215.000 berücksichtigen Gletscher bis 2100 schmelzen - wenn der Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzt wird.
Die Autoren haben auch eine positive Botschaft: Sofortige Maßnahmen zum Klimaschutz und jedes Zehntel Grad eingesparte Erwärmung können den Prozess verlangsamen.

20 Prozent der Gletscher könnten komplett abschmelzen

Mit seinen Berechnungen bestätigt das internationale Team um David Rounce von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh bisherige Erkenntnisse zum Ausmaß der Gletscherschmelze.
Die Studie hat diverse Prozesse, die bisher nicht betrachtet werden konnten, sehr detailliert angeschaut. Aber es ist nicht so, dass etwas völlig Neues aus der Studie herauskommt, was vorher nicht bekannt war.
Olaf Eisen, Glaziologe vom Alfred-Wegener-Institut
Der Studie zufolge steht das Schmelzen der Gletscher in linearem Zusammenhang mit dem durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg.
Bei einem Anstieg um 2 Grad - dem im Pariser Abkommen vereinbarten Ziel für die maximale Erwärmung - könnten knapp 70 Prozent der Gletscher bis zu einer Größe von einem Quadratkilometer verschwinden. Von den Gletschern zwischen einem und zehn Quadratkilometern würden fast 20 Prozent komplett abschmelzen.

Die ETH Zürich hat erstmals historische Fotos vom Gletscherschwund im 20. Jahrhundert mit aktuellen verglichen: Das Volumen der Gletscher hat sich bereits um die Hälfte verringert.

12.09.2022 | 02:28 min

Gletscher werden in vielen Regionen nahezu ganz verschwinden

Ausgehend von den Klimazusagen der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow im Jahr 2021, auf deren Grundlage ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2,7 Grad bis Ende des Jahrhunderts prognostiziert wurde, werden Gletscher in vielen Regionen nahezu ganz verschwinden, wie es in der Studie weiter heißt.
Dazu zählten die der europäischen Alpen, im westlichen Kanada, den Vereinigten Staaten sowie Neuseeland. Gletscher sind große Massen aus Schnee, Firn und Eis, die meist von Bergen langsam in Richtung Tal strömen.

Deutsche Gletscher sind nicht zu retten

Die deutschen Gletscher sind nach Eisens Worten nicht mehr zu retten: "Das Thema ist durch." Im vergangenen Jahr sei mit dem Südlichen Schneeferner einer weggeschmolzen, somit gebe es in Deutschland nur noch vier Gletscher. "Die wird das gleiche Schicksal ereilen", sagte Eisen.
Wie schnell die Schmelze in Deutschland vorangehe, hänge lediglich von den Temperaturen in den kommenden Wintern ab.

83 Prozent aller Gletscher bis 2100 verschwunden

Bei einem durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg von vier Grad würden der Studie zufolge 83 Prozent aller Gletscher weltweit verschwinden. Das hätte dramatische Folgen. Denn das Schmelzen der Gletscher lässt den Meeresspiegel ansteigen.
"Jeder Millimeter mehr Meeresspiegelanstieg führt zu mehr Überschwemmungen an den Küstengebieten, und die Gletscher sind eben einer der Hauptantriebe des Meeresspiegelanstiegs", sagte Fabien Maussion von der Universität Innsbruck, Co-Autor der Studie. Außerdem seien die Gletscher natürliche Süßwasserspeicher.
Wenn sie weg sind, heißt es zwar nicht, dass wir kein Wasser mehr haben, aber dass das Wasser nicht mehr dann kommt, wenn es benötigt wird - nämlich in trockenen, heißen Sommermonaten.
Matthias Huss, ETH Zürich
Wenn das Eis weg sei, sei vor allem in Dürrephasen mit Wasserknappheit zu rechnen.

Emissionen deutlich stärker reduzieren

Trotzdem unterstreicht das Team um Rounce: Es sei durchaus möglich, die Schmelze durch sofortige und umfassende Klimaschutz-Maßnahmen auf globaler Skala mittelfristig zu verlangsamen.
"Wir brauchen einen kompletten Wechselkurs, was unsere Emissionen angeht, wir müssen die globalen Emissionen wirklich deutlich stärker reduzieren", unterstrich Maussion.
Quelle: dpa

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