: Klima: Keiner glaubt's - bis es zu spät ist

von Harald Lesch
06.02.2022 | 09:03 Uhr
Es macht keinen Spaß, stets mahnend zu sein, gerade in der Klimakrise. Dabei kann Aktionismus Menschen verbinden - und auch ein Gemeinschaftsgefühl schaffen.

In der neuen Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
"Don’t look up": was für ein Film. Es kommt ein Komet, und er wird die Erde treffen. Mit hundertprozentiger Sicherheit. Die beiden, die den Kometen entdeckt haben, werden in Talkshows eingeladen, wo man sie mit Fragen zu außerirdischem Leben bombardiert, man den schockierenden Teil ihrer Nachricht erst nicht hören will und dann verniedlichend kommentiert. Die Regierung reagiert nicht, vor lauter Wahlkampf. Das Leben geht einfach genau so weiter. Business as usual, the show must go on. Die Überbringer dieser wirklich schlechten Nachricht werden einfach nicht ernst genommen. Und selbst als alle den Kometen sehen könnten, werden sie aufgefordert: "Schaut einfach nicht hin".

Ein Nichtwahrnehmenwollen beim Klimawandel

Man muss nur den Kometen durch den Klimawandel ersetzen und schon sind wir in der Wirklichkeit. Ich jedenfalls konnte nicht lachen bei dem Film. Zu oft habe ich beim Klimathema die Rolle der Spaßbremse, des Hiobs schon übernommen. Immer wird abgewiegelt. Dann fallen Sätze wie: "So schlimm wird es bestimmt nicht werden."
Das unbedingte Nichtwahrnehmenwollen von Entscheiderinnen und Entscheidern, das ist die eine durchgängige Erfahrung der letzten Jahre. Schaut nicht hin! Es gibt Wichtigeres. Egal ob die Wälder brennen, die Flüsse ganze Städte und Gemeinden davon reißen, ob es so heiß ist, wie noch nie. Schaut nicht hin. Permafrost taut auf - in Sibirien beobachten wir die Explosion einer Methanbombe in Zeitlupe. Die Arktis schmilzt. Im Amazonasregenwald herrscht ein einziges "Kettensägenmassaker". Die Artenvielfalt schrumpft.

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Warnungen scheinen nicht zu wirken

Die Menschheit ist ein zivilisatorischer Meteoriteneinschlag. Alle diese warnenden Sätze scheinen nicht zu wirken. Wir alle machen scheinbar einfach weiter, einfach so. Und fast noch schlimmer ist es, Verständnis zu zeigen - um dann noch immer nichts zu tun. "Na klar, wir wissen was auf dem Spiel steht, das Klima muss natürlich besser geschützt werden."
Und dann? Passiert zu wenig. Oder nichts. Oder das Gegenteil. Die Verhinderer und Verzögerer, die Beschwichtiger und sogenannten Pragmatiker, die angeblich bereits alles wissen, alle Warnungen kennen - und sie dann in den Wind schlagen. Hauptsache es behindert nichts den Fortgang der Ökonomie, das Wachsen der Renditen, Bruttoinlandsprodukte und Wertschöpfungsketten.

"Wir kriegen das schon hin" kein gutes Mantra

Wenn ich ehrlich bin: Beim Gedanken an die Lücke zwischen dem, was in Sachen Klimaschutz passieren muss, etwa um nicht das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu reißen, und dem, was tatsächlich passiert - dann wird mir ganz anders. "Wir kriegen das schon hin" ist angesichts der drohenden Klimakatastrophe eben leider kein gutes Mantra. Und Hoffen auf Technik und Innovation, auf "der Markt regelt", ist in diesem Fall vergebens. Das würden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Film "Don’t look up" wohl auch so sehen.

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Was mir hilft? All die Menschen, die es ernst meinen beim Thema Klimawandel, Energiewende und Nachhaltigkeit. Denn das sind die schönen Seiten, sich mit diesen schwierigen und oft unbequemen Themen auseinanderzusetzen: In diesen Feldern begegnet man nur Menschen, die sich Sorgen machen.

Klimakrise wahrnehmen, aber nicht vor Angst erstarren

Sie machen sich Sorgen, und sie machen sich Gedanken. Über die Zukunft und über die Möglichkeit, jetzt das Richtige zu tun. Und zwar schnell. Da helfen besonders die Aktionen, mit denen man wieder jemanden dazu gebracht hat mitzumachen, dabei zu sein, zu helfen, zu erklären. Und eben nicht zynisch zu werden und nicht zu verzweifeln.
Dabei geht es dann um Respekt und Anerkennung der Natur. Um unsere Kinder und Enkel. Und es wird gefeiert, gelacht und geplant. Nämlich wie es weiter geht, gut weiter geht, für alle. Klingt kitschig, ich weiß. Aber es hilft ungemein, den Klima-Kometen wahrzunehmen, hinzuschauen, sich mit ihm auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden - ohne dabei vor Angst zu erstarren.

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Harald Lesch ...

... ist Astrophysiker und Moderator für Terra X und Leschs Kosmos, erklärt für das ZDF die Welt. Besonders interessiert ist er an komplexen Systemen und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Und an Boule, Schach und Klavier. Seit 2016 ist er mit "Terra X Lesch & Co." auch als Youtuber aktiv.

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