: Erster Kriegsverbrecherprozess in Kiew
13.05.2022 | 11:09 Uhr
In Kiew steht ein russischer Soldat vor Gericht. Ihm wird die Tötung eines Zivilisten vorgeworfen. Es ist der erste Prozess gegen Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg.Ein russischer Soldat muss sich in der Ukraine wegen der Tötung eines unbewaffneten Zivilisten vor Gericht verantworten. Die Prozesseröffnung markiert den ersten Kriegsverbrechensprozess gegen ein Mitglied des russischen Militärs seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen das Land.
Generalstaatsanwältin legt Details ihrer Ermittlungen vor
Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa gehörte er zu einer Gruppe russischer Soldaten, die am 28. Februar, vier Tage nach Beginn der russischen Invasion, von ukrainischen Streitkräften zurückgeschlagen wurde. Als die Russen flüchteten, schossen sie demnach auf ein Privatauto und stahlen es.
Dann seien sie nach Tschupachiwka in der Region Sumy gefahren. Auf dem Weg hätten sie einen Mann gesehen, der auf dem Bürgersteig ging und telefonierte.
Der Soldat sei angewiesen worden, den Mann zu töten, damit dieser die russischen Soldaten nicht dem ukrainischen Militär melden könne. Wer den Befehl erteilte, teilte Wenediktowa nicht mit.
Der Angeklagte habe seine Kalaschnikow durch das offene Fenster des Autos abgefeuert und den Kopf des Opfers getroffen. Der Mann sei in der Nähe seines Hauses sofort gestorben. Der SBU veröffentlichte am 4. Mai ein kurzes Video, in dem der Soldat die Tötung des Mannes zugab und beschrieb. Der SBU beschrieb das Video als "eines der ersten Geständnisse der feindlichen Invasoren."
Starke Vorwürfe gegen russischen Soldaten
Der Anwalt des Angeklagten, Viktor Owsjanikow, räumte ein, dass der Fall gegen seinen Mandanten stark sei. Die endgültige Entscheidung, welche Beweise zugelassen werden, liege jedoch bei dem Gericht in Kiew. Owsjanikow sagte am Donnerstag, er und sein Mandant hätten noch nicht entschieden, wie dieser plädieren wolle. Dem Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe.
Untersuchung Tausender potenzieller Kriegsverbrechen
Dem 21-jährigen Mitglied einer russischen Panzereinheit wird der Prozess gemacht, während Wenediktowa eine stetig wachsende Zahl von Ermittlungen zu Vorwürfen durchführt, nach denen russische Truppen ukrainische Zivilisten töteten, folterten und missbrauchten.
Die Generalstaatsanwaltschaft untersucht nach eigenen Angaben mehr als 10.700 potenzielle Kriegsverbrechen unter Beteiligung von mehr als 600 Verdächtigen, darunter russische Soldaten und Vertreter der Regierung.
Die frontal-Redaktion hat sich auf die Spuren von Putins Kriegsverbrechen gemacht:

Hinweis: Dieser Beitrag enthält Szenen, wie Menschen erschossen werden. Es werden unter anderem Folter und Gewalt thematisiert. Diese Inhalte können verstörend sein.
17.03.2022 | 13:48 minGräueltaten von Butscha
Viele Gräueltaten wurden im April bekannt, nachdem die russischen Truppen ihren Versuch, die Hauptstadt Kiew einzunehmen, abbrachen, und sich aus dem Gebiet um Kiew zurückzogen.
Massengräber wurden entdeckt und in Städten wie Butscha lagen Leichen auf den Straßen und in Hinterhöfen.
Gerichtsverfahren in Zeiten des Krieges
Der erste Prozess wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine steht unter besonderer Beobachtung. Wolodymyr Jaworskyj, Koordinator beim Zentrum für Bürgerrechte in Kiew, einer der größten Menschenrechtsgruppen in der Ukraine, sagte, Aktivisten würden das Verfahren gegen den russischen Soldaten genau beobachten, um sicherzustellen, dass dessen Rechte respektiert würden.
Es könne schwierig sein, in Zeiten des Krieges die Neutralität von Gerichtsverfahren aufrechtzuerhalten, sagte er. Die Einhaltung von Regeln und Normen werde darüber entscheiden, "wie ähnliche Fälle in Zukunft behandelt werden."
Quelle: AP