: König für die einen, "not my king" für andere

von Alica Jung
06.05.2023 | 17:38 Uhr
Zum ersten Mal seit 70 Jahren haben die Briten eine Krönungszeremonie gefeiert. Für die einen ein einmaliger Moment, für andere eine Institution, die abgeschafft werden sollte.
Royale Fans warten auf die Krönungsfeier.Quelle: AP/ Andreea Alexandru
"God Save the King", rufen sie vor Buckingham Palace. "Not my King", entgegnen Monarchie-Gegnerinnen und Gegner am Trafalgar Square. Die Krönung von König Charles III. ist ein Tag für die Geschichtsbücher und gleichzeitig ist es die koloniale Geschichte des Landes und der Krone, die besonders jüngere Menschen scharf kritisieren.

Kritik am Zustandekommen der royalen Macht

"Es ist eine historische Institution", findet Imogen, die sich dem Protest der Organisation Republic angeschlossen hat. Bürgerinnen und Bürger sollten sich für Demokratie einsetzen, das Staatsoberhaupt demokratisch wählen, anstatt dass dies von einem Nepo-Baby zum nächsten weitergegeben werde.
Mit gelben Schildern mit der Aufschrift "Monarchie abschaffen" wollen sie auf sich aufmerksam machen. Imogen findet, die Royals sollten endlich anerkennen, woher ihre Macht komme: von Kolonialisierung und Sklavenarbeit, sogar die Kronjuwelen seien durch Ausbeutung ins Land gekommen.

Monarchie-Gegner festgenommen

Entlang der Prozessionsstrecke sind sie allerdings in der eindeutigen Minderheit. Umso lauter wollten sie sein, so der Plan. Doch noch vor Beginn der Krönung werden mehrere Mitglieder ihrer Gruppe festgenommen, so auch der Hauptorganisator Graham Smith. Die Londoner Polizei hatte im Vorfeld ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die die Krönung stören wollen.
Für die Gruppe und andere Bürgerrechtsorganisationen eine unfassbare Aktion:
Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London.
Yasmine Ahmed, Chefin der britischen Niederlassung von Human Rights Watch

Trotz Dauerregen warten Menschenmassen auf die königliche Kutsche

Entlang der Mall und vor Buckingham Palace bekommen die wartenden royalen Fans nichts von dieser Aufregung mit. Eingehüllt ins Plastik-Capes trotzen einige dem nassen Wetter bereits seit gestern. Nur um ganz vorne mit dabei zu sein, wenn der neu gekrönte König in der goldenen Kutsche vorbeifährt. Die Kutsche, von der einst König William IV. 1831 sagte, "eine Reise mit dieser Kutsche gleicht einer Schifffahrt bei starkem Seegang".
Fast 200 Jahre später ruckeln König Charles und Königin Camilla nach der feierlichen Krönung zurück zum Palast. 70 Jahre hat er auf diesen Moment gewartet - und so wundert es nicht, dass er es sich nicht nehmen lässt, gleich zwei Mal auf dem Balkon von Buckingham Palace sein Bad in der Menge zu nehmen.

70 Jahre nach Queen Elizabeth wurde ihr Sohn König Charles III. zum König gekrönt. Hilke Petersen berichtet aus London.

06.05.2023 | 01:39 min

Kritik an teurer Feier während der Krise

Eine "Once in a lifetime"-Erfahrung, beschreibt Zuschauerin Hana den Moment. Am Trafalgar Square hofft Demonstrant Noah, dass sich das Land nun wieder den drängenden Problemen wie der Wirtschaftskrise zuwendet.
Eine 113 Millionen Euro teure Veranstaltung, bezahlt von Staatsgeldern, findet er zynisch angesichts der andauernden Krise - während Menschen obdachlos auf der Straße lebten und zu Tafeln gehen müssten, "und wir hier einfach eine goldene Kutsche feiern, die durch London fährt, das ist höchst undemokratisch und total überholt." Mit der Krönung beginnt für König Charles III. wohl erst die Überzeugungsarbeit.

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