: Was Coverversionen so erfolgreich macht

von Marcus Schönhoff
18.05.2023 | 15:19 Uhr
Anastacia covert "Tage wie diese" von den Toten Hosen und Heino "Zehn nackte Friseusen" von Mickie Krause. Warum sind Coverversionen so beliebt? Und ist das alles nur geklaut?

Warum sind Coverversionen oft so erfolgreich?

16.05.2023 | 03:48 min
Entweder man liebt sie oder man hasst sie - Coverversionen. Es gibt sie wie Sand am Meer. Portale wie YouTube sind mittlerweile voll von Neuinterpretationen alter Songs. In der Musikbranche sind Cover und Samples mittlerweile selbstverständlich.
Selbst Größen wie die Beatles starteten ihre Karriere mit Coverversionen. In ihren Anfangstagen auf St. Pauli glänzten die Liverpooler nicht mit ihren Eigenkompositionen. Das kam erst später. Der Rest ist Popgeschichte - und "Yesterday" ist laut Guinness-Buch der Rekorde mit über 1.600 Versionen zwischen 1965 und 1985 das bislang am häufigsten auf Tonträgern gecoverte Lied.

Wann gecovert werden darf

Die Abgrenzung von Original und Coverversion fällt nicht immer leicht. Tatsächlich ist das Aufnahmedatum einer Komposition und nicht das Veröffentlichungsdatum entscheidend, ob ein Original oder eine Coverversion vorliegt.
Covern darf man bereits veröffentlichte Songs, die bei einer Verwertungsgesellschaft, also der Gema registriert sind. Das Einverständnis des Urhebers ist nicht erforderlich. Außer wenn eine Bearbeitung an Melodie oder Text vorgenommen wird.

Vorteile von Coversongs: Bekannte Texte, einprägsame Melodien

Aber warum greifen Künstler immer wieder auf bestehendes Material zurück? "Oft steht das Management oder die Plattenfirma dahinter", sagt Produzent und Musiker Dieter Falk. "Man denkt, es wäre so einfacher in die Playlisten und Charts zu kommen."
Oft würden den Künstlern die Cover vorgeschlagen, und die setzen es dann mit wenig Herzblut um, kritisiert Falk.
Einfache Cover finde ich langweilig. Wenn covern, dann bitte im neuen Gewand.
Dieter Falk, Produzent und Musiker
Für Musikfans ist der Konsum von Coversongs einfach. Im besten Fall kennt man die Melodie oder den Text und hat so direkten Zugang zum Lied. Im Idealfall verbindet man noch positive Erinnerungen an Ort, Zeit oder Gefühle damit.

Peter Maffay, Whitney Houston: Gecovert wurde schon immer

Oft sind Cover erfolgreicher sogar als das Original. "I Will Always Love You" von Whitney Houston beispielsweise, das im Original von Dolly Parton stammt, oder "Without You" von Mariah Carey. Auch in Deutschland findet man Beispiele: "Über sieben Brücken musst du gehen", das Peter Maffay 1980 von der DDR-Band Karat coverte.
Kultig sind oft auch die deutschen Versionen bekannter Hits aus den 70er und 80er Jahren. Marianne Rosenberg macht aus Blondies "Heart of glas" ein "Herz aus Glas" und Carl Douglas' "Kung Fu Fighting" wird von Kandy zu "Die Kung Fu-Leute".

Unerwartete Cover werden zu Nummer-Eins-Hits

Musikkenner schnalzen bei "Der Hund von Baskerville" mit der Zunge. Das Original "Paranoid" stammt von der Hardrockband Black Sabbath mit dem Frontmann Ozzy Osbourne. Die deutsche Version stammt ausgerechnet vom Schlagerduo Cindy und Bert.
Es sind oft die unerwarteten Cover, wie zum Beispiel Johnny Cashs Version von "Hurt", die überzeugen und zu Hits werden. Im Original von Nine Inch Nails, macht sich Cash die Nummer zu eigen.
Ein guter Coversong sollte eine Hommage an das Original sein, aber eben auch etwas Neues daraus machen. Zum Beispiel aus einem Schlager einen Punksong.
Andy Brings, Musiker

Leon hat Zukunftsängste - ein Weg dagegen anzukämpfen findet er in der Musik. Er ist Rapper und verarbeitet in seinen Liedern Panikattacken, die ihn seit der Jugend verfolgen.

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Cover steckt drin, steht aber nicht immer drauf

Bei vielen Songs wissen die Musikkonsumenten gar nicht, dass es sich um ein Cover handelt. "Ein Stern" von DJ Ötzi, "Nothing Compares 2 U" von Sinéad O'Connor oder "Ein Bett im Kornfeld" von Jürgen Drews sind alles Coverversionen. Dem Erfolg der Lieder hat das aber keinen Abbruch getan.
Wenn die Umsetzung stimmt, sind Coversongs oft der schnellste Weg in die Charts und die Playlisten.
Dieter Falk, Produzent und Musiker
Aktuell versucht sich Sängerin Anastacia an "Tagen wie diese" von den Toten Hosen und Heino an "Zehn nackte Friseusen" von Mickie Krause. Wie erfolgreich ein Coversong wird, darüber entscheiden am Ende die Fans. Sicher ist: Auch in Zukunft, das hat die Musikgeschichte gezeigt, werden wir ohrwurmtechnisch mit dem ein oder anderen Coversong zu rechnen haben.

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