: Wie der Urlaub nachhaltiger gelingt

23.07.2022 | 07:47 Uhr
Urlaub machen und dabei Gutes tun: Wie gelingt nachhaltiges Reisen? Eine Online-Buchungsplattform und andere Akteure zeigen, wie es sozialer und ökologischer geht.
In Unterkünften wie diesem Bungalow-Dorf in Indonesien kann man übernachten und gleichzeitg einen guten Zweck unterstützen. Quelle: socialbnb.org
Socialbnb haben die beiden Gründer Nils Lohmann (28) und Alexander Haufschild (26) ihr Start-up getauft. Sie vermitteln Unterkünfte jenseits der Menschenmassen und Hotelburgen - in Räumlichkeiten verschiedenster Projekte, und das weltweit.
Ob für 150 Euro die Nacht in der Finca eines Naturschutzprojektes im peruanischen Amazonasgebiet oder für 23 Euro das Doppelzimmer eines Frauenrechtsprojekts in Bangladesch: Mit ihrem Urlaub unterstützen Reisende einen guten Zweck - und erleben hautnah, wie das durch ihren Aufenthalt mitfinanzierte Projekt der Community vor Ort nützt.
Socialbnb möchte Tourismus so gestalten, dass die lokale Bevölkerung und die Regionen, in die gereist wird, einen Mehrwert davon haben.
Nils Lohmann, Gründer Start-up Socialbnb

Englischunterricht in Kambodscha finanziert

Ein Tuktuk-Fahrer in Kambodscha brachte ihn und Alexander Haufschild auf ihre Geschäftsidee: Zeng Shanti wollte den Kindern in seinem Dorf Englischunterricht ermöglichen, aber ihm fehlte das Geld dafür. Doch ihnen fällt die Lösung ein: Dorfbewohner*innen könnten leerstehende Räume an Reisende vermieten.

Urlaubsangebote wie ein Kurztrip nach Malle, Skiurlaub oder Fliegen passen schlecht zu einem klimafreundlichen Lebensstil. plan b zeigt, dass Reisen auch nachhaltig geht.

28.07.2022 | 29:45 min
Gründer Haufschild erinnert sich: "In den ersten drei Monaten ist dann tatsächlich genug Geld zusammengekommen, dass wir das Ganze dort aufbauen, einen lokalen Lehrer einstellen und so dann Englischunterricht vor Ort anbieten konnten."
Mittlerweile besteht das 2020 gegründete Kölner Start-Up aus einem siebenköpfigen Team. Ihr weltweites Netzwerk an Unterkünften und Hosts umfasst bereits mehr als 200 Projekte in über 45 Ländern. Die unterstützten Initiativen decken dabei ein weites Feld ab, von Artenschutz über Bildungsangebote bis hin zu Sportvereinen.

Viele weitere nachhaltige Ideen fürs Reisen

Nachhaltigkeit bekommt inzwischen einen immer höheren Stellenwert beim Reisen. Wer aufs Flugzeug und Auto verzichten will, kann bei längeren Strecken die "Nightjets" nutzen. Die Nachtzüge der ÖBB (Österreichischen Bundesbahn) erleben gerade ein Renaissance und bieten Strecken nach Österreich, Italien und in die Schweiz an.
Wer seinen Co2-Fußabdruck verbessern will, kann mit Spenden bei verschiedenen Anbietern seine Umweltbilanz kompensieren. Unternehmen wie "Atmosfair" oder "ZERO" investieren in Klimaschutzprojekte oder nachhaltige Umwelttechnologien.
Und wer im Urlaub Gutes tun will, kann sich als Helfer bei wissenschaftlichen Exkursionen oder sozialen Projekten beteiligen; Organisationen wie "Earthwatch" oder "weltwärts" haben zahlreiche Angebote.

TV-Tipp

Quelle: ZDF
Mehr Dokumentationen von plan b und Hintergründe dazu finden Sie jederzeit in der ZDF-Mediathek oder samstags um 17:35 Uhr im TV.

Potenzial für nachhaltigen Wandel

Vor Corona, im Jahr 2019, wurden weltweite Tourismuseinnahmen in Höhe von rund 1,5 Billionen US-Dollar verzeichnet - so viel wie nie zuvor. Seit der Jahrtausendwende stieg der Trend stetig, bis die weltweiten Einnahmen im Jahr 2020 pandemiebedingt um 74 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einbrachen.
Dennoch blieben die Einnahmen deutscher Reiseveranstalter stets im zweistelligen Milliardenbereich: Der Gesamtumsatz belief sich im zweiten Corona-Sommer 2021 auf immerhin noch rund 10,7 Milliarden Euro.

Mit Sommerferien kommt wieder die Frage, welche Corona-Regeln bei der Einreise in verschiedene Urlaubsländer gelten. Ein Blick ins Ausland zeigt: so gut wie keine mehr.

22.06.2022

"Hotelbunker" wenig hilfreich für Einwohner

All-Inclusive-Urlaub im ‘Hotelbunker’ kennen die Gründer von socialbnb aus ihrer Kindheit: "Du bist vom Flieger direkt ins Hotel und irgendwie an den Strand oder auf den Tennisplatz oder sonst was. Ob man dann in Spanien oder in Tunesien oder in der Türkei war, hat eigentlich keinen großen Unterschied gemacht, die Hotels sahen überall gleich aus", erinnert sich Nils Lohmann an die Familienurlaube.
Es gebe bei dieser Art von Urlaub wenig "Sickerungseffekte", erklärt Reisespezialist Alexander Haufschild, "also dass das Geld wirklich ins Umland kommt und davon Leute profitieren. Wenn überhaupt, dann in einem Angestelltenverhältnis. Aber die haben oft auch sehr miserable Arbeitsbedingungen vor Ort." Seine Vision: eine neue Form des nachhaltigen Tourismus, von dem alle profitieren - Gastgeber und Gäste.
Quelle: ZDF

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