: Soziale Berufe an der Belastungsgrenze

21.03.2023 | 17:16 Uhr
Soziale Berufe stoßen an ihre Grenzen. Die Belastungen für Beschäftigte sind zudem laut einer Umfrage während Corona erheblich angestiegen.
Die Kinderbetreuung in den Kitas leidet unter erheblichem Personalmangel - und der wird immer schlimmer.Quelle: dpa
Die Belastungen für Beschäftigte in sozialen Berufen sind laut einer Umfrage nach der Corona-Pandemie erheblich angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Analyse der Hochschule Fulda und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. So seien mehr als 60 Prozent der Befragten häufig oder sehr häufig an der Grenze der Belastbarkeit.

Hohe Arbeitsbelastung im Sozial- und Erziehungsdienst

Ein hohes Burnout-Risiko gebe es insbesondere bei Beschäftigten in der Jugend- sowie in der Behindertenhilfe, aber auch in Kitas und den Jugendämtern. Für die Studie "Professionelle Krise nach Corona? Steuerungsbedarf in der Sozialen Arbeit nach der Pandemie" wurden den Angaben zufolge im November vergangenen Jahres 8.210 Beschäftigte online befragt.
Schätzungen zufolge gibt es rund 1,5 Millionen Beschäftigte in der sozialen Arbeit. Die Bundesfachgruppenleiterin Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit bei ver.di, Elke Alsago, sagte, die Beschäftigten in vielen sozialen Berufen, vor allem im öffentlichen Dienst, seien am Limit.

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10.03.2023 | 05:05 min

Mehr als 50 Prozent schaffen Arbeitspensum nicht

Als Grund wird unter anderem auf eine gestiegene Nachfrage nach Angeboten sozialer Arbeit nach der Pandemie verwiesen. Zudem seien die Problemlagen bei den einzelnen Klienten vielschichtiger geworden und der Hilfebedarf gestiegen. Dies verschärfe den bereits vor der Pandemie herrschenden Personalmangel in den Berufsfeldern.
Über alle Arbeitsfelder der sozialen Arbeit hinweg arbeiten laut Studie mehr als ein Drittel (38,9 Prozent) der Befragten regelmäßig drei oder mehr Stunden wöchentlich zusätzlich. Knapp zwei Drittel der Befragten stehen demnach bei ihrer Arbeit unter Zeitdruck. Mehr als die Hälfte (56,6 Prozent) schaffen die Arbeitsmenge häufig oder sehr häufig nicht.
Alsago betonte, eine Schließung von Einrichtungen aufgrund hoher Krankheitswerte und erschöpfter Beschäftigter könne sich die Gesellschaft angesichts multipler Krisen nicht leisten. Sie verwies dabei auch auf die vielen prekären Beschäftigungsverhältnisse und befristeten Arbeitsverträge in der Branche, die die Beschäftigten belaste.

Deutsche Kitas brauchen mehr Personal

Zudem leiden laut einer Umfrage die Kindertageseinrichtungen in Deutschland unter wachsendem Personalmangel und können ihren Bildungsauftrag nicht mehr im vollen Umfang leisten. Bei einer Umfrage unter fast 5.400 Kita-Leitungen gaben fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten an, dass sie in den zurückliegenden zwölf Monaten in mehr als 20 Prozent der Arbeitszeit mit zu wenig Personal arbeiten mussten, wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Dienstag auf dem Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) in Düsseldorf mitteilte.
Laut der Umfrage berichteten fast neun von zehn Kitaleitungen über negative Auswirkungen des Personalmangels auf die pädagogische Qualität. Fast alle Kitaleitungen sagten, dass die hohe Arbeitsbelastung in den Einrichtungen zu mehr Fehlzeiten und Krankschreibungen geführt habe. Über 80 Prozent der befragten Einrichtungsleiterinnen und -leiter gaben an, dass Mitarbeitende unzufrieden mit der pädagogischen Arbeit seien und sich der Personalmangel negativ auf deren Arbeit auswirke.

VBE fordert Konsequenzen und nachhaltige Investitionen

Als Konsequenzen aus der Studie fordert der VBE unter anderem eine "verlässliche, aufeinander abgestimmte Finanzierungsgemeinschaft aus Bund, Ländern, Kommunen und Trägern", die eine bundesweite Fachkräfteoffensive zum Ziel hat.
Außerdem seien schnelle Maßnahmen zur Beseitigung der Personalengpässe und nachhaltige Investitionen in eine "wahrnehmbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen" nötig. Der VBE vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von etwa 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen.
Quelle: epd

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