: Was wird an Pfingsten gefeiert?

28.05.2023 | 05:24 Uhr
Pfingsten ist ein christliches Fest mit einem komplexerem Thema. Viele fragen sich: Was feiern wir an Pfingsten? Was oder Wer ist der Heilige Geist? Zur Bedeutung des Pfingstfests.

Pfingsten wird von Christen auf der ganzen Welt gefeiert. Das Fest geht auf jüdische Traditionen zurück.

13.12.2021 | 01:25 min
An Weihnachten feiert man die Geburt Jesu, an Ostern dessen Auferstehung nach dem Tod: Selbst kirchenferne Menschen haben zu diesen hohen Festen noch rudimentäres Wissen.
Bei Pfingsten aber hört es auf. Und wird kompliziert: Der Heilige Geist, so steht es in der Apostelgeschichte, kam herab auf die verängstigten Jünger Jesu und machte sie mutig und stark.
Wer oder was ist also der Heilige Geist, dem man - verkürzt betrachtet - ein langes Wochenende mit Feiertag am Montag oder in manchen Bundesländern sogar Pfingstferien verdankt?

Pfingsten: Der Heilige Geist als Göttliches

"Er ist eine theologische Figur, um die Gegenwart Gottes in der Welt zu bezeichnen. An ihr hat sich die Redeweise vom Heiligen Geist ausgebildet: Das Göttliche ist in der Welt gegenwärtig als Geist", erklärt Jörg Lauster, Professor für evangelische Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Die Frage lässt Philosophen verzweifeln und kann uns tief erschüttern: Gibt es Gott? Harald Lesch findet in der Wissenschaft verblüffende Antworten.

16.04.2023 | 44:01 min
Pfingsten habe nicht das Standing wie Ostern oder Weihnachten, sagt Lauster.
Dennoch war es für das frühe Christentum sehr wichtig. 50 Tage nach Ostern zeigt Pfingsten: Es geht weiter, was mit Jesus Christus angefangen hat.
Jörg Lauster, Professor für evangelische Theologie
Mit Christi Himmelfahrt verschwinde Gott nicht wieder aus der Welt.
Pfingsten ist eines der wichtigsten Feste der Christen. (Symbolbild)Quelle: dpa

Heilige Dreifaltigkeit als christliches Konzept

Die christliche Lehre der Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist sei nicht einfach zu verstehen. Dennoch müsse man das Christentum dafür bewundern, dass es darum gerungen habe, die Besonderheit seiner Gotteserfahrung gedanklich zu erfassen.
Gott ist in Jesus Christus als Person erschienen, er ist als Geist gegenwärtig und hinter alldem steht das Mysterium des Vaters. Das ist die großartige Leistung der Trinitätslehre.
Jörg Lauster, Professor für evangelische Theologie

Heiliger Geist oftmals in Gestalt einer Taube

In der christlichen Praxis hat das Thema einen festen Platz - Segensformeln und Kreuzzeichen erfolgen "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Auch getauft werden Christinnen und Christen mit dieser Formel. Was die Komplexität natürlich nicht schmälert.

Keiner weiß, wie Jesus Christus aussah, wie er lebte und wer er wirklich war. Dennoch wurde er zur Hauptfigur einer Weltreligion. Hat es ihn wirklich gegeben?

25.03.2021 | 15:45 min
Kirchenväter, Konzile, Theologen, Philosophen haben sich daran abgearbeitet. Und jeder, der sich ernsthaft mit dem christlichen Glauben beschäftigt, gerät wohl gedanklich ins Straucheln bei einem Gott in drei Gestalten.
Die Texte der hebräischen Bibel, auf die sich das Christentum bezieht, seien die ersten, die die Gegenwart Gottes als Geist bezeichnen, sagt Lauster: Am Anfang schwebt der Geist über dem Wasser. Zudem kenne das Alte Testament Erzählungen, in denen der göttliche Geist in Menschen wirkt, "in Propheten, aber auch in Kriegern - eine für uns etwas unheimliche Vorstellung".

Die Bibel wurde bisher milliardenfach verkauft und hat wie kein anderes Buch die Menschheit bis heute begleitet und geprägt. Die Geschichten aus dem "Buch der Bücher" stammen meistens mitten aus dem Leben, und ihre Themen und Inhalte sind nie aus der Mode gekommen.

31.05.2018 | 07:59 min
Im Christentum schließlich falle alles in einen Punkt zusammen:
In ganz besonderer Weise wirkt der Geist in Jesus Christus. Nicht umsonst wird die Taufe im Neuen Testament so beschrieben, dass der Heilige Geist in Form einer Taube auf Jesus herabkommt: ein großer Mythos, ein großes Bild.
Jörg Lauster, Professor für evangelische Theologie
Die Taube ist in der christlichen Kunst das gängigste Motiv, um den Heiligen Geist darzustellen. Ein anderes Bild ist das Feuer - die Redewendung "Feuer und Flamme für etwas sein" bezieht sich auf das Pfingstereignis, das aus traurigen Jüngern mutige Botschafter des Glaubens machte.

Heiliger Geist ökumenisch anerkannt

Und was sagen eigentlich die beiden großen in Deutschland präsenten Kirchen über den Heiligen Geist? Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist der Heilige Geist "die Kraft Gottes, die Christen über sich hinauswachsen lässt". Im Katechismus der katholischen Kirche heißt es: "Der Geist ist unsichtbar, aber wir erkennen ihn durch sein Handeln, wenn er uns das Wort offenbart und wenn er in der Kirche wirkt."

Die katholische Kirche steckt in der Krise: mehr als eine halbe Million Kirchenaustritte allein im vorigen Jahr. Viele Gemeinden suchen nach neuen Lösungen.

27.09.2023 | 03:12 min
Die katholische Lehre sei bis heute davon getragen, dass Gott sich verlässlich als Geist an die Kirche binde, sagt Lauster. Das könne man problemlos ökumenisch anerkennen. Jedoch: "Der Geist ist gegenwärtig in der Kirche, er ist aber kein Besitz der Kirche." Und der Geist wirke auch nicht nur in der Kirche.
Das Gegenteil von Geistesgegenwart ist Banalität und Langeweile. Und ich denke, da könnte man in spannende Gespräche mit unseren Zeitgenossen kommen. Denn Banalität und Langeweile will niemand.
Jörg Lauster, Professor für evangelische Theologie
Quelle: Björn Raddatz, dpa

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