: Planetarium-Chef bemängelt Lichtverschmutzung
Auch Menschen schlafen durch das viele Licht in der Stadt anders, und sogar der Hormonhaushalt wird davon beeinflusst.
Horn: LED-Licht in blauem Farbspektrum schädlicher
"Aus Berlin eine Lichtschutzstadt machen"
In Berlin kann man nachts nur noch ein, zwei Dutzend Sterne sehen.
Fakten zur Lichtverschmutzung
Die Lichtquellen wirken im Ökosystem wie ein Staubsauger: So zeigte eine Studie des IGB (Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei) auf einem Versuchsfeld im Westhavelland, dass an erleuchteten Straßenlaternen bis zu 260 Mal so viele Insekten schwirren wie in der dunklen Umgebung.
Bei dunklem Himmel kann man etwa 3.000 bis 4.000 Sterne sehen, in einer hellen Stadt kaum 100, weil die Nacht durch künstliches Licht massiv aufgehellt wird. Die Nachthelligkeit nimmt inzwischen weltweit um zwei bis sechs Prozent pro Jahr zu.
2017 sorgte die sogenannte Krefelder Studie für Aufsehen: Demzufolge ist die Biomasse von Fluginsekten in den letzten 27 Jahren um über 75 Prozent zurückgegangen. Insekten sind auf die Unterschiede von Hell und Dunkel angewiesen. Künstliches Licht verändert das Verhalten der Insekten. Bei Nachtfaltern hat man nachgewiesen, dass die Vielfalt der gesammelten Pollen und die Fortpflanzungsaktivität der Weibchen in der Nähe der Lichtquellen abnimmt. Zudem werden die Insekten im Lichtkegel zur leichten Beute für Räuber.
Am 1. März 2022 trat ein neues Bundesgesetz zum Schutz der Insekten in Kraft. Demnach sollen die schädlichen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Insekten eingedämmt werden. In Naturschutzgebieten gilt künftig ein grundsätzliches Verbot für neue Straßenbeleuchtungen und für leuchtende Werbeanlagen. Außerdem können der Betrieb von Himmelsstrahlern – sogenannten Skybeamern – beschränkt und Insektenfallen durch künstliche Lichtquellen verboten werden.
Christine Elsner, ZDF-Umweltredaktion