: Pandemie lässt Schulleistungen einbrechen

01.07.2022 | 15:56 Uhr
Viertklässler in Deutschland haben einer Studie zufolge zunehmende Rechtschreib-, Lese- und Matheprobleme. Im Vergleich zu vor 10 Jahren sind sie deutlich zurück gefallen.
Unterricht an einer GrundschuleQuelle: dpa
Das zeigen Ergebnisse einer am Freitag von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgestellten Untersuchung, die im Abstand von fünf Jahren die Kompetenzen in dieser Altersklasse repräsentativ untersucht.
Im Vergleich zur letzten Erhebung 2016 entsprächen die Kompetenzrückgänge im Lesen etwa einem Drittel, in Rechtschreibung und Mathematik einem Viertel eines Schuljahres, heißt es in der Untersuchung. Verglichen mit 2011 sind es sogar Rückstände von rund einem halben Schuljahr.

Pandemie nur bedingt verantwortlich

Die KMK sieht sich durch die Ergebnisse in ihrer Einschätzung bestätigt, dass "die Schulschließungen und Unterrichtseinschränkungen in der Corona-Zeit" Schülerinnen und Schüler "erheblich zurückgeworfen" hätten, wie es in einer Mitteilung der KMK hieß.
Die Autoren der Studie vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gehen davon aus, dass die Corona-Einschränkungen "zumindest teilweise" verantwortlich sind.
Die ungünstigen Veränderungen in den erreichten Kompetenzen sind deutlich und sicherlich nicht unwesentlich darauf zurückzuführen, dass diese Kohorte von Kindern von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffen war.
Petra Stanat, wissenschaftliche Leiterin IQB
Die Autoren der Studie schreiben aber auch, die "ungünstigen" Entwicklungen ließen sich nicht eindeutig darauf zurückführen, da es auch schon zwischen 2011 und 2016 Verschlechterungen gab. Es sei nicht auszuschließen, dass sich diese im weiteren Verlauf auch ohne die Pandemie fortgesetzt hätten.
So hätten schon in den früheren Kohorten zu viele Kinder nicht die Mindeststandards erreicht. "Um diese Kinder muss sich das Bildungssystem systematischer kümmern", fordert Stanat.

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Viele Kinder verfehlen Mindeststandards in Hauptfächern

Den ersten Auswertungen zufolge erreichen signifikant weniger Viertklässlerinnen und Viertklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik im Vergleich zu den letzten Erhebungen in den Jahren 2011 und 2016 die KMK-Bildungsstandards. Der Anteil der Kinder, die die Mindeststandards verfehlen, sei teilweise deutlich gestiegen, und die sozialen und zuwanderungsbezogenen Disparitäten hätten sich verstärkt.
Weitere Befunde zeigten zudem ein etwas geringeres fachliches Interesse für Deutsch und Mathematik, aber eine nach wie vor hohe Schulzufriedenheit und positive Bewertung der sozialen Integration in der Schulklasse.

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KMK-Chefin will Aufholprogramm verlängern

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Dies unterstreicht einmal mehr die Bedeutung von schulischem Lernen für die Bildungsgerechtigkeit.
Karin Prien, KMK-Vorsitzende
Das Bundesprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" in Bezug auf Lernrückstände und psychosoziale Effekte solle deshalb bis zum Ende des Schuljahres 2023/2024 verlängert werden.
Für die Studie waren vor den Sommerferien im Jahr 2021 deutschlandweit insgesamt 26.844 Kinder der vierten Klassen an 1.464 Schulen in 16 Bundesländern getestet worden. Der vollständige Bildungsbericht soll im Oktober 2022 veröffentlicht werden.
Quelle: dpa, KNA

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