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: Warum der Schutz des Tropenwaldes wichtig ist

von Michaela Waldow
14.09.2022 | 16:21 Uhr
Der Klimawandel setzt auch den tropischen Wäldern zu. Dabei spielen sie selbst eine zentrale Rolle beim Kampf gegen die globale Erwärmung.
Den größten Anteil des Regenwaldverlustes hat Brasilien.Quelle: dpa
Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, braucht es intakte Ökosysteme. Die Tropenwälder, eine wichtige Stütze im Kampf gegen die globale Erwärmung - sie speichern aber immer weniger Kohlenstoff.

Tropenwälder wichtig für die Atmosphäre

Tropenwälder haben eine außerordentliche Funktion beim Klima: Zum einen nehmen sie durch ihre Biomasse besonders viel Kohlendioxid auf, verwenden den darin enthaltenen Kohlenstoff zum Wachstum und speichern ihn. Etwa 734 Tonnen Kohlendioxid sind pro Hektar tropischem Urwald als Kohlenstoff im Holz gelagert.
Zum anderen kühlen sie durch Verdunstung die Atmosphäre und wirken so regulierend auf das Klima. Zudem leben mehr als 80 Prozent der weltweiten verschiedenen Lebensformen wie Bakterien, Viren, Pflanzen, Pilze und Tiere in den Tropen.

Tropischer Regenwald

Immerfeucht und immergrün. Weniger als drei trockene Monate, eine Jahresmitteltemperatur von 18 °C und eine besonders große Artenvielfalt.

Quelle: Imago

Immer weniger Tropenwald

Die Tropenwaldfläche wird nur von Jahr zu Jahr immer kleiner, das zeigen Satellitenbilder. Allein 2021 wurden weltweit 11,12 Millionen Hektar Tropenwald vernichtet. Das ist eine Fläche so groß wie Bayern und Niedersachsen zusammen (11,83 Millionen Hektar) - in einem Jahr.
Rodungen sind die Hauptursachen für die Vernichtung tropischer Wälder, der Klimawandel tut sein Übriges. Steigende Temperaturen und Dürren lassen die Bäume vertrocknen, auch Stürme und Brände haben einen immer größeren Anteil an der Zerstörung der Tropenwälder.
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Den größten Anteil des Waldverlustes hat Brasilien. Die Abholzung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes hat 2022 in den ersten sechs Monaten einen neuen Höchstwert erreicht. Von Januar bis Juni wurden in der Region 398.800 Hektar gerodet, wie Daten der brasilianischen Weltraumforschungsagentur Inpe zeigen.
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Der Anstieg 2016 in Brasilien ist hauptsächlich auf Waldbrände im Amazonasgebiet zurückzuführen. Meistens ausgelöst von Menschen, um Land für Landwirtschaft und Weideland vorzubereiten. Die Entwaldung im Amazonasgebiet hat seit Jahren ein hohes Niveau.

Gründe für Rodungen

Tropenwald wird aus vielen Gründen entwaldet: Wegen des Anbaus von Soja, Kakao, Kaffee, wegen der Umwandlung zur Agrarfläche für Rinderhaltung, wegen Holzeinschlag für Möbel oder Papier oder wegen der Ausbeutung von Bodenschätzen.
In Südamerika wird Regenwald hauptsächlich für Weideland vernichtet, in Asien eher für den Anbau von Palmölplantagen, in der Demokratischen Republik Kongo für den Abbau von Kobalt. In erster Linie wird er also für die Herstellung von Produkten für den Export gerodet.
Das Holz stammt zudem hauptsächlich aus illegaler Rodung: Laut WWF ist indonesisches Tropenholz zu Dreiviertel aus illegaler Quelle, im brasilianischen Amazonasgebiet beträgt der Anteil 80 Prozent.

Verantwortung der EU an der Entwaldung

Laut einem Bericht des WWF war allein der EU-Verbrauch in den Jahren von 2005 bis 2017 für 16 Prozent der der Entwaldung in den Tropen im Zusammenhang mit internationalem Handel verantwortlich, weltweit auf dem zweiten Platz nach China:
• China (24 Prozent)
• EU (16 Prozent)
• Indien (9 Prozent)
• USA (7 Prozent)
• Japan (5 Prozent)
Damit trägt der EU-Verbrauch nicht nur zur Zerstörung des Tropenwaldes, sondern auch zum Klimawandel bei.

Bedeutung des Verlustes

Tropenwälder nehmen zwar nur knapp vierzehn Prozent der eisfreien Landmasse ein (18,27 Millionen Quadratkilometer), doch ist dort der größte Kohlenstoffdioxid-Anteil weltweit gespeichert. Beim Verbrennen oder Verrotten wird das gespeicherte Kohlenstoffdioxid zum Teil wieder freigesetzt. In Südamerika, dem größten Regenwaldgebiet, hat die Speicherung von CO2 am stärksten abgenommen. Das Amazonas-Gebiet gibt einer Studie zufolge inzwischen sogar mehr Kohlenstoff wieder ab, als es aufnimmt. Und die Vernichtung des Waldes fördert den Klimawandel, der Klimawandel fördert die Vernichtung des Waldes.
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Die tropischen Regenwälder sind besonders artenreich. Durch das stabile Klima existiert dort ein reiches Ökosystem mit vielen unterschiedlichen Nischen. Etwa zwei Drittel aller bekannten Tier- und Pflanzenarten kommen dort vor. Jede Art hat eine Funktion in dem komplexen Ökosystem, jedes Verschwinden einer Art hat Konsequenzen und stört dieses fein aufeinander abgestimmte System. 47 Prozent aller Pflanzenarten waren (Stand 2020) im tropischen Raum vom Aussterben bedroht oder gefährdet, während es in der restlichen Welt mit 25 Prozent deutlich weniger waren.
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Auch für die Gesundheit ist die Abholzung des Tropenwaldes eine Bedrohung: Durch die Vernichtung des natürlichen Lebensraumes kommen Wildtiere näher an die von Menschen besiedelten Flächen. Damit wächst das Risiko, dass sich Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen. "Berühmte" Zoonosen der letzten Jahre sind Ebola, das Lassa-Virus und das Coronavirus. Und wie schnell und weitreichend Zoonosen Einfluss auf unser Leben haben können, hat die Corona-Pandemie gezeigt.
Verschwinden die Tropenwälder, hat das dramatische Folgen für die Artenvielfalt, das Klima und folglich auch für uns. Fällt die Minderung des Klimawandels durch den Tropenwald weg, sind die Folgen der steigenden Erderwärmung unter anderem längere und häufigere Dürren, Brände, Stürme oder Überschwemmungen und Krankheiten.

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