FAQ
: Notlage wegen Affenpocken?
21.07.2022 | 07:06 Uhr
Fachleute beraten in Genf darüber, ob die WHO eine neue Notlage von nationaler Tragweite ausrufen sollte. Grund: diesmal nicht Corona, sondern die Ausbreitung der Affenpocken.Die Affenpocken haben sich in kurzer Zeit rund um den Erdball ausgebreitet. In Deutschland sind seit Mitte Mai mehr als 2.100 Fälle gemeldet worden. Ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einberufener Notfall-Ausschuss tagte deshalb an diesem Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen. In der Regel informiert die WHO nicht am gleichen Tag über die Ergebnisse der Beratungen. Ist die Lage so gefährlich, dass er das Ausrufen einer "Notlage von internationaler Tragweite" empfehlen wird?
Warum trifft sich der Ausschuss?
Die US-Gesundheitsbehörde CDC zählt für dieses Jahr schon mehr als 14.000 Fälle in Ländern, in denen das Virus bislang praktisch unbekannt war. Nur in Afrika gab es zuvor einige Länder, die immer mal Affenpocken-Ausbrüche meldeten. WHO-Spezialist Ibrahima Socé Fall sagte, als der Ausschuss im Juni das erste Mal einberufen wurde: "Wir wollen nicht warten, bis die Situation außer Kontrolle geraten ist."
Wie beurteilten Experten die Lage?
Sie stellten zwar einen "Notfall-Charakter der Situation" fest, fanden aber, dass mehr Informationen etwa über die Infektionswege und die Symptome der Krankheit nötig seien, um zu beurteilen, ob es sich um eine "Notlage internationaler Tragweite" handelt. Außerdem hielten sie fest, dass die Fallzahlen in manchen Ländern ein Plateau erreicht hätten oder möglicherweise fielen.

Die ständige Impfkommission empfiehlt nun den Risikogruppen, sich gegen die Viruserkrankung impfen zu lassen. Bislang sind in Deutschland mehr als 130 Infektionsfälle bekannt.
10.06.2022 | 01:48 minWas bedeutet Notlage?
Die Erklärung einer Notlage (PHEIC - Public Health Emergency of International Concern) ist die höchste Alarmstufe, die die WHO zünden kann. Unmittelbare praktische Auswirkungen hat das nicht. Vielmehr soll dies die Aufmerksamkeit der 194 Mitgliedsländer erhöhen.
Der Expertenrat gibt Empfehlungen: etwa, dass Kliniken und Praxen nach Fällen Ausschau halten und mit Aufklärung dafür sorgen sollen, dass sich möglichst wenig Menschen anstecken.
Der Expertenrat gibt Empfehlungen: etwa, dass Kliniken und Praxen nach Fällen Ausschau halten und mit Aufklärung dafür sorgen sollen, dass sich möglichst wenig Menschen anstecken.
Sind die Pocken vergleichbar mit Corona?
Nein. Zwar hat die WHO auch nach dem Auftauchen von Sars-CoV-2 am 30. Januar 2020 eine "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. Aber die Krankheiten lassen sich nicht miteinander vergleichen.
Affenpocken werden nach bisherigem Kenntnisstand hauptsächlich durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Nach WHO-Angaben sind 99 Prozent der bisher Betroffenen Männer bis 65 Jahre, die Sex mit Männern haben. Generell kann sich aber jeder infizieren, der engen körperlichen Kontakt mit Infizierten hat.
Was spricht gegen und für eine globale Notlage
Dagegen spricht: Die Infektionszahlen steigen nicht explosiv, weil die Übertragung nach jetzigem Kenntnisstand deutlich schwieriger ist als bei Corona. Beim aktuellen Ausbruch werden bisher in der Regel auch keine schweren und tödlichen Krankheitsverläufe beobachtet.
Außerdem handelt es sich beim Affenpocken-Erreger um ein DNA- und kein RNA-Virus wie Sars-CoV-2: DNA-Viren sind träger und mutieren kaum. Deshalb werden immer ansteckendere Varianten wie bei Corona nicht so schnell erwartet. Es gibt auch anders als beim Beginn von Corona bereits einen Impfstoff. Der wurde gegen Menschenpocken entwickelt, ist aber auch gegen Affenpocken wirksam.
Außerdem handelt es sich beim Affenpocken-Erreger um ein DNA- und kein RNA-Virus wie Sars-CoV-2: DNA-Viren sind träger und mutieren kaum. Deshalb werden immer ansteckendere Varianten wie bei Corona nicht so schnell erwartet. Es gibt auch anders als beim Beginn von Corona bereits einen Impfstoff. Der wurde gegen Menschenpocken entwickelt, ist aber auch gegen Affenpocken wirksam.
Dafür spricht: Das Virus verhält sich anders als bislang bekannt war.
Affenpocken sind eigentlich eine Krankheit bei Nagetieren in West- und Zentralafrika. Vereinzelt springen sie dort auf Affen und auch auf den Menschen über. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei engem Kontakt möglich. Dass sich das Virus auch in Europa ausbreitet, ist neu.
Affenpocken sind eigentlich eine Krankheit bei Nagetieren in West- und Zentralafrika. Vereinzelt springen sie dort auf Affen und auch auf den Menschen über. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei engem Kontakt möglich. Dass sich das Virus auch in Europa ausbreitet, ist neu.
Wie ist die Lage in Deutschland?
Der erste Fall wurde Mitte Mai gemeldet, Stand 20. Juli waren es laut Robert Koch-Institut (RKI) 2.110 aus allen Bundesländern. Mit Ausnahme von vier Frauen waren nach RKI-Angaben alle Erkrankten Männer. Die meisten Nachweise kamen aus Berlin (1.167).
Die meisten Bundesländer haben nach RKI-Daten jeweils weniger als 100 Fälle gemeldet, teils sind es sogar weniger als zehn. Ein Lichtblick: Der zunächst starke Anstieg bis zur Woche 20. bis 26. Juni hat sich laut RKI deutlich abgeflacht.
Quelle: dpa