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: Abtreibungen: So ist die Lage in Deutschland
Worum geht es bei der Abschaffung des §219a?
Er ist seit Jahren umstritten: Der Paragraf 219a des Strafgesetzbuchs über die "Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft". Nach einem Gesetzentwurf der Ampel soll er nun komplett abgeschafft werden, weil er dazu führe, dass Ärztinnen und Ärzte mit Strafverfolgung rechnen müssten, "wenn sie sachliche Informationen über Ablauf und Methoden des Schwangerschaftsabbruchs öffentlich (etwa auf ihrer Homepage) bereitstellen". So sei es für Patientinnen schwer, den richtigen Arzt zu finden.
"Unsachliche oder gar anpreisende Werbung" soll aber auch künftig verboten bleiben. Das will die Ampel über das Heilmittelwerbegesetz regeln.
Auch die Linke ist für die Abschaffung des §219a, Union und AfD sind dagegen.
Wie viele Schwangerschaften werden abgebrochen?
Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Abtreibungen in den vergangenen 25 Jahren deutlich gesunken: Von 130.899 im Jahr 1996 auf 94.596 im Jahr 2021. Während damals 66 von 10.000 Frauen eine Schwangerschaft abbrachen, waren es zuletzt 56. In den vergangenen zehn Jahren sank die Quote der Abtreibungen bei den unter 30-Jährigen deutlich:
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Etwa ein Drittel der Schwangerschaften in Deutschland ist unbeabsichtigt, ein knappes Sechstel explizit ungewollt. Das hat eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2016 ergeben. Von den ungewollten Schwangerschaften werden demnach knapp 44 Prozent abgebrochen - also mehr als die Hälfte ausgetragen. Laut der Studie treiben gut acht Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens (mindestens) einmal ab.
Wer entscheidet sich für eine Abtreibung?
Am höchsten ist die Abtreibungsquote bei den 25- bis 29-Jährigen, gefolgt von den 30- bis 34-Jährigen.
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58 Prozent der Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen, sind ledig, 38 Prozent verheiratet. 59 Prozent haben schon mindestens ein Kind auf die Welt gebracht.
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Was sind die Gründe für eine Abtreibung?
Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland eigentlich strafbar. Die Ausnahmen:
- In den ersten zwölf Wochen darf abgetrieben werden, wenn die Schwangere zuvor bei einer anerkannten Beratungsstelle war. Auf diese Regelung gehen nach den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts 96 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche zurück.
- Auch aus medizinischen Gründen oder nach einer Vergewaltigung ist die Abtreibung erlaubt. Das trifft auf vier Prozent der Fälle zu.
Die Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, geben in der BZgA-Studie fünf Hauptgründe an:
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Wie ist die Versorgungslage ungewollt Schwangerer in Deutschland?
Eine Ärztin oder einen Arzt für eine Abtreibung zu finden, ist in Deutschland gar nicht so einfach. Das berichten Betroffene und Experten übereinstimmend. So begrüßt etwa Prof. Daphne Hahn, Gesundheitswissenschaftlerin an der Hochschule Fulda, die geplante Abschaffung des §219a. "Für die betroffenen Frauen erleichtert es den Informationszugang. Das ändert jedoch nichts an der Problematik der Frauen, generell Ärztinnen und Ärzte zu finden, die Abbrüche durchführen", sagte sie dem "Deutschen Ärzteblatt". Die Zahl der Praxen und Kliniken, die Abtreibungen vornähmen, sei seit 2003 fast um die Hälfte gesunken. Und das Problem werde sich weiter verschärfen, weil viele Ärzte in Ruhestand gingen.
Das gemeinnützige Recherchezentrum "Correctiv" hat eine Datenbank erstellt, in der deutschlandweit nach Kliniken gesucht werden kann, die Abtreibungen vornehmen. Und dabei herausgefunden, dass dies nur 60 Prozent aller öffentlichen Krankenhäuser mit Gynäkologie tun - manche davon nur, wenn es einen medizinischen Grund gibt oder die Frau vergewaltigt wurde.