: Chrupalla: "Spaltung der AfD beendet"
29.01.2022 | 08:19 Uhr
Jörg Meuthen trat am Freitag aus der AfD aus - wegen "totalitärer Anklänge". Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla sieht die Partei dadurch gestärkt. Erleichterung in der Parteispitze über den Rücktritt des bisherigen AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen: Im Interview mit dem heute journal update sagte AfD-Chef Tino Chrupalla: "Insgesamt, sag ich ganz ehrlich, hat Jörg Meuthen mit dem heutigen Tage die Spaltung der AfD beendet."
Das sei "wichtig und richtig" und er, Chrupalla, werde die Partei jetzt "zusammenführen, zusammenhalten". "Wir werden sie auf einen erfolgreichen Kurs führen. Wir haben schon einige Austritte verkraftet."
Meuthen: "Immer radikalerer Kurs" der AfD
Ganz anders sah das der bisherige AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen. "Ich glaube, dass die AfD eine Entwicklung nimmt, die keinen weiteren politischen Erfolg in diesem Land verheißt, weil sie sich einfach in eine Richtung bewegt, die diesen Erfolg nicht hergibt", sagte Meuthen im Interview mit dem heute journal.
Zudem hätten sich große Teile der Partei für einen immer radikaleren Kurs entschieden. "Ich will eine konservative Politik, keine reaktionäre, ich will eine freiheitliche, keine beliebige, ich will eine patriotische, aber keine nationalistische Politik."
Funke: AfD in "schwerster Krise seit der Gründung"
Der vollständige Rückzug Meuthens sei absehbar gewesen, sagte der Politologe Hajo Funke. "Sein Verständnis dieser Partei war, nur so weit nach rechts zu gehen, dass sie auch im Westen so viel Wahlerfolge erzielt, dass sie zu einem Bündnispartner zwischen rechts und ganz rechts werden kann."
So sehr Meuthen in seinen ersten Jahren die Rechtsextremen unterstützt und damit in die Mitte der Partei gerückt habe, so sehr sei er später zu der Überzeugung gelangt, dass die Partei einem "rechtsextremen Irrweg verfallen" sei.
Funke, der mehrere Bücher über die Entwicklung der Partei geschrieben hat, schlussfolgerte: "Unter dem Druck stagnierender Umfragen, dem Austritt Jörg Meuthens, ausufernder Parteispendenskandale und einer chaotischen und zuletzt radikalisierten Abwehr der Pandemie-Realität" stehe die AfD nun "in der schwersten Krise seit ihrer Gründung".
Steinbach: "Zerstörerischer Auftritt von Meuthen"
Als Reaktion auf Meuthens Austritt kündigte die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach ihren Eintritt in die AfD an. "Der bewusst zerstörerische Austritt von Jörg Meuthen, der wohlsituiert sein Europamandat behält, ist für viele, die hinter ihm standen, ein Schlag ins Gesicht", erklärte sie am Freitagabend auf Twitter.
Steinbach (78), früher Bundestagsabgeordnete und lange Zeit Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, war 2017 aus der CDU ausgetreten und ist Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Sie begründete dies damals unter anderem mit der Flüchtlingspolitik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Meuthen vor Aufhebung seiner Immunität
Einen Zusammenhang zwischen seinem Abgang und der Empfehlung eines EU-Parlamentsausschusses, Meuthens Immunität für Ermittlungen aufzuheben, bestritt Meuthen. "Hat damit absolut nichts zu tun", sagte er dem Fernsehsender Welt.
Er habe darum gebeten, die Immunität schnell aufzuheben, "damit das aufgearbeitet werden kann". "Die Vorwürfe, die da im Raum stehen, sind gegenstandslos." Das Verfahren steht dem Vernehmen nach in Zusammenhang mit der AfD-Spendenaffäre.
Quelle: dpa, AFP