: Nato: Afghanistan-Einsatz wird untersucht
11.09.2021 | 06:14 Uhr
Der Militäreinsatz in Afghanistan endete in chaotischen Zuständen in dem Land. Nato-Generalsekretär Stoltenberg hält dennoch ähnliche Einsätze des Bündnisses künftig für sinnvoll.Die Nato hat nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg "eine umfassende Untersuchung" zum desaströs geendeten Afghanistan-Einsatz eingeleitet. "Die Ereignisse der letzten Wochen waren tragisch für die Afghanen und erschütternd für alle, die sie unterstützen", schrieb Stoltenberg in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag".
Es gebe viele schwierige Fragen bezüglich des Nato-Engagements, die man sich nun ehrlich stellen müsse. "Wir müssen Lehren daraus ziehen." Zugleich machte Stoltenberg deutlich, dass sich das Militärbündnis nicht vollständig zurückziehen will.
Stoltenberg: Afghanistan nicht die letzte Krise
"Afghanistan wird nicht die letzte Krise sein, in der Nordamerika und Europa gemeinsam, mithilfe der Nato, handeln müssen", erklärte der frühere norwegische Regierungschef. "Es wird immer jemanden geben, der uns schaden will. Das haben wir am 11. September (2001) und seitdem noch bei vielen anderen Terroranschlägen gesehen."
In Afghanistan hatten zuletzt kurze Zeit nach dem Ende des Nato-Militäreinsatzes in dem Land die militant-islamistischen Taliban die Macht zurückerobert. Ziel des knapp zwei Jahrzehnte dauernden Einsatzes war es eigentlich gewesen, genau das zu verhindern.
Afghanistan: "Schwieriger Einsatz"
Stoltenberg hält trotz der raschen Rückeroberung Afghanistans durch die Taliban auch in Zukunft ähnliche Militäreinsätze des westlichen Bündnisses für sinnvoll. Militäreinsätze seien "grundsätzlich das letzte Mittel, manchmal aber doch die einzig vernünftige Antwort".
Die Mission in Afghanistan "war ein langer und schwieriger Einsatz, der mit vielen Opfern und hohen Kosten verbunden war", schreibt Stoltenberg laut Vorabbericht. Dennoch seien Erfolge mit dem Einsatz verbunden.
Afghanistan: Ausgangsbasis für Terroristen?
"Die Nato-Mission bestand darin, al-Qaida erheblich zu schwächen und zu verhindern, dass Afghanistan als Ausgangsbasis für Terroristen dient, die uns dann angreifen. Seit dem 11. September hat es keine in Afghanistan organisierten Terrorangriffe mehr in unseren Heimatländern gegeben."
Stoltenberg sieht die Streitkräfte als den ultimativen Garanten für Freiheit. "Ohne starke und glaubwürdige Streitkräfte als Rückendeckung wird die Diplomatie scheitern. Während des Kalten Krieges gaben die Streitkräfte der Nato unseren Diplomaten und Politikern die notwendige Stärke, mit der Sowjetunion zu verhandeln." Konflikte könnten durch Abschreckung verhindert werden, so Stoltenberg.
Quelle: dpa, Reuters, AFP