Bergkarabach: Sorge um Zivilisten
05.10.2020 | 07:32 Uhr
Im Konflikt um die Region Bergkarabach werfen sich Armenien und Aserbaidschan gegenseitig Kriegsverbechen vor. Auch Russland gibt sich besorgt.Armenien und Aserbaidschan, die beiden Konfliktparteien in der Südkaukasus-Region Bergkarabach, haben sich gegenseitig beschuldigt, gezielt die Zivilbevölkerung unter Beschuss zu nehmen. Die aserbaidschanische Generalstaatsanwaltschaft spricht etwa von mehr als 20 getöteten Zivilisten.
Die armenische Seite verzeichnete bisher nach eigenen Angaben mehr als 200 Tote, darunter überwiegend Soldaten. Die Angaben sind schwer überprüfbar, da es kaum unabhängige Beobachter in dem Konfliktgebiet gibt.
Eine Woche nach Beginn der heftigen Gefechte um die umstrittene Region Bergkarabach ist der Tonfall zwischen den Konfliktparteien deutlich schärfer geworden. Internationale Vermittlungsversuche blieben bislang erfolglos.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium erklärte derweil, armenische Truppen hätten die zweitgrößte aserbaidschanische Stadt Gandscha bombardiert. Auf Videoaufnahmen waren zerstörte Häuser in der 330.000-Einwohner-Stadt zu sehen. Außerdem sei die Hauptstadt der selbsternannten Republik Bergkarabach, Stepanakert, beschossen worden.
Mögliche Ausweitung des Konflikts
Russland, Armeniens Partner in der Region, zeigte sich besorgt angesichts steigender Opferzahlen in der Zivilbevölkerung. Es sei eine schnellstmögliche Waffenruhe notwendig, forderte Außenminister Sergej Lawrow. Nach Angaben seines Ministeriums in Moskau telefonierte er am Sonntagabend mit seinem armenischen Kollegen Sohrab Mnazakanjan.
Die De-facto-Regierung in Bergkarabach drohte am Sonntag mit einer Ausweitung der militärischen Aktivitäten auf "das gesamte Staatsgebiet Aserbaidschans". Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) prangerte die willkürliche Bombardierung von Städten und Dörfern an.
Hilfsorganisation: "Unverhältnismäßige Angriffe"
Das Völkerrecht verbiete "wahllose und unverhältnismäßige Angriffe", hieß es in einer Erklärung der in Genf ansässigen Organisation vom Sonntag. Die Konfliktparteien müssten alles tun, um Zivilisten und zivile Infrastruktur zu schützen. Durch die heftigen Kämpfe seien hunderte Gebäude sowie Schulen und Krankenhäuser beschädigt worden, kritisierte das IKRK.
Quelle: dpa, AFP