: Biden dankt Polen für Flüchtlingshilfe
25.03.2022 | 22:07 Uhr
US-Präsident Biden betont auf seiner Europareise den Zusammenhalt des Westens. In Polen würdigte er den Einsatz des Landes für Kriegsflüchtlinge. Das war Tag 30 im Ukraine-Krieg.Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Biden dankt Polen für Engagement für Flüchtlinge
- Russische Armee legt Fokus künftig auf "Befreiung" des Donbass
- Moskau: 1.351 russische Soldaten in Ukraine getötet
- Waffenlieferungen des Westens an Kiew seien laut Russland ein "Fehler", Russland will seine Westflanke wegen Nato-Aktivitäten stärken
- Habeck: Fortschritte bei Abhängigkeit von russischen Energieimporten
- Internationale Atomenergiebehörde: Ukraine meldet Beschuss nahe Tschernobyl
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Krieg in der Ukraine: Das ist am Freitag passiert
- US-Präsident Joe Biden hat bei seinem Besuch in Polen den Einsatz des Landes für ukrainische Kriegsflüchtlinge gewürdigt. Er wolle mit seiner Reise unterstreichen, dass die von Polen geleistete Hilfe von enormer Bedeutung sei in einer Zeit, in der Europa die größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg erlebe, sagte Biden. Der Präsident näherte sich der ukrainischen Grenze bis auf rund 95 Kilometer. Er habe gehofft, noch näher an die Grenze zu kommen, aus Sicherheitsgründen sei ihm das aber nicht möglich gewesen.
- Die russische Armee will sich nach offiziellen Angaben bei ihrem Vorgehen in der Ukraine künftig auf die "Befreiung" der Donbass-Region im Osten des Landes konzentrieren. Die ersten bei dem militärischen "Sondereinsatz" in der Ukraine gesetzten Ziele seien erreicht und die "ukrainischen Kampfeinheiten in bedeutendem Umfang reduziert worden", sagte der stellvertretende Generalstabschef Sergej Rudskoj am Freitag. Damit könne die Armee künftig "den Großteil ihrer Anstrengungen auf das Hauptziel richten: Die Befreiung des Donbass".
- Nach Angaben aus Moskau sind seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine 1.351 russische Soldaten getötet, fast 4.000 verletzt worden. Russland hatte zuletzt am 2. März offizielle Zahlen zu Todesopfern in der Ukraine vorgelegt; damals war von knapp 500 getöteten Soldaten die Rede gewesen. Experten rechnen damit, dass die Zahlen tatsächlich deutlich höher liegen.
- Der stellvertretende Chef des Generalstabs der russischen Armee, Sergej Rudskoj, bezeichnete es als "großen Fehler" des Westens, Waffen an Kiew zu liefern. "Dies verlängert den Einsatz", sagte er.
- Russland will als Reaktion auf die Nato-Aktivitäten vor seinen Grenzen seine Westflanke militärisch stärken. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
- In einer Videobotschaft hat Selenskyj den 27 EU-Staats-und Regierungschefs für die Sanktionen gegen Russland gedankt. Er sagt aber auch, die Unterstützung sei zu spät gekommen, um Putin von dem Einmarsch in die Ukraine abzuhalten. "Jetzt diskutieren wir über die Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union. Wenigstens hier bitte ich Sie, nicht zu spät zu kommen", sagt Selenskyj. Er hoffe, dass die größten Skeptiker der EU-Erweiterung - Deutschland, Frankreich und die Niederlande - ihren Kurs ändern würden.
- Nach Ansicht britischer Geheimdienste haben die ukrainischen Streitkräfte damit begonnen, hochwertige Ziele in von Russland gehaltenen Gebieten anzugreifen. Darunter seien etwa ein Landungsschiff oder ein Munitionslager in der Stadt Berdjansk. Es sei wahrscheinlich, dass die ukrainischen Streitkräfte weiterhin auf für die Logistik wichtige Einrichtungen abzielten. Dies werde das russische Militär dazu zwingen, der Verteidigung seiner Versorgungskette Vorrang einzuräumen. Das werde wiederum die Fähigkeit russischer Truppen zur Durchführung von Offensivoperationen verringern und der ohnehin schon schwindenden Moral weiter schaden.
- In der Ukraine sind laut UN mehr als 6,5 Millionen Menschen im eigenen Land durch die russischen Angriffe auf der Flucht. Mehr als 3,6 Millionen Menschen flohen zudem ins Ausland. Das Bundesinnenministerium erklärte, dass in Deutschland bislang 238.932 Flüchtlinge registriert worden sind. Die Ukraine hatte vor Beginn des russischen Angriffs mehr als 44 Millionen Einwohner.
Die Situation in den ukrainischen Städten
- Für die Evakuierung von Zivilisten aus der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol stehen zahlreiche Fahrzeuge im nahe gelegenen Berdjansk bereit. "Gerade befinden sich dort 48 Busse", sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer Videobotschaft. In der etwa 70 Kilometer von Mariupol entfernten Stadt befinde sich zudem ein Tankfahrzeug für Privatfahrzeuge. Mariupol zählt zu denen am stärksten von russischen Angriffen zerstörten ukrainischen Städten. Nach Angaben der ukrainischen Regierung sitzen noch rund 100.000 Menschen in der weitgehend zerstörten Stadt fest.
- Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass bei dem russischen Angriff auf das Theater in Mariupol in der vergangenen Woche rund 300 Menschen getötet wurden. Sie verwies auf Auswertungen von Augenzeugenberichten. "Bis zuletzt will man glauben, dass alle in Sicherheit sind. Doch die Zeugenaussagen derjenigen, die sich zum Zeitpunkt dieses Terrorakts im Gebäude befanden, sagen das Gegenteil", erklärte die Behörde im Online-Dienst Telegram.
- Nach mehreren Flächenbränden rund um die Atomruine Tschernobyl führt nun möglicher Beschuss in der Nähe zu erneuten Sorgen um die Sicherheit der Anlage. Russische Streitkräfte hätten ukrainische Kontrollpunkte in der Stadt Slawutytsch unter Beschuss genommen, teilte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, in der Nacht zu Freitag unter Berufung auf Informationen der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde mit. Dies gefährde laut Kiew "die Häuser und Familien des Betriebspersonals, das die nukleare und radioaktive Sicherheit" des ehemaligen AKW gewährleiste sowie weitere Rotationen der Angestellten. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen.
- Russische Truppen haben nach Angaben örtlicher Rettungsdienste am Rand von Dnipro zwei Raketen auf eine ukrainische Militäreinheit abgefeuert. Dabei seien am späten Donnerstagabend Gebäude zerstört und zwei Brände ausgelöst worden. Die Zahl der Getöteten und Verletzten werde noch ermittelt, hieß es. Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Dnipro ist die viertgrößte Stadt der Ukraine und liegt im Osten des Landes, westlich der seit 2014 von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiete.
- Bei einem russischen Angriff auf eine medizinische Einrichtung in Charkiw sind nach ukrainischen Angaben vier Menschen getötet worden. "Sieben Zivilisten wurden bei einem Bombardement mit Mehrfachraketenwerfern verletzt, vier davon starben an ihren Verletzungen", erklärte die Polizei bei Telegram. Der Angriff am frühen Morgen habe "einem medizinischen Zentrum" im Süden von Charkiw gegolten. Insgesamt seien in Charkiw laut Polizei fast 300 Zivilisten seit Kriegsbeginn getötet worden.
- Russische Truppen greifen nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter zahlreiche Städte und Gebiete an - sind allerdings bei der Hauptstadt Kiew am Vorrücken gehindert worden. Die Front sei "praktisch eingefroren". Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sagte in Kiew, die russischen Truppen hätten an den meisten Frontabschnitten keine Ressourcen für weitere Vorstöße mehr. Der Kriegsgegner stehe "praktisch auf der Stelle", betonte Arestowytsch.

Die Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine soll mit Kalibr-Raketen von Schiffen der Schwarzmeer-Flotte angegriffen worden sein. Aus Angst vor dem Krieg leben viele Menschen seit Wochen in den U-Bahn-Stationen.
25.03.2022 | 04:33 min- Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben russische Kriegsschiffe im besetzten Hafen von Berdjansk angegriffen. Der ukrainische Generalstab erklärte in der Nacht zum Freitag auf Facebook, das russische Landungsschiff "Saratow" zerstört und die Landungsschiffe "Cäsar Kunikow" und "Nowotscherkassk" beschädigt zu haben. Zuvor hatte die ukrainische Marine mitgeteilt, sie habe den Truppentransporter "Orsk" zerstört.
Ankommende Geflüchtete sprächen von zerstörten Städten. Viele sähen keine Möglichkeit, nach dem Krieg dorthin zurückzukehren, so Jörg Brase, ZDF-Korrespondent in Lemberg.
25.03.2022 | 03:30 minReaktionen auf den russischen Angriff auf die Ukraine
- Die USA wollen in diesem Jahr gemeinsam mit internationalen Partnern 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas (LNG) zusätzlich in die EU liefern, um russische Gasimporte zu ersetzen. Langfristig soll die Menge auf 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ansteigen, wie US-Präsident Joe Biden zusammen mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel ankündigte. Damit könnte nach Kommissionsangaben etwa ein Drittel der derzeitigen Gasimporte aus Russland ersetzt werden.
- Deutschland reduziert laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) seine Abhängigkeit von russischen Energieimporten "mit hohem Tempo". Schon Mitte dieses Jahres "werden die russischen Ölimporte nach Deutschland voraussichtlich halbiert sein", sagte er in Berlin. Beim Gas sei es möglich, "bis Mitte 2024 weitgehend unabhängig" zu werden. Über die Fortschritte berichtet auch der "Spiegel". Die Abhängigkeit von russischem Erdgas betrage statt bislang 55 Prozent am Ende dieses Monats bereits nur noch "40 Prozent", hieße es in einem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums, das dem Magazin vorliege.
- Die EU-Staaten haben zur finanziellen Unterstützung der Ukraine den Aufbau eines Solidaritätsfonds beschlossen. Das geht aus einer in der Nacht zum Freitag beim Gipfeltreffen in Brüssel veröffentlichten Erklärung der Staats- und Regierungschefs hervor. Um den Solidaritätsfonds für die Ukraine mit Geld zu füllen, soll eine Geberkonferenz organisiert werden. Auch internationale Partner sind eingeladen, sich zu beteiligen.
- Die EU wirft Russland vor, in der Ukraine Kriegsverbrechen zu begehen. Russland greife die Zivilbevölkerung an und ziele unter anderem auf Krankenhäuser, Schulen und Schutzräume. "Diese Kriegsverbrechen müssen sofort aufhören", heißt es einer am Morgen veröffentlichten Erklärung des EU-Gipfels in Brüssel.
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Das ist im Krieg an Tag 29 passiert:
In Brüssel hat die Nato getagt. US-Präsident Biden betonte, dass die Allianz so geschlossen sei wie nie. Bundeskanzler Scholz versicherte, auch die G7 sei "einiger als je zuvor". Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Donnerstag entwickelt hat:
Quelle: dpa, AFP, AP, epd, KNA, Reuters, ZDF