: Ukraine: Russische Angriffe im Osten gestoppt

16.05.2022 | 21:26 Uhr
Ukraine meldet Vernichtung russischer Depots und stoppt laut eigenen Angaben Angriffe. Im Stahlwerk in Mariupol sollen Moskau zufolge Verletzte evakuiert werden.
Ukrainische Truppen haben laut eigenen Angaben Russland im Gebiet Charkiw zurückgedrängt. Quelle: dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ukrainisches Militär stoppt laut eigenen Angaben Angriffe
  • Moskau kündigt Korridor für verletzte Soldaten in Mariupol an
  • Scholz will weiter zwischen Ukraine und Russland vermitteln
  • Schweden wird Nato-Mitgliedschaft beantragen

Anmerkung der Redaktion

Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Das war die Lage an Tag 82:

  • Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben russische Angriffsversuche im Osten des Landes weitgehend gestoppt und mehrere Munitionslager zerstört. Das teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Abend mit.
  • Den Angaben der Kiewer Militärs zufolge wurden russische Angriffe in der ostukrainischen Donbass-Region überall abgewehrt. So seien Vorstöße Richtung Sjewjerodonezk, Lyman, Bachmut, Kurachowe und Awdijiwka zurückgeschlagen worden.
  • Russland öffnet nach eigener Darstellung einen Korridor am Stahlwerk Asowstal in der ukrainischen Stadt Mariupol. Der Korridor solle dazu genutzt werden, um verletzte ukrainische Soldaten in medizinische Einrichtungen in der von Russland kontrollierten Stadt Nowoasowsk zu bringen, teilt das Verteidigungsministerium mit. Mariupol wird laut Bericht des ukrainischen Generalstabs weiter schwer von Artillerie und Luftwaffe beschossen. Zu der Evakuierung äußerte sich die Ukraine nicht.

Die russische Armee scheint "keine wirklich schlagkräftige, disziplinierte Truppe am Boden zu sein", so ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf aus Charkiw.

16.05.2022 | 03:19 min
  • Ukrainische Truppen melden einen symbolträchtigen Erfolg bei ihrer Gegenoffensive im östlichen Gebiet Charkiw: Sie seien zumindest an einer Stelle bis zur Grenze zu Russland vorgestoßen. Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte in der Nacht zu Montag ein Video mit einem Dutzend Soldaten neben einem Grenzpfahl in den Nationalfarben Blau und Gelb.

Wie zuverlässig sind Angaben aus dem Ukraine-Krieg?

Viele Informationen, die uns aus dem Ukraine-Krieg erreichen, kommen von offiziellen russischen oder ukrainischen Stellen - also von den Konfliktparteien selbst. Solche Informationen sind deshalb nicht notwendigerweise falsch, aber zunächst nicht von unabhängigen Stellen überprüft. Eine solche Überprüfung ist wegen des Kriegsgeschehens oft nicht oder zumindest nicht unmittelbar möglich. Das ZDF trägt dieser Situation Rechnung, indem es Quellen nennt und Unsicherheiten sprachlich deutlich macht.

Zudem greifen die Informationsangebote des ZDF in ihrer Berichterstattung auf viele weitere Quellen zurück: Sie berichten mit Reportern von vor Ort, befragen Experten oder verweisen auf Recherchen anderer Medien. Zudem verifiziert ein Faktencheck-Team kursierende Aufnahmen und Informationen.

Warum werden dennoch Aussagen der Konfliktparteien zitiert?

Das ZDF ist in seiner Berichterstattung dem Grundsatz der Ausgewogenheit verpflichtet. Dazu gehört, grundsätzlich beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Gleichzeitig sehen wir es als unsere Aufgabe an, Aussagen auf Grundlage der vorliegenden Informationen einzuordnen und darüber hinaus - beispielsweise in Faktenchecks - Propaganda auch als solche zu entlarven und kenntlich zu machen.

Warum ist häufig von "mutmaßlich" die Rede?

Die Sorgfalt und Ausgewogenheit, denen das ZDF verpflichtet ist, beinhalten auch, sachliche Unwägbarkeiten transparent zu machen und Vorverurteilungen zu vermeiden. Ist ein Sachverhalt nicht eindeutig bewiesen, muss diese Unsicherheit offengelegt werden. Das geschieht in der Regel durch Formulierungen wie "mutmaßlich" oder "offenbar". Damit wird klar, dass zum Zeitpunkt der Berichterstattung aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse davon ausgegangen wird, dass sich ein Ereignis so zugetragen hat wie dargestellt, die letzte Gewissheit allerdings (noch) fehlt.

Das gilt zum Beispiel auch bei der Berichterstattung über Gerichtsprozesse: Eine Person gilt so lange als "mutmaßlicher Täter", bis ein Gericht ein rechtskräftiges Urteil gesprochen hat.

Die Situation in den ukrainischen Städten:

  • In den umkämpften ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk sind nach Behördenangaben mindestens 19 Zivilisten getötet worden. "Infolge des Beschusses von Sjewjerodonezk gab es mindestens zehn Tote", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, im Nachrichtendienst mit. Es sei aufgrund der Angriffe jedoch äußerst schwer, die Örtlichkeit zu überprüfen.
  • Im benachbarten Donezker Gebiet wurden nach Angaben des örtlichen Militärgouverneurs Pawlo Kyrylenko weitere neun Zivilisten getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt.
  • Ukrainische Grenzsoldaten haben nach eigenen Angaben heute einen Versuch der russischen Streitkräfte abgewehrt, Truppen in die Region Sumy im Norden des Landes zu entsenden. Der Grenzschutz teilte mit, die Angreifer hätten Granatwerfer und Maschinengewehre eingesetzt, um eine "Sabotage- und Aufklärungsgruppe" zu decken, die von Russland aus die Grenze überquerte. Die ukrainischen Soldaten hätten das Feuer erwidert und die russische Truppe zum Rückzug über die Grenze nach Russland gezwungen, erklärte der Grenzschutz.
  • Durch einen russischen Raketenangriff in der Nähe der Hafenstadt Odessa im Süden der Ukraine ist ukrainischen Militärangaben zufolge eine touristische Unterkunft zerstört worden. Das Kommando Süd der ukrainischen Streitkräfte berichtete von mindestens drei verletzten Zivilisten. Zudem sei Feuer ausgebrochen. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

Ukraine: Hier können Sie spenden

Quelle: ZDF
Wenn Sie helfen wollen, können Sie das durch eine Spende tun. Alle Informationen hierzu im Überblick.

Wie arbeitet das Aktionsbündnis?

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.

Reaktionen und Folgen des russischen Angriffs:

  • Bundeskanzler Olaf Scholz will seine Vermittlungsversuche im Ukraine-Krieg mit Russlands Präsident Wladimir Putin fortsetzen. Das Kriegsgeschehen drohe sich hin zu einem Stellungskrieg zu verändern, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.
  • In dieser Phase sei es wichtig, "dass man jetzt versucht, wieder in Gespräche zu kommen, wie man das Töten, das Schießen beenden kann". Scholz hatte vergangene Woche mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Putin telefoniert.
  • Schweden will einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Nato stellen. "Wir verlassen eine Ära und treten in eine neue ein", sagte die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson. Geplant sei, den Antrag in den kommenden Tagen gemeinsam mit Finnland einzureichen.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des Strebens von Finnland und Schweden in die Nato vor einer Zunahme der internationalen Spannungen gewarnt. "Das verschärft die ohnehin nicht einfache internationale Lage auf dem Gebiet der Sicherheit", sagte er. Wenn die Allianz ihre militärische Infrastruktur an die Grenzen Russland verlege, dann werde darauf entsprechend reagiert, sagte er. 

Die Türkei müsse "einen sehr hohen politischen Preis zahlen", sollte sie die Nato-Norderweiterung blockieren, so ZDF-Korrespondent Gunnar Krüger zum Treffen der EU-Außenminister.

16.05.2022 | 02:36 min
  • Die Außenminister der EU-Staaten haben weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte bewilligt. Das kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Treffen mit den Ministern in Brüssel an. Auch über ein Öl-Embargo wurde beraten, aber bislang noch ohne Ergebnis.

Das passierte an Tag 81:

Nato-Generalsekretär Stoltenberg erklärte, dass er einen Sieg der Ukraine für möglich halte. Im Osten wurde erbittert gekämpft. Das war die Lage an Tag 81:
Quelle: dpa, AP, AFP, Reuters, ZDF

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