: Major: Russland hat Ziele "nicht verändert"

12.11.2022 | 09:48 Uhr
Kiew, Charkiw, Cherson: eine "lange Liste von Niederlagen", so Sicherheitsexpertin Major. Dennoch habe Russland seine Ziele nicht verändert - und könnte auch wieder zurückschlagen.
"Russland ist geschwächt, hat aber seine Ziele nicht verändert": Trotz des Rückzugs seiner Armee aus der strategisch wichtigen Stadt Cherson verfolge Russland weiter dieselben Ziele im Krieg gegen die Ukraine, erklärt Claudia Major, Sicherheits- und Militärexpertin von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Politisch betrachte Russland die Region Cherson nach der Annexion weiter als Teil des eigenen Staatsgebiets. "Und praktisch sehen wir, dass Russland die Ostseite des Dnipro befestigt hat, mit Bunkern, mit Befestigungsanlagen", sagt Claudia Major. An diesem Fluss werde also "die neue Frontlinie verlaufen".
Wir müssen davon ausgehen, dass, sobald sich die Truppen erholt haben, Russland auch wieder losschlagen wird.
Claudia Major, Sicherheitsexpertin an der SWP Berlin

Krieg geht im Osten der Ukraine weiter

Zudem werde der Krieg auch in anderen Teilen der Ukraine weiter fortgesetzt. "Auch die Kämpfe im Osten - Donezk und Luhansk" werden laut Major weitergehen. Genauso wie die "aktive Ent-Ukrainisierungspolitik in den besetzten Gebieten".
Cherson liegt im Süden der Ukraine.Quelle: ZDF

Cherson-Abzug ist "schallende Niederlage" für Russland

Trotzdem sei der Abzug aus Cherson "eine schallende Niederlage für Russland", so Major. "Das war der einzige Brückenkopf, den Russland auf der Westseite des Dnipro hatte." Cherson sei das Tor zur ukrainischen Schwarzmeerküste und zu Odessa gewesen - und durch den Rückzug werde ein Angriff in diese Richtung immer unwahrscheinlicher.
Welche Folgen der Rückzug Russlands aus Cherson hat, lesen Sie in dieser Militäranalyse:
Zudem sei es auch ein symbolisch wichtiger Sieg gewesen, erklärt Claudia Major: weil es "die einzige Regionalhauptstadt" unter russischer Besetzung war - und man dieses Gebiet nur wenige Wochen nach der Annexion räumen müsse.
Und auch wenn der Rückzug aus Cherson geordneter abgelaufen sei als der aus Charkiw vor zwei Monaten: Die Abzüge aus Kiew im März, aus Charkiw im September und nun aus Cherson seien "eine lange Liste von russischen Niederlagen", so Claudia Major.
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