: UN-Klimagipfel: Baerbock droht mit Scheitern

19.11.2022 | 13:01 Uhr
Beim Weltklimagipfel ist keine Einigung in Sicht. Annalena Baerbock und EU-Vize Frans Timmermans warnen vor einem Scheitern der Verhandlungen, Kritik richtet sich gegen Ägypten.
Die UN-Klimakonferenz in Ägypten steckt in einer Sackgasse. EU-Kommissionsvize Frans Timmermans und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock haben sogar offen damit gedroht, dass sie notfalls auch ein Platzen des zweiwöchigen Treffens in Scharm el Scheich in Kauf nehmen. 
Wir werden keinen Vorschlägen zustimmen, die das 1,5-Grad-Ziel zurückdrehen.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Man werde auch keinen Vorschlägen zustimmen, die die Freiheiten künftiger Generationen infrage stellen, sagte die Grünen-Politikerin.
Es kursierten aber Vorschläge, die andeuten, dass kein Staat in den nächsten zehn Jahren seine Klimaschutz-Ambitionen steigern müsse. "Dann würde das 1,5-Grad-Ziel hier auf dieser Konferenz sterben. Und da macht die Europäische Union nicht mit", betonte sie.

Aus EU-Sicht müsse "bei dieser COP rauskommen, das Ende von fossilen Energien einzuläuten", so die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), zur UN-Klimakonferenz.

18.11.2022 | 06:32 min
Man sei nicht nur in Ägypten, "um Papier zu produzieren", sagte sie. "Sondern, wir sind hier, um das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten." Die Konferenz in Ägypten müsse einen großen Schritt vorankommen. Dafür gebe es hier "eine einzigartige Chance und die müssen wir beim Schopf packen".

Timmermans: Akzeptieren nicht, "dass das 1,5-Grad Ziel hier und heute stirbt"

Auch Timmermans sagte, gewisse rote Linien werde der Staatenverbund nicht überschreiten. "Es ist besser, kein Ergebnis zu haben als ein schlechtes."
Tweet von Timmermans
"Wir sind besorgt über einige der Dinge, die wir in den vergangenen zwölf Stunden gesehen und gehört haben", sagte dazu Timmermans. Das Verhalten Ägyptens sei "inakzeptabel".
"Wenn man nicht genug tut, um Emissionen zu reduzieren und das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, kann kein Geld der Welt mehr das Leid lindern, das durch Naturkatastrophen entstehen wird", warnte Timmermans.
"Wir können nicht akzeptieren, dass das 1,5-Grad Ziel hier und heute stirbt."
EU-Kommissionsvize Frans Timmermans

COP-Präsident weicht strittigen Fragen aus

Die Weltklimakonferenz, zu der etwa 34.000 Teilnehmer angereist sind, war am Freitagabend in die Verlängerung gegangen. COP-Präsident Samih Schukri sagte am Morgen danach:
Es gibt ein gleiches Maß an Unzufriedenheit von allen Seiten.
Samih Schukri, COP-Präsident
Die Vertreter der rund 200 Staaten wollten nun weiter über eine Abschlusserklärung beraten. Der Frage nach einem möglichen Scheitern wich er aus. "Jede Partei hat das volle Recht, sich einem Konsens anzuschließen oder nicht anzuschließen."

ZDF-Umweltexperte: "Der Ärger ist groß"

"Es geht nicht wirklich voran in Scharm el Scheich", sagt Mark Hugo, Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion. Der Ärger sei groß.
In der EU-Delegation und in vielen anderen richtet er sich vor allem gegen die ägyptische COP-Präsidentschaft. Viel zu spät hat sie Entwürfe vorgelegt, Vorschläge trotz breiter Unterstützung ignoriert. Und es ist ihr nicht gelungen, ein positives Verhandlungsklima zu schaffen.
Mark Hugo, ZDF-Umweltredaktion
Jetzt seien die Fronten verhärtet und die Gefahr groß, dass es am Ende nur eine wachsweiche oder sogar gar keine Schlusserklärung geben werde, so Hugo. "Beobachter sprechen von der chaotischsten Klimakonferenz, die sie bisher erlebt haben."
Quelle: dpa, AFP, ZDF

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